AFRIKA/BENIN - “Die katastrophale Sicherheitslage in Libyen öffnet dem Terrorismus in der Sahelzone Tür und Tor”

Samstag, 28 Oktober 2023 ortskirchen   bischöfe  

Cotonou (Fides) - "Die zunehmende Ausbreitung bewaffneter Gruppen, die die gesamten Sahelzone in Angst und Schrecken versetzen, ist eine Folge der katastrophalen Sicherheitslage in Libyen. Und das Etikett 'Dschihadisten' sollte nicht pauschal auf diese Banden angewandt werden, wie es im Westen oft der Fall ist, vor allem, um diese Gruppen nicht mit Muslimen zu verwechseln, die ebenfalls Opfer ihrer Gewalt und ihres Missbrauchs sind", so der Vorsitzende der Bischofskonferenz von Benin und Erzbischof von Cotonou, Roger Houngbédji, und, gegenüber der Agentur Fides zur Notlage und zu der schwierige Situation, mit der sich die Kirche und die Bevölkerung von Benin in der heute konfrontiert sehen.

Wie ist die Situation der Kirche in Benin?
Die katholische Kirche in Benin wächst und ist in dynamisch. Die Zahl der Getauften steigt, und die Laien engagieren sich in verschiedenen Vereinigungen, Bewegungen und Gebetsgruppen. In meiner Diözese gibt es beispielsweise zahlreiche Laienvereinigungen, die sich in der Seelsorge, in Pfarreien und im Rahmen von sozialen Initiativen oder auch in kirchlichen Einrichtungen wie Gesundheitszentren, Schulen und Aufnahmezentren einbringen.

In Benin kamen kürzlich 35 Menschen bei der Explosion eines illegalen Treibstoffdepots auf tragische Weise ums Leben (vgl. Fides 25/9/2023). Was können Sie uns dazu sagen?
Dies ist nicht das erste Mal, dass sich ein solcher Unfall ereignet hat, es gab schon mehrere mit Todesopfern. Diejenigen, die am Treibstoffschmuggel zwischen Nigeria und Benin beteiligt sind, lagern den Treibstoff bei sich zu Hause und bringen damit sich, ihre Familien und ihre Nachbarn in gefährliche Situationen. Auch illegalen Verkaufsstellen, die den geschmuggelten Treibstoff verkaufen, ergreifen keine Vorsichtsmaßnahmen, so dass es täglich zu solchen Unfällen kommen kann, mit allen Opfern und den daraus resultierenden Sachschäden.
Die Regierung hat ein Gesetz zur Verhinderung des Kraftstoffschmuggels erlassen und versucht, die illegalen Verkaufsstellen am Straßenrand einzudämmen und gleichzeitig die Zahl der regulären Tankstellen zu erhöhen. Diese Bemühungen sind jedoch bisher noch unzureichend. Das Grundproblem ist nach wie vor die Armut, in der ein Großteil der Bevölkerung lebt: Da sie keine feste Anstellung haben, wenden sich viele Menschen illegalen Aktivitäten wie diesem zu und vergessen dabei alle damit verbundenen Risiken. Es müssen also Arbeitsplätze geschaffen werden, um solche Dramen zu vermeiden.

Ist Benin aufgrund der Armut auch vom Phänomen der Migration betroffen?
Unsere jungen Leute wandern auf der Suche nach Arbeit vor allem in die Nachbarländer Nigeria und Côte d'Ivoire aus. Es gibt nicht viele Beniner auf den Migrationsrouten in der Wüste und dann im Mittelmeer, aber unsere jungen Leute sind ständig auf der Suche nach Arbeit. Dies ist die größte Herausforderung für unser Land. Solange sich unsere Machthaber nicht für die Verbesserung der Lebensbedingungen unserer Jugend einsetzen, werden wir immer wieder mit Dramen wie in diesen Tagen konfrontiert werden.

Ein weiteres Problem, mit dem das Land konfrontiert ist, ist das Eindringen dschihadistischer Gruppen aus dem Norden.
In der gesamten Sahelzone gibt es eine Vielzahl von terroristischen Gruppen. Ich würde nicht von Dschihadisten sprechen, das ist ein Begriff, der von den Muslimen nicht akzeptiert wird, weil sie selbst einen Kampf gegen diese Terroristen führen, die auch sie bedrohen. Bewaffnete Gruppen haben sich in der gesamten Sahelzone vervielfacht, insbesondere nachdem Libyen zu einer Sicherheitskatastrophe wurde, die diesen Terroristen Tür und Tor öffnete. Im Norden Benins hat es eine Reihe von Angriffen gegeben, die zu Opfern in den Reihen unseren Soldaten geführt haben. Die Regierung hat uns versichert, dass sie Sicherheitsvorkehrungen getroffen hat, um zu verhindern, dass Terroristen bei uns eindringen und Schaden anrichten wie in Mali, Burkina Faso oder Niger. Und das ist eine große Sorge in der Bevölkerung.
Kann der ökumenische und interreligiöse Dialog ein Instrument des Friedens sein?
In Benin leben wir, Gott sei Dank, in Frieden zwischen den religiösen Konfessionen zusammen. Im Allgemeinen gibt es gute Beziehungen zwischen Christen, Muslimen und Anhängern traditioneller Religionen. Bei Volksaufständen im Zusammenhang mit politischen Ereignissen kommen die religiösen Führer zusammen, um eine Kommunikationsstrategie zu entwerfen, die mit einer Stimme zum Frieden aufruft und Eintracht und Zusammenhalt fördert. Ein Zusammenhalt, der auch unter uns Religionsführern besteht und der es uns ermöglicht, gemeinsam nach Wegen der Gerechtigkeit und des Friedens zu suchen, insbesondere wenn wir soziale und politische Krisen durchleben.
(L.M.) (Fides 28/10/2023)


Teilen: