AMERIKA/HAITI - Menschen fordern Maßnahmen gegen Gewalt und Entführungen: Es kommt zu Handlungen der Selbstjustiz

Dienstag, 9 Mai 2023

Croix-des-Bouquets (Fides) - "Die haitianische Bevölkerung ist in der grassierende Gewalt und die Entführungen durch bewaffnete Banden müde", so Pater Nestor Fils-Aimé, Oberer der kanadischen Provinz der Viatoristen (Clericorum Parochialium seu Chatechistarum Sancti Viatoris, CSV) gegenüber Fides. "Vor dem Hintergrund eines verfassungsrechtlichen Vakuums und der Straflosigkeit der Justiz fordern die Menschen Maßnahmen, um die vielen Auswirkungen der jahrelangen Gewalt zu lindern“, so Pater Nestor weiter, „Seit zwei Wochen ist auf der Karibikinsel die Angst durch Proteste abgelöst worden, die leider nicht immer friedlich sind“, betont er, „Um nur einige Beispiele zu nennen: Vor kurzem wurden mehr als 200 Banditen angegriffen, in mehreren Stadtvierteln wurden Barrikaden errichtet, und Autos werden nach Waffen durchsucht".
"Das Konzept, wie man zu seinem Recht kommt", fügt Pater Nestor hinzu, "ist sehr unterschiedlich. Wir Missionare bedauern die Situation, aber wir verstehen sie auch, denn die Menschen fühlen sich ihrem Schicksal überlassen“. „Die Menschen fordern keine militärische Intervention der UNO, die die Probleme nicht lösen, sondern verschlimmern würde“, so der Missionar weite, „und eine solche militärische Intervention würde heute nur der Regierung von Ariel Henri und seinen Anhänger nützen. Wir, die Missionare versuchen, im Alltag das Leid, aber auch die Hoffnung des haitianischen Volkes zu teilen".
Der Provinzobere der Viatoristen hat sich erneut zur Entführung seines Mitbruders Pater Jean-Yves Médidor geäußert, der am 10. März 2023 von einer bewaffeten Bande entführt (vgl Fides 14/3/2023) und am 22. März 2023 wieder freigelassen wurde (vgl. Fides 23/3/2023).
"Seit seiner Freilassung ist Pater Médidor nicht in seine Wohnung auf dem Geländer unserer Schule in Croix-des-Bouquets zurückgekehr und wird von einem Psychologen begleitet, mit dem er die Tage seiner Entführung verarbeitet. Es geht ihm gut und er wird bald in die Gemeinde zurückkehren“, berichtet er. „Für das nächste Jahr planen wir, das Gelände, auf dem sich die Schule befindet, verlassen. Wir müssen die Schule, bis die Sicherheit wieder gewährleistet ist. Die hundert Schüler der 'Institution Mixte Saint-Viateur' werden in provisorischen Klassenräumen untergebracht, die in der Pfarrei Christ-Roi, für die Pater Médidor zuständig ist, in einem anderen Viertel von Croix-des-Bouquets eingerichtet werden.
Seit der Ermordung von Präsident Jovenel Moïse im Juli 2021 hat sich die soziale Lage auf der Karibikinsel zumehmend verschlechtert.
(NFA/AP) (Fides 9/5/2023)


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