ASIEN/TÜRKEI - “Kemalistische Theologen”: Umwandlung der Hagia Sophia in Moschee könnte zu Islamfeindlichkeit führen

Mittwoch, 22 Juli 2020 mittlerer osten   ostkirchen   heilige stätten   geopolitik   islam   islamophobie  

Istanbul (Fides) - Die Entscheidung, die antike christliche Basilika Hagia Sophia ausschließlich für den islamische Gebete zu öffnen, könnte zu ein "schwerwiegenden und irreparablen Fehler" sein, und islamfeindliche Gefühle auf der ganzen Welt schüren. Heißt es in einem von türkischen Medien veröffentlichten gemeinsamen Appell dreier bekannter Experten für Theologie und Geschichte der Türkei, die sich als "kemalistischen Theologen" bezeichnen. Nazif Ay, Mehmet Ali Öz und Yusuf Dülger bekräftigen in ihrem Appell, dass die Entscheidung, das Museum der Hagia Sopgue in eine Moschee zu verwandeln, "die Botschaften der Versöhnung und Gerechtigkeit des Islam" zunichte macht, während der Versuch, es wieder als Ort für den islamischen Kult zu nutzen Orthodoxe Christen vor vollendete Tatsachen stellt: Es "werden Nicht-Muslime beleidigetund der Islamophobie und dem Hass gegen den Islam neue Impulse gegeben", bedauern die türkischen Theologen.
Am Sonntag, den 19. Juli, erklärte Ibrahim Kalin, Sprecher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, gegenüber dem Fernsehsender "CNN Turk", dass alle zur offiziellen Wiedereröffnung als Moschee der Hagia Sophia eingeladen seien, einschließlich Papst Franziskus. Erdogan hatte festgelegt, dass die Wiedereröffnung der Hagia Sophia für das islamische Gebet am Freitag, den 24. Juli stattfinden wird und dass der gesamte Komplex weiterhin für Besuche ausländischer und einheimischer Touristen geöffnet bleibt.
Der Schritt, die Hagia Sophia als islamische Kultstätte wiederzuverwenden, erfolgte, nachdem der türkische Staatsrat den Museumsstatus aufgehoben hatte, der 1934 auf Anregung von Mustafa Kemal Atatürk, dem Gründer der modernen Republik Türkei, erklärt worden war.
Während der islamischen Riten und Gebete sollen die christlichen Mosaike, die noch immer das Innere der alten Basilika der Hagia Sophia schmücken, mit einem elektronisch betriebenen Vorhang verhüllt werden, der jeweils zu Beginn und am Ende der Veranstaltungen in Betrieb genommen wird. Die für den Betrieb dieses Systems zuständigen Techniker bereiten ein Dossier vor, um zu dokumentieren, dass ein solches Verhüllungssystem die antiken Mosaiken nicht beschädigt. Während die Mosaiken der Boden der Hagia Sophia von grünen Tepichen verdeckt wird, die von Präsident Recep Tayyip Erdogan persönlich ausgewählten wurden (vgl, Foto), beklagen sich Vertreter des islamistischen Extremismus weiterhin darüber, dass es nicht gelungen ist, die byzantinischen heiligen Bilder von den Wänden des Tempels zu entfernen. "Wenn die Bilder nicht entfernt werden", sagte der türkische Historiker Ebubekir Sofuoglu, „wird die Hagia Sophia die erste Moschee der Welt sein, in der Bilder von Prostituierten ausgestellt sind (womit er sich auf die Figur der Kaiserin Zoe bezieht, Anm.d.Red.).
(GV) (Fides 22/7/2020)


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