AMERIKA/HAITI - Allgemeine Krise und Choleraepidemie: Viatoristen begleiten Menschen mit Glauben und Entschlossenheit

Mittwoch, 14 Juni 2023

Port au Prince (Fides) - "Jeder Tag bringt neues Leid. Leider denkt man seit Jahren, wenn man von Haiti spricht, an ein Land der Katastrophen: wirtschaftlich, ökologisch, politisch, demographisch...“, so Pater Nestor Fils-Aimé, Oberer der Provinz Kanada der Kleriker vom heiligen Viator (CSV) gegenüber Fides. "Leider wird jedes Mal, wenn man über dieses Land spricht, das eigentlich reich an natürlichen und menschlichen Ressourcen ist und eine wunderschöne Geschichte hat, über Krisen, Notfälle und Gewalt gesprochen". Der Missionar bezieht sich dabei insbesondere auf die jüngsten Ereignisse dieser Juniwoche, in der das Land von Erdrutschen, Überschwemmungen und wiederholten Erdbeben heimgesucht wurde (vgl. Fides 12/6/2023) und derzeit einen erneuten Anstieg der Cholerafälle erlebt.
„Die ersten Tage im Juni waren schwierig", so der Ordensmann weiter. „Schwere sintflutartige Regenfälle ließen das Wasser ansteigen und führten zu Überschwemmungen mit Sachschäden und Todesopfern in der Metropolregion Port-au-Prince (Croix-des-Missions, Tabarre usw.) sowie im Süden des Landes in den Bezirken Léogâne und Grand'Anse bei Jérémie. Nach vorsichtigen Schätzungen könnte es etwa sechzig Tote, zwanzig Vermisste und 35 bis 40.000 überflutete Häuser geben... Darüber hinaus hat ein Erdbeben der Stärke 5,7 am 6. Juni in Grand'Anse mindestens vier Menschen getötet, und es wird befürchtet, dass mehr als vierzig Menschen verletzt wurden“.
"Es ist eine große Herausforderung für uns", betont Pater Fils-Aimé, "wir träumen immer von einer Verbesserung, die sich aber nur langsam einstellt. Dennoch bleiben wir optimistisch und handeln weiterhin mit demselben Glauben und derselben Entschlossenheit, um Räume des Lichts, der Freude und der Hoffnung zu schaffen".
Die Einrichtungen des Ordens sind nicht direkt betroffen, obwohl sich das Bildungshaus in Cazeau ganz in der Nähe von Croix-des-Missions befindet. Die Missionare betreiben eine Schule und betreuen eine Pfarrei in Croix-des-Bouquets, einem Viertel in der Nähe von Croix-des-Missions, wo im vergangenen März Pater Jean-Yves Médidor (CSV) entführt worden war (vgl. Fides 14/3/2023). Auch in der Pfarrei St-François d'Assise in Grand-Goâve, die die Viatoristen etwa sechzig Kilometer südlich der Hauptstadt, unweit der Stadt Léogâne, verwalten, gab es keine größeren Schäden.
Leider haben die haitianischen Gesundheitsbehörden am Freitag, den 9. Juni, bestätigt, dass ein Ausbruch der Cholera in dem Karibikstaat bereits mehrere hundert Menschen getötet hat. Nach den veröffentlichten Daten hat die Epidemie, die Haiti erstmals im Oktober 2010 heimsuchte (vgl. Fides, 15/11/2010), 10.174 Menschen getötet, und seit Oktober 2022 sind 726 Menschen gestorben, darunter 26 vom 1. bis 5. Juni dieses Jahres. Im Zeitraum vom 1. Oktober letzten Jahres bis zum 5. Juni 2023 gab es 45.248 Verdachtsfälle, 3007 bestätigte Fälle, 41.557 Krankenhausaufenthalte. Das Durchschnittsalter der hospitalisierten Infizierten liegt bei 17 Jahren.
Die derzeitige politische Krise in Haiti hat ihre Wurzeln hingegen in einem Staatsstreich von 2004 (vgl. Fides 10/2/2004).
(AP) (Fides 14/6/2023)


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