ASIEN/INDIEN - Erzbischof Neli: “Auswirkungen der Schließung der Grenze zwischen Manipur und Myanmar müssen sorgfältig geprüft werden“

Montag, 6 Oktober 2025 menschenrechte   tribalismus   bewaffnete gruppen   ethnische minderheiten   bügerkrieg  

Archdiocese of Imphal

Imphal (Fides) – „Hier in Manipur befinden wir uns in einer ähnlichen Situation wie in Korea oder im geteilten Deutschland, d. h. ein und dasselbe Volk wird durch eine Grenze getrennt. Das Volk der Kuki-Zo lebt zum Teil im indischen Bundesstaat Manipur und zum Teil jenseits der Grenze in Myanmar. Diese vom britischen Empire festgelegte Grenze war aufgrund der kulturellen und sozialen Gemeinsamkeiten schon immer sehr durchlässig. Nun bringt das Projekt Indiens, einen Zaun zu errichten, seit Jahrzehnten etablierte Gewohnheiten und Austauschbeziehungen in eine Krise“, erklärt der, Linus Neli, Erzbischof von Imphal der Hauptstadt von Manipur, gegenüber der Fides im Hinblick auf die Situation in dem Bundesstaat, wo die Bundesregierung die über 1600 Kilometer lange Grenze zu Myanmar mit einem Zaun sichern will. Vertreter von mindestens 16 Stammesdörfern des Volkes der Kuki-Zo in Manipur haben sich gegen die Einschränkung der derzeitigen Freizügigkeit von Personen aus beiden Ländern ausgesprochen und in einem Schreiben an die Regierung auf „die schwerwiegenden Auswirkungen hingewiesen, die diese Maßnahme auf die lokale Bevölkerung haben wird“, in einem Kontext wie dem des Unionsstaates Manipur, der bereits durch den Konflikt zwischen der Mehrheitsbevölkerung der Meitei (53 % der 3,2 Millionen Einwohner des Bundesstaates) und Kuki-Zo (etwa 16 % der Bevölkerung, zu denen noch die Naga-Stammesgruppen hinzukommen, die insgesamt etwa 40 % der Bevölkerung des Bundesstaates ausmachen) sowie anderen Minderheiten zerrissen ist.
Nach den gewalttätigen Ausschreitungen im Mai 2023 zwischen den Stämmen der Meitei und den Kuki-zo sind über 60.000 Menschen vertrieben worden, und die verschiedenen ethnischen Gruppen sind in streng voneinander getrennten Gebieten isoliert. Die Stammesgruppen haben die Teilung des Bundesstaates und eine separate Verwaltung für die Gebiete mit Stammesmehrheit gefordert, aber die Meitei lehnen dies ab, und auch die Zentral- und die Bundesregierung haben dieser Forderung bisher nicht zugestimmt.
Vor diesem Hintergrund der Spannungen, so Erzbischof Neli, „wirft eine staatliche Maßnahme zur Umzäunung der gesamten über 400 Kilometer langen Grenze zwischen Manipur und Myanmar Probleme auf“ .
Es handelt sich um einen Abschnitt der Grenze, der Indien über 1600 km von Myanmar trennt und die indischen Bundesstaaten Mizoram, Manipur, Nagaland und Arunachal Pradesh berührt, während auf burmesischer Seite die Bundesstaaten Kachin, Sagaing und Chin betroffen sind. Die indische Regierung hat angekündigt, die Grenze zu Myanmar einzuzäunen, um die Überwachung und Patrouillierung entlang der Grenze zu erleichtern und damit die seit den 1950er Jahren geltende Regelung des freien Personen- und Warenverkehrs mit Myanmar „de facto“ abzuschaffen.
„Einerseits argumentiert die Bundesregierung im Hinblick auf Fragen der Sicherheit und Überwachung krimineller Aktivitäten wie Drogenhandel und Schmuggel. Andererseits würden die Stammesangehörigen in ihrem täglichen Leben sozial und wirtschaftlich benachteiligt, und auch geografisch gesehen ist es ziemlich schwierig, die Grenze abzusichern, da es dort Wälder, Flüsse und Berge gibt“, bemerkt Erzbischof Neli.
Und er fährt fort: „Die lokale Bevölkerung fragt sich: Wohin wird dieser Plan führen? Welche Auswirkungen wird er haben? Wird er die bereits bestehenden Spannungen nicht noch verschärfen? Ich glaube, wir müssen vorsichtig vorgehen, die verschiedenen Aspekte berücksichtigen und die langfristigen Folgen mit Weitsicht betrachten, insbesondere im Hinblick auf den Frieden in Manipur.“
„Wir arbeiten und streben nach einem dauerhaften Frieden“, so Erzubischof Neli abschließend, „Wir setzen uns mit ganzer Kraft dafür ein. Die Lösung des Konflikts muss politisch sein, auf Gerechtigkeit und Fairness basieren und die Rechte aller anerkennen. Wir sehen, dass dies schwierig ist, denn wenn man eine Seite zufriedenstellt, ist die andere unzufrieden. Aber genau darin liegt die Aufgabe und die Fähigkeit der Vermittler: Als Christen versuchen wir, das gegenseitige Vertrauen wieder aufzubauen, das dann gute Früchte des Wohlwollens und des Friedens tragen kann.“
(PA) (Fides 6/10/2025)


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