ASIEN/PHILIPPINEN - “Mitten ins Herz getroffen”: Katholiken geben den Weg des Dialogs und der Hoffnung nicht auf

Montag, 4 Dezember 2023 islam   dialog   terrorismus  

Von Paolo Affatato

Marawi (Fides) - Der Schmerz und der Schock nach dem tödlichen Anschlag werden den Weg des Dialogs und des Aufbaus einer friedlichen Koexistenz im Süden der Philippinen nicht aufhalten. Der Bombenanschlag, bei dem am gestrigen 3. Dezember vier katholische Studierende während eines katholischen Sonntagsgottesdienstes in der Sporthalle der „Mindanao State University“ getötet wurden, hinterlässt eine Spur der Angst in der Bevölkerung, insbesondere in der katholischen Glaubensgemeinschaft. Wie lokale Kirchenvertreter sagen, wird dies jedoch nicht dazu führen, dass die Stimmen, die sich seit Jahren für ein friedliches Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen einsetzen, im Keim erstickt werden. Die kleine Gemeinschaft der etwa 40.000 Katholiken der Territorialprälatur Marawi, der Hauptstadt der Provinz Lanao del Sur auf der Insel Mindanao im Süden der Philippinen - dem Schauplatz des Anschlags - ist an einen "Dialog des Lebens" gewöhnt, der das alltägliche Leben prägt: ein Alltag, der in der "Autonomen Region Muslimisches Mindanao" (ARMM), einer Region mit besonderem Statut, die fünf mehrheitlich muslimische Provinzen auf den Philippinen und im Süden umfasst (Basilan, Lanao del Sur, Maguindanao, Sulu und Tawi-Tawi), stattfindet. Hier leben die Christen - die normalerweise die Mehrheit in der zu 90 % katholischen philippinischen Nation bilden - in der Minderheit und verstehen sich als Samen des Friedens und der Hoffnung in der Gesellschaft. Die ARMM beherbergt die meisten der rund 6 Millionen philippinischen Muslime im Süden des Archipels, die seit Jahrzehnten Formen der Autonomie und Unabhängigkeit fordern, zum Teil auch durch bewaffnete Rebellion, unter anderem durch Gruppen wie „Abu Syyaf“ und andere, die den Weg des Terrorismus gewählt haben.
"Der Angriff hat bei allen, Christen und Muslimen, Fassungslosigkeit, Emotionen und großen Schmerz ausgelöst", sagt Bischof Edwin Angot de la Peña, der die Territorialprälatur Marawi leitet, gegenüber der Fides. "Sie haben uns mitten ins Herz getroffen, und zwar während der Eucharistie, dem Höhepunkt unseres Glaubens. Es gibt jetzt viel Angst, aber der Glaube begleitet uns und gibt uns Halt. Selbst in dieser Zeit der Bedrängnis spüren wir die Gegenwart des Herrn", sagt er. An dem Gottesdienst in der Sporthalle nahmen Studierende, Dozenten, Universitätsmitarbeiter und andere Gläubige teil. Bei den Opfern handele es sich um vier katholische Studenten und ehrenamtliche Mitarbeiter der Universitätsseelsorge, während 54 Menschen verletzt worden seien, von denen sich sieben noch immer in kritischem Zustand im Krankenhaus befänden, berichtete der Bischof. Ersten Angaben zufolge "handelten lokale Gruppen, die mit dem Islamischen Staat in Verbindung stehen, aus Rache nach den jüngsten Zusammenstößen zwischen der Armee und den Kämpfern. Sie suchten die Öffentlichkeit und schlachteten unschuldige Menschen ab. Das ist schrecklich. Dieser Anschlag störte ausgerechnet die Mindanao-Friedenswoche, eine Aktions-Woche, in der auf der ganzen Insel Mindanao der Wunsch nach Frieden gefeiert und mit öffentlichen Demonstrationen, Dialogtreffen und Gebeten bezeugt wird", berichtet Bischof Edwin de la Peña. "Natürlich haben die Menschen jetzt Angst, aber unser Glaubensleben geht weiter. Wir sind in der Adventszeit betroffen und verlassen uns in besonderer Weise auf die Jungfrau Maria. Aus Vorsicht wird es am kommenden Fest der Unbefleckten Empfängnis, am 8. Dezember, keine üblichen Prozessionen geben: die Statue der Jungfrau wird durch die Straßen der Städte und Pfarrgebiete getragen werden, und die Menschen werden Lichter und Kerzen auf Fensterbänke und Fenster stellen und zu Hause den Rosenkranz beten".
In dieser tragischen Situation verweist der Bischof auf "die breite und schnelle Solidarität und Nähe, die wir von den lokalen muslimischen Gemeinschaften erhalten haben. Sogar die Ersthelfer, die die Verwundeten ins Krankenhaus transportierten, und die Ärzte selbst, sind allesamt Menschen muslimischen Glaubens und haben konkrete Hilfe geleistet und sich für die Verwundeten eingesetzt. Andere unterstützen die Familien der Opfer. Diese Gesten geben uns Hoffnung und sagen uns, dass diese brutale und sinnlose Gewalt nicht das letzte Wort haben wird, dass es nicht gelingen wird, die über so viele Jahre aufgebaute gute Arbeit zu zerstören".
Der Bischof, der sich in Kürze mit anderen Bischöfen der Region treffen wird, um zu entscheiden, was er vor allem in der Advents- und Weihnachtszeit tun will, sagt, er schätze "die Worte der Nähe des Papstes sehr, die wir auf unseren Kanälen veröffentlicht und an alle Gemeinden und Gläubigen geschickt haben. Die Tatsache, dass Papst Franziskus uns nahe ist und für uns betet, ist eine Quelle großen Trostes und großer Hoffnung", sagt er und drückt damit seine tiefe Dankbarkeit aus.
Unter denjenigen, die sich im Bereich des interreligiösen Dialogs im Süden der Philippinen engagieren, ist auch Pater Sebastiano D'Ambra, ein Missionar des Päpstlichen Instituts für die Auslandsmissionen (PIME) und Initiator der Bewegung für den islamisch-christlichen Dialog "Silsilah" in der Stadt Zamboanga, die im kommenden Jahr ihr 40-jähriges Bestehen (1984-2024) feiert. Gegenüber Fides betont er: "Wir haben die Mindanao-Aktionswoche des Friedens gefeiert, die voller Zeugnisse und fruchtbarer Erfahrungen des islamisch-christlichen Dialogs war. Dieser Angriff unterbricht diese Atmosphäre und verursacht unermessliches Leid, aber er drängt uns, dieses Engagement nicht aufzugeben, sondern es im Gegenteil mit größerer Überzeugung und Intensität fortzusetzen. Unsere Erfahrung mit „Silsilah“ zielt darauf ab, eine Kultur und eine Mentalität des Friedens zu säen und wachsen zu lassen. Wir haben tragische Momente erlebt, die mit der Ermordung von Kirchenvertretern wie Benjamin David de Jesus, dem 1997 ermordeten Apostolischen Vikar von Jolo, und zahlreichen anderen Missionaren verbunden sind. Die Anwesenheit dieser Märtyrer ist immer noch ein Segen und eine Ermutigung für den manchmal schwierigen Weg des Friedens in Mindanao. Wir werden uns nicht von denen entmutigen lassen, die diesen Weg sabotieren wollen. Heute haben wir so viele muslimische Freunde, Brüder und Schwestern, die mit uns Seite an Seite gehen".
(Fides 4/12/2023)


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