Vatikanstadt (Fides) – Die Gemeinschaft in der Kirche wird „vom Heiligen Geist geschaffen und bewahrt“. Und dies macht es zu jeder Zeit möglich, um das Wunder einer „demütigen Kirche“ zu bitten, die nicht „von sich selbst eingenommen“ ist und „sich herabbeugt, um der Menschheit die Füße zu waschen“. Eine Kirche, die „ganz von Christus angezogen und daher auf den Dienst an der Welt ausgerichtet ist“, so Papst Leo XIV. in seiner Predigt während der Eucharistiefeier, die er an diesem Sonntag anlässlich des Jubiläums der Synodenteams und Mitwirkungsgremien leitete.
Die Aufgabe und Mission dieser Organismen – betonte der Papst – lasse sich verstehen, wenn man „das Geheimnis der Kirche“, in der Beziehungen „nicht der Logik der Macht“ entsprechen – die Papst Franziskus als „weltliche Logik“ bezeichnete – sondern „wo das geistliche Leben den Vorrang hat. Dieses lässt uns entdecken, dass wir alle Kinder Gottes und untereinander Brüder und Schwestern sind, berufen sind, einander zu dienen”. Deshalb sei in der Kirche „niemand dazu berufen, zu befehlen, sondern alle sind dazu berufen, zu dienen; niemand darf seine Ideen aufzwingen, sondern wir müssen einander zuhören; niemand ist ausgeschlossen, sondern wir sind alle dazu berufen, teilzuhaben; niemand besitzt die ganze Wahrheit, wir müssen in Demut suchen, und zwar gemeinsam“.
Papst Leo nahm Bezug auf den Abschnitt aus dem Lukasevangelium, wo Jesus das Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner erzählt, die in den Tempel gehen, um zu beten. Papst Leo erinnerte daran, dass der Pharisäer und der Zöllner aus dem Gleichnis Jesu scheinbar „gemeinsam“ zum Tempel „hinaufgehen“, um zu beten. In Wirklichkeit jedoch „sind sie getrennt und es gibt keinerlei Kommunikation zwischen ihnen“.
Das Gebet des Pharisäers, „das scheinbar an Gott gerichtet ist, ist nur ein Spiegel, in dem er sich selbst betrachtet, sich selbst rechtfertigt, sich selbst lobt“. Er beurteile den anderen, den Zöllner, „mit Verachtung“ und schaue auf ihn herab. Er ist von seinem eigenen Ego besessen und endet so damit, sich nur um sich selbst zu drehen, ohne eine Beziehung zu Gott oder zu anderen zu haben“.
Dies, so der Bischof von Rom, „kann auch in der christlichen Gemeinschaft geschehen“. Und es geschehe, wenn „der Anspruch, besser zu sein als andere, wie es der Pharisäer gegenüber dem Zöllner tut, Spaltung schafft und die Gemeinschaft zu einem Ort macht, an dem gerichtet und ausgeschlossen wird; Verurteilung und Ausgrenzung macht; wenn man seine Rolle nutzt, um Macht auszuüben und Räume zu besetzen“.
Im Gegensatz zum Pharisäer bitte der Zöllner in seinem Gebet nur um Gnade für sich als Sünder. Und auf ihn, so der Papst, sollten wir schauen, denn „mit derselben Demut müssen wir alle in der Kirche erkennen, dass wir Gott und einander brauchen“.
Papst Leo XIV. bat die Synodenteams und Mitwirkungsgremien, allen zu helfen, „zu verstehen, dass wir in der Kirche noch vor irgendwelchen Unterschieden dazu berufen sind, gemeinsam auf der Suche nach Gott voranzuschreiten, und die Gesinnung Christi in uns zu hegen“. So werde es auch möglich sein, „mit Zuversicht und neuem Geist die Spannungen zu bewältigen, die das Leben der Kirche durchziehen – zwischen Einheit und Vielfalt, Tradition und Erneuerung, Autorität und Teilhabe –, indem wir zulassen, dass der Heilige Geist sie verwandelt, damit sie nicht zu ideologischen Gegensätzen und schädlichen Polarisierungen werden. Es geht nicht darum, sie durch gegenseitige Rückführung aufzulösen, sondern sie vom Heiligen Geist befruchten zu lassen, damit sie in Harmonie gebracht werden und auf eine gemeinsame Entscheidungsfindung ausgerichtet sind“.
Es gehe darum, so der Petrusnachfolger, anzuerkennen dass „man die Wahrheit nicht besitzt, sondern gemeinsam sucht, indem man sich von einem unruhigen Herzen leiten lässt, das in die Liebe verliebt ist“. Und dies sind die charakteristischen Merkmale einer „demütigen Kirche“, die „nicht wie der Pharisäer aufrecht steht, triumphierend und von sich selbst eingenommen, sondern die sich herabbeugt, um der Menschheit die Füße zu waschen; eine Kirche, die nicht wie der Pharisäer über den Zöllner urteilt, sondern ein Ort der Gastfreundschaft für alle und jeden ist; eine Kirche, die sich nicht in sich selbst verschließt, sondern immer auf Gott hört, um ebenso allen zuhören zu können“.
Zum Abschluss seiner Predigt bittet Papst Leo um die Fürsprache der Jungfrau Maria an und griff dabei die Worte eines Gebets des Bischofs und „ehrwürdigen Dieners Gottes“ Tonino Bello auf: „Heilige Maria, du gastfreundliche Frau, nähre in unseren Kirchen das Verlangen nach Gemeinschaft. […] Hilf ihnen, interne Spaltungen zu überwinden. Greife ein, wenn in ihrem Schoß der Dämon der Zwietracht sein Unwesen treibt. Lösche die Brandherde der Parteiungen. Lege die gegenseitigen Auseinandersetzungen bei. Löse ihre Rivalitäten auf. Gebiete ihnen Einhalt, wenn sie beschließen, eigene Wege zu gehen und die Abstimmung auf gemeinsame Projekte vernachlässigen“.
(GV) (Fides 26/10/2025)