AFRIKA/RD CONGO - Ordensleute vermuten mögliche Absprache zwischen Tshisekedi und Kabila

Samstag, 12 Januar 2019 menschenrechte   politik   internationale politik   wahlen  

Kinshasa (Fides) - „Die Situation in Kinshasa, der Hauptstadt, ist eher ruhig. Es gab zwar Ausschreitungen, aber die Stadt lebt ihren Alltag ganz normal weiter. Wir wissen von Zwischenfällen mit Toten in anderen Städten. Hier sagen alle, dass der Sieg von Felix Tshisekedi zwar auf Betrug beruht, aber am Ende werde man das Ergebnis akzeptieren und das Land wird seinen Weg gehen“, so Ordensleute aus der Demokratischen Republik Kongo nach der Bekanntgabe der ersten Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen am 30. Dezember.
Nach Angaben der Wahlkommission soll der 55-jährige Tshisekedi, Sohn des historischen Gegners der Regime Mobutu Sese Seko und Laurent Desiré und Joseph Kabila, mit 38,5% der Stimmen gewonnen haben. Martin Fayulu, ehemaliger Erdölunternehmer, und Emmanuel Ramazani Shadary, der Kandidat, der von Kabila unterstützt wurde folgen auf dem zweiten und dritten Platz, was den Anteil der Stimmen anbelangt. Diese Ergebnisse wurden jedoch bereits angefochten, und auch die Kongolesische Bischofskonferenz (CENCO) erklärte, dass die vorläufigen Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen "nicht mit denen übereinstimmen, die von den 40.000 Wahlbeobachtern gesammelt wurden, die unter der Schirmherrschaft der bischöflichen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden, in den Wahllokalen und bei der Auszählung der Stimmen festgestellt wurden". Auch der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian bat die zuständigen Behörden der Demokratischen Republik Kongo gebeten hatte, die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen zu prüfen und erklärte, der überraschende Sieg des Oppositionskandidaten Felix Tshisekedi "steht im Widerspruch zu dem, was vor Ort beobachtet wurde".
„Es ist klar, dass es Unregelmäßigkeiten gegeben hat“, so die kongolesischen Ordensleute weiter, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben wollen, „aber wir glauben, dass nach den Protesten wahrscheinlich wieder Ruhe einkehren und Tshisekedi offiziell zum Präsidenten Republik erklärt werden wird“.
Hinter dem Sieg verbirgt sich vermutlich eine Absprache mit Joseph Kabila. "Man weiß nichts Genaues“, so die Ordensleute, „aber seit einiger Zeit vermuten wir, dass Kabila und Tshisekedi sich abgesprochen haben. Die Tatsache, dass Tshisekedi Martin Fayulu nicht als alleinigen Kandidaten akzeptierte und sich zu einer eigenen Kandidatur entschloss, gab uns zu denken, auch weil diese Operation gemeinsam mit Vital Kamerhe durchgeführt wurde, einem Politiker, der immer wieder unterschiedliche Positionen gegenüber Regierung und Opposition vertrat. Für die Zukunft könnte ein Tandem entstehen, ähnlich wie in Russland, wo sich Wladimir Putin und Dimitri Medwedew seit Jahren an der Macht abwechseln."
Unterdessen befürchten die Ordensleute mögliche Übergriffe auf den Stamm der Luba, dem auch Tshisekedi angehört. "In der Region Kasai“, so die Ordensleute abschließend „gab es bereits erste Auseinandersetzungen mit den Luba. Es gab auch Spannungen in den Flüchtlingslagern, wo viele Luba als Rückkehrer aus Angola (wo sie vor Jahren Zuflucht gesucht hatten) untergebracht sind. Es besteht Gefahr, dass dieser Stamm zum Opfer der Politik wird. Wir wollen hoffen, dass die Spannungen bald überwunden werden".
(EC) (Fides 12/1/2019)


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