AFRIKA/KENIA - Massaker an Sektenmitgliedern: Religionsvertreter fordern Debatte über Regulierung religiöser Gruppen

Mittwoch, 3 Mai 2023 sektierertum   ortskirchen  

Nairobi (Agenzia Fides) – Unter den rund einhundert Mitgliedern einer Sekte, die sich zum Teil selbst zu Tode gehungert haben, sollen auch Mordopfer sein. Die ersten Massengräber waren in dem Ort Shakahola im Südosten Kenias schon Mitte vergangener Woche entdeckt worden. Teils wurden Kinder und mehrere Mitglieder einer Familie gefunden. Die Polizei spricht von einem Massaker.
Seit dem 21. April haben die Behörden in Nairobi begonnen die eilig in Massengräbern verscharrte Leichen zu bergen. Die Suchmannschaften gehen davon aus, dass die Zahl der geborgenen Leichen noch steigen wird. Die meisten Opfer wurden vom "Pastor" Paul Mackenzie Nthenge von der "Good News International Church" angehalten, „bis zum Tod zu fasten, um Jesus zu begegnen". Der frühere Taxifahrer Mackenzie war seit 2003 als "Pastor" und "Fernsehprediger" aktiv. Seine extremen Predigten hatten ihm seit 2017 mehrere Verhaftungen eingebracht. Von den bisher 30 Autopsien, die an den geborgenen Leichen durchgeführt wurden, scheinen die meisten Menschen verhungert zu sein, aber in mindestens zwei Fällen von Kindern starben die Opfer an Erstickung und nicht an Nahrungsmangel.
Schon vor der Durchführung der Autopsien hatten Polizei und Staatsanwaltschaft vermutet, dass einige Mitglieder der Sekte nicht nur verhungert, sondern auch erwürgt, erstickt oder mit stumpfen Gegenständen zu Tode geprügelt worden sein könnten.
Einige der Opfer waren seit Jahren von ihren Familien vermisst worden. Die meisten stammen aus Kenia, aber auch aus Tansania und Nigeria. Die Justiz teilte unterdessen mit, dass insgesamt 18 Personen, darunter auch Mackenzie, im Zusammenhang mit dem Massaker wegen "Terrorismus" anklagen sind.
"Religion kann und sollte kein Grund sein, warum Menschen ihr Leben verlieren", kommentierte Erzbischof Anthony Muheria von Nyeri. "Es ist auch falsch zu glauben, dass Menschen außergewöhnliche Dinge tun müssen, um gesegnet zu werden“. „Wir verurteilen auf das Schärfste die Predigten dieses angeblichen Pastors, der die Anhänger seiner Sekte dazu gebracht hat, bis zum Tod zu fasten", sagt auch der Vorsitzender der Kenianischen Bischofskonferenz, Erzbischof Martin Kivuva Musonde von Mombasa, in einer Erklärung zu den Vorfällen.
In Kenia gibt es mehr als 4.000 registrierte so genannte Kirchen. Fast 85 % der 53 Millionen Einwohner sind Christen. Mehr als 11 Millionen sind Katholiken, die sich auf 26 Diözesen verteilen. Angesichts der Ausbreitung "neuer Kirchen", die häufig von improvisierten "Predigern" gegründet werden, fordern die lokalen Religionsvertreter, dass die Institutionen die Debatte über die Regulierung religiöser Gruppen und Einrichtungen wieder aufnehmen.
(L.M.) (Fides 3/5/2023)


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