AMERIKA/HAITI - Kamillianer-Missionar: “Die internationale Gemeinschaft muss eingreifen”

Dienstag, 5 März 2024

Von Antonella Prenna
Port au Prince (Fides) - "Es ist dringend notwendig, dass die internationale Gemeinschaft eingreift, sonst wird es einen Punkt geben, an dem es kein Zurück mehr gibt, und die Zahl der Toten wird in die Tausende gehen", sagt Pater Massimo Miraglio, Kamillianer-Missionar und Pfarrer der Gemeinde von Unserer Lieben Frau von der Immerwährenden Hilfe in dem abgelegenen Dorf Purcine, gegenüber Fides. Der Ernst der Lage ist so groß, dass ein Eingreifen der internationalen Gemeinschaft dringend notwendig erscheint. Die ernsthafte Krise dauert schon lange an, aber in der letzten Woche hat sie ein enormes Ausmaß angenommen und Leiden und den Tod von Hunderttausenden von Menschen verusacht.
„Wir appellieren nachdrücklich an die internationale Gemeinschaft, einzugreifen und diesem schrecklichen Zustand der Gewalt ein Ende zu setzen", betont der Missionar. „Unser Appell geht auch an Papst Franziskus, der Haiti so sehr liebt, und an die gesamte vatikanische Diplomatie, um Druck auf die internationale Gemeinschaft auszuüben, damit sie so schnell wie möglich in Haiti interveniert."
„Seit letzter Woche hat sich die Lage in Haiti leider verschlechtert", berichtet Pater Massimo, „Die gewaltsamen Zusammenstöße zwischen Banden haben zugenommen, ebenso wie die Angriffe auf Einrichtungen und strategische Orte. Insbesondere haben Banden zwei Gefängnisse angegriffen, aus denen etwa 4.000 Gefangene befreit wurden, Kriminelle, die nun in der Hauptstadt frei herumlaufen und mit Sicherheit die Zahl der Bandensoldaten erhöhen werden. In der Provinz und am nördlichen Ausgang von Port-au-Prince wurden mehrere Polizeistationen angegriffen, niedergebrannt und verwüstet. Insbesondere in der Polizeistation von Bon Repos, in der Gegend von la Plain, wo sich unser Kamillianer-Krankenhaus befindet, ein sehr wichtiger Außenposten für das Krankenhaus, weil er es schützte, wurden fünf Polizisten getötet“.
Der Missionar, der seit fast zwanzig Jahren auf der Karibikinsel lebt und arbeitet, weist auf die große Unsicherheit der Bevölkerung hin, die von den täglichen Zusammenstößen und der Gewalt betroffen ist. "Das staatliche Krankenhaus in Port-au-Prince hat aufgegeben und ist seit einiger Zeit geschlossen", so der Kamillianer weiter. „Das Krankenhaus der Diözese Port-au-Prince befindet sich im Stadtzentrum an einem sehr schwierigen Ort, in einem von Banden umkämpften Gebiet. Es wurde vor kurzem komplett umgebaut und ist gut ausgestattet. Unser Foyer Saint-Camille, so die letzten Nachrichten, ist in ernsten Schwierigkeiten, aber es ist geöffnet".
"Der internationale Flughafen Toussaint Louverture ist derzeit aus Sicherheitsgründen geschlossen, nachdem sowohl das Gebäude als auch einige geparkte Flugzeuge schwer getroffen wurden. Die Regierung hat den Ausnahmezustand verhängt, aber es ist noch nicht bekannt, für wie lange, obwohl dieser Ausnahmezustand nicht der Fähigkeit der politischen Macht entspricht, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Leider handelt es sich dabei um eine fiktive Sache, eine Image-Sache, die in Wirklichkeit nicht auf den Willen der Regierung hindeutet, aus dieser Situation herauszukommen und sie ernsthaft zu bewältigen. Alle Botschaften, insbesondere die Kanadas und der Vereinigten Staaten, haben ihre Mitarbeiter aufgefordert, das Land sofort zu verlassen. Das Ministerium für Kommunikation wurde verwüstet, ebenso die Fakultäten für Agrarwissenschaften und Veterinärmedizin sowie das Nationale Versicherungszentrum".
"In dieser Situation des totalen Chaos in Port-au-Prince haben wir ganze Stadtviertel, die sich leeren, Menschen, die aus verschiedenen Vierteln fliehen, ohne zu wissen, wohin sie gehen sollen, mehrere Verletzte bei den Zusammenstößen", so Pater Massimo Miraglio. „In der südlichen Provinz, in Jeremie, ist die Lage trotz der Tatsache, dass alle Verbindungen völlig unterbrochen sind, relativ ruhig, aber auch dort wird es sicherlich zu Feuergefechten kommen. Weitere Zusammenstöße werden vor allem im Norden, in Cap Haitien, der zweitgrößten Stadt des Landes, gemeldet“.
In Anbetracht der Verschlechterung der Sicherheitslage, vor allem im Großraum Port-au-Prince, hatte der Interims-Premierminister, Patrick Michel Boivert, in den vergangenen Tagen einem Kommentar in Bezug auf das Dekret von der Regierung am vergangenen 3. März, in dem der Ausnahmezustand erklärt wird, betont: "In der gesamten West-Departement gilt es für einen verlängerbaren Zeitraum um 72 Stunden, um die Ordnung wiederherzustellen und die geeigneten Maßnahmen ergreifen, um die Kontrolle über die Situation wieder zu erlangen. Das Dekret sieht eine Ausgangssperre für das gesamte Gebiet am Montag, den 4., Dienstag, den 5. und Mittwoch, den 6. März zwischen sechs Uhr abends und fünf Uhr morgens vor“. „Diese Maßnahme", so das Kommuniqué weiter, "gilt nicht für diensthabende Polizeibeamte, Feuerwehrleute, Krankenwagenfahrer, medizinisches Personal und ordnungsgemäß identifizierte Journalisten. Daher wurde die Polizei angewiesen, alle ihr zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel einzusetzen, um die Ausgangssperre durchzusetzen und alle Zuwiderhandelnden zu verhaften."
Die Ausgangssperre wurde beschlossen, um die Bevölkerung vor den zunehmend gewalttätigen kriminellen Handlungen bewaffneter Banden zu schützen, die zu massiven Vertreibungen der Bevölkerung führen und insbesondere Entführungen und Morde an friedlichen Bürgern, Gewalt gegen Frauen und Kinder sowie Plünderungen und Diebstahl von öffentlichem und privatem Eigentum umfassen. Boivert verwies auch auf die Angriffe bewaffneter Banden auf die beiden größten Gefängnisse des Landes in La Capitale und Croix des Bouquets in der Nacht zum 2. März 2024, bei denen es Tote und Verletzte unter den Polizisten und dem Gefängnispersonal gab, Gefangene entkamen und diese Einrichtungen verwüstet wurden.
(Fides 5/3/2024)


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