ASIEN/NEPAL - “Die Leidenschaft der Evangelisierung” am Beispiel von Pater Caspar J. Miller

Freitag, 20 Januar 2023 missionarische Öffentlichkeitsarbeit   missionare   evangelisierung  

von Paolo Affatato
Kathmandu (Fides) - Wenn ein Missionar mehr als 60 Jahre seines Lebens in einem Land verbringt, das weit von seiner Heimat entfernt ist, kommt es oft vor, dass er sich entscheidet, dort, in seiner "Wahlheimat", zu sterben und auch an dem Ort begraben zu werden, an dem er die meiste Zeit seines Lebens verbracht hat. Dem Ruf Gottes folgend, stellen die Missionare für die Menschen, denen sie begegnen, ihr Herz und ihren ganzen Verstand ganz in den Dienst des Apostolats. Sie geben ihr Bestes, bei ihrer Mission, Jesus Christus zu verkünden und zu bezeugen: der amerikanische Jesuitenpater Casper J. Miller, der 65 Jahre lang bis zu seinem Tod am 15. Januar im Alter von 90 Jahren in Nepal lebte, ist ein solches Beispiel für die "Leidenschaft für die Evangelisierung", die Papst Franziskus in den Mittelpunkt seines aktuellen Katechesezyklus gestellt hat.
Casper J. Miller wurde 1933 in Cleveland, Ohio (USA), geboren und trat 1951, noch nicht 18 Jahre alt, in die Gesellschaft Jesu ein. Im Jahr 1958 meldete er sich freiwillig für eine Mission in Nepal, die sein Lebenswerk werden sollte. Nach seiner Ankunft in dem kleinen Land im Himalaya tauchte er völlig in die örtliche Kultur ein, lernte bald fließend die Sprache und verbrachte lange Zeit in den Dörfern, um mit den Einheimischen in Kontakt zu kommen, in Gegenden, die die Verkündigung des Evangeliums nie erreicht hatte. Gleichzeitig setzte er sein Studium der Kulturanthropologie fort, das ihn auch zu einem profunden Kenner der Volksmusik werden ließ und ihn zu einem Spezialisten für die nepalesische Kultur und Traditionen machte.
Der am 29. März 1964 zum Priester geweihte Missionar verkündete den das Evangelum unter den Tamang-Stämmen im Distrikt Dhading und unterrichtete Hunderte von nepalesische Schüler, die am vergangenen 16. Januar zahlreich an seiner Beerdigung Kathmandu teilgenommen haben um ihrem Lehrer die letzte Ehre zu erweisen.
Von 1967 bis 1969 war der Missionar Schulleiter der „St. Xavier's School“ in Jawakhel und von 1969 bis 1975 leitet er die „St. Xavier's School“ in Godavari. In den folgenden zehn Jahren, bis 1987, war er als Forscher und Autor am „Centre for Human Resource Development and Research“ der Tribhuwan University in Nepal tätig und war einer der ersten Wissenschaftler, die in Nepal einen Doktortitel in Anthropologie erlangten. Während seiner Studienjahre veröffentlichte er drei Bücher: "Faith-Healers in the Himalayas", "Decision Making in Village Nepal" (seine Doktorarbeit) und "To Yourself Be True". Im Jahr 2017 schrieb er sein letztes Werk mit dem Titel "A Life in Nepal History“ in dem er von der gemeinsamen Mission in Nepal mit seinen amerikanischen Mitbrüdern, Pater Ludwig Francis Stiller (1928-2009) und Pater John Kerr Locke (1933-2009), erzählt. Noch im hohen Alter von 85 Jahren war er als Berater und Tutor für Schüler am „St. Xavier's College“ in Maitighar tätig. Seine Schüler erinnern sich an ihn als einen bescheidenen, hilfsbereiten, einfachen, sanften und liebenswerten Menschen von großer menschlicher und geistiger Tiefe.
Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er als Bibliothekar der Ordensgemeinschaft der Jesuiten und Schriftsteller in Nepal. Für seine Verdienste und sein Wirken zum Wohle der Nation wurde ihm 1971 die nepalesische Staatsbürgerschaft verliehen: Er war einer der wenigen Ausländer, die vom damaligen König von Nepal für seinen Dienst am Volk geehrt wurden. Die lokale Presse, darunter die "Kathmandu Post", würdigt seinen Beitrag, bezeichnet ihn als "Mann des Lichts und der Weisheit".
Seine Mitbrüder beschreiben ihn als "einen Mann, der ein erfülltes Leben führte und seine Liebe zur Mission bezeugte", und erinnern sich an ihn als "einen glücklichen Menschen, der, in Christus verwurzelt, Brüderlichkeit und evangelische Akzeptanz mit Menschen erlebte, die so anders waren als er". Er sei "über die Grenze hinaus gegangen", einfach um dort "bereitzustehen", wohin er von Gott gerufen wurde. Er habe im Zeichen der Hoffnung gelebt und nie "zurückgeblickt", sondern immer auf Christus Jesus, den guten Hirten.
(Fides 20/1/2023)


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