ASIEN/CHINA - Ausstellung über den aus Südtirol stammenden Jesuitenmissionar Martino Martini in Hang Zhou

Mittwoch, 13 Juni 2018 missionare   mission   jesuiten   inkulturation   dialog   evangelisierung  

Hang Zhou (Agenzia Fides) - Zum Gedenken an den 375. Jahrestag der Ankunft des bekannten Missionars Pater Martino Martini (1614-1661) veranstaltet das China-Italien-Zentrum in Hang Zhou, Hauptstadt der chinesischen Provinz Zhe Jiang, eine Ausstellung über die kartographischen Arbeit des aus Südtirol stammenden Jesuiten. Die Ausstellung wurde am 2. Juni, dem Nationalfeiertag der italienischen Heimat von Pater Martini, eröffnet. Hunderte von Akademikern und Wissenschaftlern aus China und Italien nahmen an der feierlichen Eröffnung der Ausstellung teil, die vom China-Italien-Zentrum für Kultur und Handel in Zusammenarbeit mit dem italienischen Martino-Martini-Studienzentrum und Edulife Italien-China sowie dem Verein für die Förderung der chinesischen Kultur im Ausland der Zhe Jiang Provinz veranstaltet wurde.
Martino Martini, der in China den Namen Wei Kuang Guo annahm war Historiker, Geograph und Kartograph, aber vor allem ein Jesuitenmissionar und gilt allgemein als Wegbereiter des kulturellen Austausches zwischen China und Italien und zwischen chinesischer und westlicher Kultur. "Sein kultureller Beitrag" unterstrich den Präsidenten der China-Italienischen Vereinigung Jiang Xue Ji bei der Ausstellungseröffnung "kommt auch durch die verschiedenen in der Ausstellung gezeigten geografischen Karten Chinas zum Ausdruck, die ein unschätzbares historisches Erbe darstellen. Sie sind eine Art ‚Trophäe’ des kulturellen, wissenschaftlichen und freundschaftlichen Austauschs zwischen China und Italien, zwischen China und dem Westen“.
Im Gedenken an Pater Martino Martini ließ die Stadt Hang Zhou ein Denkmal errichten, das dort steht, wo einst der katholische Friedhof war. Das Denkmal wird als historisches Erbe der Provinz geschützt. Die Pfarrei Hang Zhou, die der Unbefleckten Empfängnis gewidmet ist, wurde von Pater Martini mit Unterstützung von zwei zum katholischen Glauben konvertierten Wohltäterinnen errichtet. Auch sie ist ein Ort der Erinnerung an den großen Jesuiten, der mit seinem Mitbruder Matteo Ricci denselben missionarischen Ansatz teilte.
Martino Martini wurde am 20. September 1614 in Trient als Sohn einer Kaufmannsfamilie geboren. 1632 zog er nach Rom und am 7. Oktober trat er in der Kirche Sant'Andrea al Quirinale in die Gesellschaft Jesu ein, die ihn am 22. Juli 1638 nach China entsandte. Zusammen mit einigen Mitbrüdern reiste er am 19. Dezember 1641 nach Macao ab, wo die Missionare am 4. August 1642 in den Hafen einliefen. Anfang 1643 ging er zusammen mit dem Vizeprovinzial der Jesuiten, Pater Giulio Aleni, nach China. Nach einem einjährigen Aufenthalt in Nanjing reister er schließlich nach Hang Zhou weiter. Während seiner Jahre als Missionar in China bereiste er auch mehrere andere Städte und erreichte schließlich auch Peking, die Hauptstadt des damaligen Imperiums und die Große Mauer. Er starb am 6. Juni 1661 im Alter von nur 47 Jahren in Hang Zhou. Auf seinen Missionsreisen sammelte er zahlreiche wissenschaftliche Informationen, insbesondere zur Geographie des chinesischen Reiches.
Dank seiner Sprachkenntnisse und Bildung, gehörte er wie seine Mitbrüder von Matteo Ricci über Michele Ruggieri bis hin zu Giulio Aleni, zu den Verfassern einer westlichen chinesischen Grammatik und er war der erste europäische Geograph, der geographische und kartographische Werke erstellte (darunter der „Novus Atlas Sinensis“ aus dem Jahr 1655), die auf dem Wissen über das chinesische Territorium basierten. Auch seine Vertrautheit mit den für das Barock typischen Ausdrucksweisen machte ihm zu einem besonderen Förderer des Dialogs zwischen europäischer und chinesischer Kultur.
(NZ) (Fides 13/6/2018).


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