AFRIKA/SUDAN - Hungersnot infolge des Konflikts: In Darfur ernähren sich die Menschen von Tierfutter

Montag, 18 August 2025 kriege   hungersnot   hunger   paramilitärische gruppen   lebensmittelsicherheit  

UNICEF Xinhua picture alliance

di Cosimo Graziani

El Fasher (Fides) – In der Tragödie des Konflikts im Sudan ist die Region Darfur eine der am stärksten betroffenen. Insbesondere im Bundesstaat Nord-Darfur hat die Belagerung der Hauptstadt El Fasher durch die „Rapid Support Forces“ (RSF) seit Monaten die Bevölkerung der Stadt und des Flüchtlingslagers Zamzam am Stadtrand in die Knie gezwungen. Die Belagerung blockiert die Anlieferung von Lebensmitteln und treibt die Preise in die Höhe, die mittlerweile die höchsten im ganzen Land sind. Die Bevölkerung ist am Ende ihrer Kräfte, in der ganzen Stadt und im Flüchtlingslager steigt die Zahl der unterernährten Menschen von Tag zu Tag, und das einzige Mittel, das ihnen zur Verfügung steht, ist, Futter zu kochen, das normalerweise für Kühe bestimmt ist.
Das Viehfutter heißt Ambaz und es handelt sich dabei um die Rückstände aus der Verarbeitung von Sonnenblumenkernen, Erdnüssen und Sesam. Ein Lebensmittelabfall, der jahrelang als Ergänzung zum Viehfutter verwendet wurde, weil er reich an Proteinen und kostengünstig ist. Jetzt ist es das einzige Nahrungsmittel, das der vom Konflikt und der Belagerung erschöpften Bevölkerung zur Verfügung steht.
Wie jedes Ersatzlebensmittel ist Ambaz nicht nur unvollständig, sondern sogar schädlich. Das Problem liegt im Mangel an Vitaminen und anderen Nährstoffen sowie in der Tatsache, dass es bei falscher Lagerung ein krebserregendes Gift entwickelt. Zu den Schäden, die diese erzwungene Wahl mit sich bringt, gehören Unterernährung, Leberschäden und in einigen Fällen sogar Krebs. Diese Probleme werden dadurch verschärft, dass Ambaz hauptsächlich von Kindern gegessen wird.

Wie die Zeitung „Dabanga“ berichtet, sind es vor allem Witwen mit Kindern, die mit dieser Art von Mittel gegen den Mangel an Nahrungsmitteln vorgehen, indem sie es wie Haferbrei kochen. Da es in einigen Fällen das einzige Nahrungsmittel für alle Mahlzeiten ist, leiden alle Kinder, die es zu sich nehmen, unter den Folgen.
Laut Quellen der Regierung von Nord-Darfur, dessen Hauptstadt Al Fasher ist, ist die Ursache der humanitären Krise auf Zwischenhändler und Händler zurückzuführen, die absichtlich die Lebensmittelversorgung blockieren, um die Preise in die Höhe zu treiben. Der Gouverneur kündigte die Einrichtung einer Ad-hoc-Kommission zur Kontrolle der Märkte und zur Aufdeckung der an diesem Mechanismus Beteiligten an. Der Gouverneur selbst hat versucht, die Freigabe der blockierten Lebensmittelvorräte zu erzwingen, indem er mit Beschlagnahmung und kostenloser Verteilung an die Bevölkerung gedroht hat.
Gleichzeitig hat der Gouverneur des Bundesstaates an humanitäre Organisationen appelliert, in der Region zu intervenieren, wo die Preise für die wenigen verfügbaren Vorräte extrem hoch geworden sind. Das Welternährungsprogramm hat im Februar dieses Jahres aufgrund der sich verschlechternden Sicherheitslage die Lieferung von Lebensmitteln eingestellt. In den Monaten zuvor wurden neben der direkten Lieferung von Lebensmitteln auch Lebensmittelgutscheine an Familien verteilt, aber im letzten Monat wurden nur 60.000 Gutscheine ausgegeben.
Die Stadt El Fasher wird zwar seit einem Jahr von der RSF belagert, ist aber die letzte Stadt des Bundesstaates, die noch von Regierungstruppen kontrolliert wird. Im August letzten Jahres wurde im Flüchtlingslager Zamzam eine Hungersnot ausgerufen. In Zamzam leben seit 2004 insgesamt 500.000 Menschen, und es ist nicht das einzige Flüchtlingslager, das rund um die Hauptstadt von Nord-Darfur entstanden ist. Im Flüchtlingscamp in Abu Shouk am Rande von El Fasher, leben insgesamt rund 450.000 Menschen. Beide Camps wurden von der RSF ins Visier genommen. Der letzte Überfall, der vor weniger als einer Woche in Abu Shouk stattfand, forderte vierzig Todesopfer.
Zwischen dem 11. und 14. April war hingegen Zamzam an der Reihe. Zunächst ging man davon aus, dass bei diesem Angriff etwa 400 Menschen ums Leben gekommen waren. Eine kürzlich von der englischen Tageszeitung „The Guardian“ durchgeführte Untersuchung hat diese Zahl revidiert: Neue Schätzungen gehen von mindestens 1.500 Toten aus.
(Fides 18/8/2025)


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