ASIEN/HEILIGES LAND - Friedensgebet in Nazareth: “Die Barmherzigkeit Gottes als Gegenmittel gegen den Hass”

Dienstag, 17 Oktober 2023 frieden   gebet  

Nazareth (Fides) - In der Verkündigungsbasilika in Nazareth begann gestern Abend mit einer Vigil das stille Gebet der Gläubigen, die sich am Gebets- und Fastentag für den Frieden im Nahen Osten beteiligen, der für den heutigen 17. Oktober von den Bischöfen des Heiligen Landes ausgerufen wurde. "Heute ist unsere ganze Gemeinschaft in Schweigen, Fasten und Gebet zum Allerhöchsten eingetaucht. Das tiefste Gebet besteht darin, Gott zu bitten, den Herzen der Menschen Frieden zu schenken", so Bischof Rafic Nahra, Patriarchalvikar für Israel im Lateinischen Patriarchat Jerusalem, der 2022 zum Bischof geweiht wurde und in der Nähe der Verkündigungsbasilika in Nazareth wohnt, gegenüber Fides. Als leidenschaftlicher Architekt des Dialogs erlebt der Vikar mit tiefer innerer Ergriffenheit eine „tragische Zeit, die von Krieg und Hass geprägt ist".
In Nazareth beherbergt die Basilika die Grotte der Verkündigung, jener Ort, den die Tradition als Ort der Verkündigung und sichtbares Zeugnis des "Ja" der Muttergottes ansieht, das die Menschwerdung des Wortes ermöglichte. Die Inschrift "Verbum caro factum est" ("Das Wort ist Fleisch geworden") ist auf der Fassade der Kirche und auf dem Altar in der Grotte, die sich in der Unterkirche der Basilika befindet, eingraviert. An das Wort Gottes, Jesus Christus, wendet sich die katholische Gemeinde am heutigen 17. Oktober im Gebet, um die Gabe des Friedens zu erflehen. Die heilige Messe wurde heute Morgen um 8 Uhr vor der Verkündigungsgrotte gefeiert, gefolgt von der feierlichen Aussetzung des Allerheiligsten während des ganzen Tages. Dies soll den Gläubigen die Möglichkeit bieten, in die Kirche zu kommen und in stiller eucharistischer Anbetung zu verweilen. Die Gabe des Friedens wird auch durch die Fürsprache der Heiligen Jungfrau Maria erfleht, mit dem Rosenkranzgebet um 11 Uhr und dem Angelusgebet um 12 Uhr, in Anwesenheit der Franziskanerinnen vom Unbefleckten Herzen Mariens, der Don-Bosco-Schwestern von Nazareth und anderer Schwesterngemeinschaften.
"Es ist notwendig, den Teufelskreis von Unmenschlichkeit, Gewalt und Rache zu durchbrechen“, so Bischof Nahra weiter. „Wir sehen mit großem Leid, dass in den Herzen aller Menschen Wut herrscht, und es ist schwierig, auch nur ein Wort zu sagen. Der einzige Weg, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, sind konkrete Taten der Nähe und Barmherzigkeit, um den Hass aufzulösen, der die Wurzel allen Übels, der Gewalt und der Grausamkeit ist. Wir sehen, dass es nicht so sehr darum geht, ‚Lektionen‘ zu erteilen, um einander zu sagen, was zu tun ist, sondern dass wir daran arbeiten müssen, ein Gegenmittel gegen den Hass zu finden. Nur die Barmherzigkeit Gottes kann einen Weg zur Versöhnung eröffnen. Deshalb halten wir mit Gebet und Fasten inne. Aber, wie unser Patriarch, Kardinal Pizzaballa, sagte, dürfen wir nicht erwarten, dass dies in einem Augenblick Früchte trägt. Wir brauchen Geduld, Zeit und Beharrlichkeit, um Versöhnung und Frieden zu schaffen. Das Vertrauen ist gebrochen, und wir sehen das auch in unserer Gesellschaft, zwischen Arabern und Israelis. Als Christen im Heiligen Land suchen wir von ganzem Herzen einen Weg der Liebe, der Nächstenliebe, die die einzige Kraft ist, die den Hass auslöschen kann. Deshalb hat der Patriarch auch gesagt, er sei bereit, sich im Austausch für die Geiseln anzubieten. Mit Jesus Christus in unserem Herzen sind wir bereit, alles für den Frieden zu tun".
Heute Abend wird der Vikar in der Verkündigungsbasilika eine Messe in arabischer Sprache zelebrieren, an die sich der Rosenkranz des heiligen Josef anschließt, der zu den Heiligen gehört, die angerufen werden, um Gott um das Geschenk des Friedens zu bitten. Nazareth, so der Vikar abschließend, "erinnert uns an den genauen Moment in der Geschichte, als das 'Ja' eines jungen Mädchens den Lauf der Geschichte veränderte und den neuen Bund entstehen ließ, denn dank Marias 'Ja' konnte Gott in die Geschichte eintreten und Mensch werden. Die alten Griechen hatten zwei Arten, die Zeit zu definieren, indem sie zwischen ‚kronos‘ und ‚kairòs‘ unterschieden. Erstere drückte den quantitativen und chronologischen Ablauf von Minuten aus, während ‚kairòs‘ die zeitliche Erfüllung von etwas Großem bezeichnete. Nun, gerade in dieser tragischen Situation sagen wir heute mit unserem ganzen Wesen 'Ja' zum Frieden, wir leben das 'kairòs' des Friedens, eine günstige Zeit, um zur Versöhnung zurückzukehren, im Namen Gottes".
(PA) (Fides 17/10/2023)


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