Aparecida (Fides) - Ein „umfassendes Projekt der Versöhnung und der Befriedung“, das „auf einem freimütigen und offenen Dialog beruht, der es uns ermöglicht, das zu überwinden, was uns trennt, mit dem Ziel, das zu sichern, was uns eint: das Land, sein Volk und die Schöpfung", wünschen sich die brasilianischen Bischöfe von der Gesellschaft, am Rande ihrer 60. Vollversammlung in Aparecida (siehe Fides 18/4/2023) in ihrer traditionellen Botschaft an das brasilianische Volk.
Die Bischöfe betonen die Atmosphäre der Gemeinschaft in diesen Tagen – denn "der, der uns eint, ist Christus" - und bekräftigen ihr "radikales und bedingungsloses" Engagement für den Schutz des Lebens, „das sich in jedem Menschen und in der gesamten Schöpfung manifestiert“. Dies geschehe in einer Zeit, die von großen Herausforderungen geprägt ist: "Unsere Gemeinschaften reagieren mit brüderlicher Solidarität auf die Folgen der sozio-ökologischen Tragödien, mit dem Engagement der Bürger zur Verteidigung der Demokratie und mit sozialer Verantwortung auf das Drama des Hungers, das uns heimsucht. Mit Freude erkennen wir, dass dies das authentische und wirksame Zeugnis ist, das die Welt im Licht des Wortes Gottes braucht".
Zu den Gründen, warum die Gesellschaft leidet, zählt die Botschaft „die Geißel des Krieges auf ukrainischem Boden und in anderen Teilen der Welt“. Als weitere „Geißeln“, die das soziale Gefüge schwächen und die zwischenmenschlichen Beziehungen belasten, werden „Autoritarismus, Polarisierung, Desinformation, strukturelle Ungleichheiten, Rassismus, Vorurteile, Korruption, die Trivialisierung des Bösen und des Lebens, Krankheiten, Drogensucht Drogen- und Menschenhandel, Analphabetismus, erzwungene Migration, chancenlose Jugendliche, Gewalt in all ihren Dimensionen, Frauenmorde, Arbeitsplatz- und Einkommensunsicherheit, exzessive Angriffe auf das "gemeinsame Haus", indigene Völker und traditionelle Gemeinschaften, Raubbau...“ genannt.
Unter den „Früchten“ der „weit verbreiteten Kultur der Gefühllosigkeit, Gleichgültigkeit und Verachtung gegenüber den Ärmsten und Verlassensten“ nennen die Bischöfe "die verbrecherische Tragödie, die sich mit dem Volk der Yanomami ereignet hat" (vgl. Fides 30/1 und 1/2/2023). Sie erkennen an, dass „einige Führer der indigenen Bewegung in Entscheidungspositionen der Bundes- und Landesregierungen angekommen sind“, warnen aber, dass diese Präsenz "nicht nur bildlich" sein darf, denn "es ist dringend notwendig, konkrete Maßnahmen und Aktionen zur Verteidigung dieser Völker zu ergreifen. Wir können in unserer Geschichte nicht länger akzeptieren, dass die ursprünglichen Völker im Stich gelassen werden".
All diese Probleme, so die Botschaft weiter, seien die Folge eines "grausamen, ungerechten und ungleichen Wirtschaftsmodells", in dem das Wort "Markt" für ein Finanz- und Wirtschaftssystem steht, "das skrupellose Aktionen durchführt, Leben zerstört, öffentliche Politiken, insbesondere im Bildungs- und Gesundheitsbereich, unsicher macht, missbräuchliche Zinssätze einführt, die die soziale Kluft vergrößern, die Produktionskette beeinträchtigt und den Verbrauch von Gütern reduziert, die von der Mehrheit der Brasilianer benötigt werden".
Die Bischöfe erinnern daran, dass „die Versprechungen von Wirtschaftswachstum, Schaffung von Arbeitsplätzen, besseren Arbeitsbedingungen, höherem Einkommen, geringerer Arbeitsbelastung, der Möglichkeit, mehr Zeit für Erholung und soziales Zusammenleben zu haben, immer noch auf eine Lösung warten...“. Die zunehmend verbreitete Illegalität von Arbeitsbeziehungen verringere die soziale Sicherheit und verhindere den Zugang zum Existenzminimum und „Sklavereiähnliche Arbeit, die im ganzen Land vorkommt“, sei „eine soziale Geißel“, die „von den konstituierenden Kräften und der Gesellschaft als Ganzes energisch bekämpft werden muss".
Angesichts der schwierigen Zeiten rufen die Bischöfe alle Teile der Gesellschaft auf, „sich entsprechend ihrer Kompetenzen zum Wohle des Landes gegenseitig zu unterstützen“, und zitieren Papst Franziskus, indem sie die Notwendigkeit betonen, einen "Raum der Mitverantwortung zu schaffen, der in der Lage ist, neue Prozesse und Transformationen zu initiieren und zu erzeugen" (vgl. Fratelli tutti, 77). "Der Ausgangspunkt für diesen Aufbau findet sich in den Familien, den Gemeinschaften, den sozialen, beruflichen, kirchlichen und politischen Beziehungen, durch soziale Freundschaft, die eine Kultur der Begegnung fördert", betonen die Bischöfe.
Die Bischöfe laden die Gläubigen abschließend ein, für die Verwirklichung dieses Projekts zu beten und von Gott ein Ende von Kriegen, Konflikten und Gewalt zu erflehen, und bekräftigen dabei ihr "tiefes Vertrauen in das brasilianische Volk" während sie mahnen: "Habt keine Angst. Die Hoffnung gibt uns Mut! Lasst uns Säer des Wandels, der Solidarität und des Lebens sein".
(SL) (Fides 28/4/2023)
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