ASIEN/SYRIEN - Der Franziskanerpater Hanna Jallouf ist neuer Apostolischer Vikar von Aleppo: Hoffnung schenken in den von Islamisten besetzten Gebieten

Montag, 3 Juli 2023 mission   ortskirchen   verfolgung   dschihadisten  

Pro Terra Sancta

Aleppo (Fides) – Der aus Syrien stammende Franziskanerpater Hanna Jallouf von der Kustodie des Heiligen Landes ist der neuer Apostolische Vikar von Aleppo für die Katholiken des lateinischen Ritus. Er tritt die Nachfolge seines libanesischen Mitbruders Georges Abou Khazen an, der bereits im vergangenen Jahr die pastorale Leitung des Apostolischen Vikariats aus Altersgründen aufgegeben hatte. Papst Franziskus hat Pater Hanna am Samstag, den 1. Juli, zum Bischof ernannt, eine Entscheidung, die für jeden, der sich der Bedrängnis bewusst ist, die auch die Christen in Syrien in den letzten Jahren erlebt haben, ermutigend ist. Pater Hanna ist einer der Priester, die während der Kriegsjahre die kleinen christlichen Gemeinden in den Gebieten der Provinz Idlib, die während des Krieges von dschihadistischen Milizen beherrscht wurden, mit der Gabe der Sakramente und der Verkündigung des Wortes Gottes begleitet und getröstet haben. Die betreffenden Gebiete sind bis heute nicht unter die Kontrolle der Regierung in Damaskus zurückgekehrt.
Der 71-jährige Pater Hanna hat in Assisi Philosophie und Theologie studiert und verfügt über ein kanonisches Lizenziat in Geschichte, das er in Beirut erwarb sowie ein kanonisches Lizenziat in Jugendseelsorge und Katechetik, das er an der Päpstlichen Universität Salesiana in Rom erwarb. Bisher war er Pfarrer in seinem Heimatdorf Knayeh, einem der drei zusammenhängenden Dörfer im Orontes-Tal - die anderen beiden sind Yacoubieh und Gidaideh -, die traditionell von Christen bewohnt werden. Zu Beginn des Konflikts, als das Gebiet unter die Kontrolle der Anti-Assad-Milizen geriet, waren Priester aus anderen christlichen Gemeinschaften geflohen. Pater Hanna und sein Mitbruder Luai Bsciarat blieben in ihren Pfarreien, und seine Gemeindemitglieder blieben in ihren Häusern wohnen.
Für die Bevölkerung begannen die kleinen und großen Übergriffe: Schutzgeldforderungen, Beschlagnahmung von Eigentum und leerstehenden Häusern, die von den Milizionären besetzt wurden. Pater Hanna gelang es, den Kontakt zu den bewaffneten Gruppen aufrechtzuerhalten. Sie zwangen ihn, die Glocken nicht zu läuten und die Statuen der Muttergottes und der Heiligen abzudecken. Und er ließ die Glocken schweigen und bedeckte oder versteckte die Statuen. Sie verboten der Schule, christliche Inhalte zu unterrichten. Und auch das befolgten sie, wenn auch mit Bedauern. Die Menschen versuchen, als Christen weiterzuleben, egal, wer gerade das Sagen hat, einschließlich dschihadistischer Milizionäre. Erst die des Islamischen Staates, später die islamistische al-Nusra-Front.
Die Pfarrei und das Kloster sind offen geblieben. Alle fünf oder sechs Monate ist es Pater Hanna gelungen, das von den Dschihadisten kontrollierten Gebiet zu verlassen. Einmal reiste er sogar bis in den Libanon, um sich einer kleinen Operation zu unterziehen. Auch bei diesen Gelegenheiten kehrte er nach jeder kurzen Reise mit riskanten Rückreisen immer zu den Seinen zurück. Im Orontes-Tal lebten Ordensfrauen, Kinder und Jugendliche, die seines Beistands bedurften.
Im Oktober 2014 (vgl. Fides 8/10/2014) war der Franziskanerpater zusammen mit einigen Gemeindemitgliedern von Kämpfern der al-Nusra-Front aus der Pfarrei St. Joseph entführt worden. Damals war die Entführung erfolgt, nachdem Pater Jallouf sich wegen der Enteignungen und Plünderungen der Pfarrei durch die Milizionäre an das islamische Gericht gewandt hatte, das in dem von den Islamisten kontrollierten Gebiet eingerichtet worden war, um nach islamischem Recht Recht zu urteilen. Pfarrer Jallouf und später auch seine Gemeindemitglieder wurden innerhalb weniger Tage wieder freigelassen.
Im April 2020, als auch Syrien von der Covid-19-Pandemie betroffen war, während Provinz Idlib weiterhin Schauplatz von Konflikten war (mit direkten und indirekten Interventionen auch durch die gegensätzlichen militärischen Strategien Russlands und der Türkei) hatte Pater Hanna Jallouf einen Spendenaufruf in Umlauf gebracht, in dem er darum bat, auch den Bewohnern des Orontes-Tals zu helfen, um unter Beweis zu stellen, "dass Christus auch für sie auferstanden ist und sie nicht von der Weltkirche verlassen sind". In einem Brief, der von der Organisation "Let's Help Syria" verbreitet wurde, skizzierte Pater Hanna kurz den Kontext, in dem er und Pater Luai Bsciarat ihre seelsorgerische Arbeit fortsetzen: "Wir arbeiten im Norden des gequälten Syriens. (...) Wir dienen der christlichen Gemeinschaft, die hier in den Dörfern am Orontes geblieben ist; es gibt etwa 210 Familien (fast 600 Personen), die sowohl der katholischen als auch der armenisch-orthodoxen und der griechisch-orthodoxen Kirche angehören. Wir sind die Einzigen, die von allen Geistlichen übrig geblieben sind, die vor dem Krieg in der Provinz Idlib waren".
(GV) (Fides 3/7/2023)


Teilen: