AFRIKA/MALI - Abzug der UN-Blauhelme: Erneute Angriffe der Tuareg-Rebellen und Übergriffe dschihatistischer Extremisten

Mittwoch, 23 August 2023 soldaten   putsch   dschihadisten   uno  

Bamako (Fides) - Während die internationale Aufmerksamkeit derzeit auf Niger gerichtet ist, hat in Mali der Abzug der Blauhelme der der Mission der Vereinten Nationen in Mali (United Nations Multidimensional Integrated Stabilization Mission in Mali, MINUSMA) begonnen. Der Abzug der Friedenstruppe wurde vom UN-Sicherheitsrat am 30. Juni beschlossen.
Der Abzug der 11.600 Soldaten und 1.500 Polizisten, die von verschiedenen Ländern zur Verfügung gestellt wurden, soll bis zum 31. Dezember abgeschlossen sein und beinhaltet die Rückgabe der 12 Stützpunkte, die in den letzten zehn Jahren im ganzen Land eingerichtet wurden, an die malische Armee. Bislang wurden bereits drei Stützpunkte in Ogossagou, Ber und Goundam in der Region Timbuktu im Norden Malis geschlossen. Während der Abzug der UN-Blauhelme aus den Stützpunkten Ogossagou und Goundam ohne Zwischenfälle verlief, hat das malische Militär nach eigenen Angaben einen Angriff mutmaßlicher Tuareg-Rebellen auf den zurückgegebenen Stützpunkt in Ber vereitelt.
Die Coordination of Azawad Movements (CMA), eine Organisation, in der sich die verschiedenen Tuareg-Bewegungen, die das Friedensabkommen von Algier unterzeichnet haben, zusammenschließen, weist die Anschuldigungen zurück und erwidert stattdessen, dass es einen Angriff des Militärs auf eine der eigenen Stellungen in der Nähe der Stadt Ber gegeben habe. CMA macht unterdessen "die Übergangsregierung für die schwerwiegenden Folgen verantwortlich, die sich aus ihrer Entscheidung ergeben werden, den Waffenstillstand zu brechen".
Zwischen der Militärjunta, die durch den Staatsstreich vom 24. Mai 2021 die Macht in Mali übernommen hat, und der CMA-Bewegung, die den Putschisten vorwirft, das 2015 mit den malischen Behörden unterzeichnete Friedensabkommen von Algier in Frage zu stellen, ist damit ein tiefer Riss entstanden.
Die CMA, die dem Militär vorwirft, im Juni eine neue Verfassung durchgesetzt zu haben, die ihrer Ansicht nach die Friedensvereinbarungen untergraben würde, hat aus "Sicherheitsgründen" den Abzug aller ihrer Vertreter aus Bamako angekündigt.
Der Abzug der MINUSCA birgt somit die Gefahr, die letzte Bastion des Abkommens von Algier aufzugeben, nämlich eine Eingreiftruppe, die in der Lage ist, Unstimmigkeiten im Keim zu ersticken. Zudem machen mehrere dschihadistische Gruppen den Behörden in Bamako die Kontrolle über das Gebiet streitig.
Die Blauhelme selbst gaben zu, dass sie für die 57 Kilometer von Ber nach Timbuktu etwas mehr als zwei Tage benötigten und am 13. August zweimal angegriffen wurden. „Dabei wurden vier Blauhelme verletzt", heißt es in einer Verlautbarung. Die Angriffe wurden angeblich von der Unterstützungsgruppe für den Islam und die Muslime (Jama'at Nasr al-Islam wal Muslimin, JNIM) verübt, ein Zusammenschluss dschihadistischer Extremistengruppen, die mit Al-Qaida verbunden sind. Die Dschihadisten verhängen zudem seit mehreren Tagen eine Blockade in Timbuktu, wo inzwischen die Preise zu steigen begonnen haben.
(L.M.) (Fides 23/8/2023)


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