AMERIKA/HAITI - Pater Nestor Fils-Aimé: “Es bleibt uns nur die Hoffnung”

Montag, 25 September 2023

Port au Prince (Fides) - Instabilität, Gewalt und Terrors, die seit vier langen Jahren den Alltag in Haiti prägen, betreffen auch die dort lebenden Missionare der Kleriker vom heiligen Viator (Viatoristen). "Unsere Missionare leben in dieser Unsicherheit wie der Rest der Bevölkerung und versuchen zu überleben. Um sich nicht zu sehr der Gefahr auszusetzen, mussten sie eine Reihe von Sicherheitsmaßnahmen ergreifen. Unter anderem haben sie die Ortschaft Croix des Bouquets verlassen, wo der Mitbruder Pater Jean-Yves Médidor im vergangenen März entführt worden war (vgl. Fides 14/3/2023)", so Pater Nestor Fils-Aimé (csv), Provinzoberer der kanadischen Ordensprovinz der Kleriker vom heiligen Viator, zur Krise in Haiti.
„Ariel Henry, der (nicht gewählte) Präsident und Interimspremierminister von Haiti ab dem 20. Juli 2021, hat kein Interesse daran, die Unsicherheit und die Ausbreitung der kriminellen Banden zu beenden“, beklagt der Missionar. „Er bleibt taub für die Schreie der gesamten Bevölkerung, die als Geiseln genommen wurde. Es heißt, dass Port-au-Prince zu 80 Prozent von bewaffneten Banden kontrolliert wird, die Terror säen. Viele Menschen mussten ihre Häuser und alles, was sie besaßen, verlassen, um den Verbrechern zu entkommen. Auch wir Viatorianer schränken unsere Bewegungsfreiheit ein. Wir führen die meisten unserer Treffen über die Plattform Zoom oder eine Whatsapp-Gruppe durch. In Croix-des-Bouquets hat die Gemeinschaft keine Nachricht über ein Gebäude, das für das Noviziat bestimmt ist. Es liegt im Herzen einer gesetzlosen Gegend, die außer Kontrolle geraten ist und von Banditen besetzt ist“.
Unter Bezugnahme auf die jüngste Botschaft der haitianischen Bischofskonferenz, in der die Bischöfe an den "den Schrei eines ganzen Volkes, das im Stich gelassen wird" erinnern, weist Pater Nestor darauf hin, dass auch dieser Appell ungehört verhallt sei, "zusammen mit all den erstickten Schreien, die die staatlichen Behörden völlig gleichgültig lassen.“
"Es bleibt uns nur die Hoffnung. Wir Viatorianer und die gesamte Bevölkerung träumen weiterhin von einem neuen Morgen, an dem wir alle Aktivitäten ohne Schwierigkeiten wieder aufnehmen können. Obwohl dieser Tag noch in weiter Ferne zu liegen scheint, schmieden wir weiter Pläne. Ist unser Gott nicht der Gott des Unmöglichen?", so Pater Nestor abschließend.
Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden allein zwischen Januar und Mitte August 2023 mindestens 2439 Menschen tot auf der Straße aufgefunden und mindestens tausend verletzt. Mädchen und Frauen werden Opfer von Vergewaltigung. Ende Juni lag die Zahl der entführten Personen, darunter auch Ausländer, bereits bei über tausend, darunter immer mehr Frauen und Kinder. Es gibt fast 200.000 Binnenvertriebene, 5,2 Millionen Menschen benötigen dringend humanitäre Hilfe und 4,9 Millionen leiden unter einer schweren Nahrungsmittelkrise.
(NFA/AP) (Fides 25/9/2023)


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