EUROPA/RUSSLAND - Ehemaliger Apostolischer Vikar für Zentralasien hält Pakt zur Beendigung des Krieges für möglich

Dienstag, 31 Mai 2022 frieden   kriege  

Mailand (Fides) - "Auf der Suche nach einer Lösung bei schwierigen Verhandlung muss es Vorschläge geben, die eine Ausgangsplattform darstellen. Ein solcher Vorschlag könnte ein neuer Vertrag nach dem Vorbild der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (Collective Security Treaty Organisation, CSTO) sein, der zwischen Russland und einigen Ländern der ehemaligen UdSSR geschlossen wurde", so Pater Edoardo Canetta, ehemaliger Apostolischer Vikar für Zentralasien und ehemaliger Professor am Institut für Diplomatie der Republik Kasachstan, gegenüber Fides. Pater Canetta war zwanzig Jahre lang Missionar in Kasachstan (davon fünf Jahre als Generalvikar für Zentralasien), wo er an der Universität von Karaganda und anschließend an der Eurasischen Nationalen Universität Gumylyov in Astana lehrte.
Pfarrer Canetta, derzeit Pfarrer in Mailand und Dozent an der „Accademia Ambrosiana“ in Mailand, setzt sich für die Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge ein und schließt sich heute mit seiner Gemeinde dem Rosenkranzgebet für den Frieden an, zu dem Papst Franziskus aufgerufen hatte.
"Ein neuer Pakt zur Beendigung des Krieges in Europa müsste Russland, die Ukraine und vier Garantieländer (wie die Türkei, Indien, Frankreich, Israel oder andere) einbeziehen und könnte die Entmilitarisierung der Krim und des Donbass mit der Präsenz von Streitkräften aus den oben genannten Garantieländern vorsehen“, so Canetta gegenüber Fides, „Diese Länder würden für eine bestimmte Anzahl von Jahren eine Art "Protektorat" bilden, das später durch ein Volksreferendum aufgelöst würde, bei dem die Bevölkerung entscheiden könnte, ob sie zur Ukraine oder zur Russischen Föderation gehören will. Selbstverständlich würden die Aufgaben der Verwaltung und der lokalen Polizei in den Händen der Behörden des Gebiets verbleiben".
"Diese Lösung birgt, wie jede andere auch, ihre Schwierigkeiten, aber vielleicht kann man zumindest versuchen, sie auf den Tisch zu legen und einen Verhandlungsprozess in Gang zu setzen, um einen Ausweg zu finden, der auf Gewalt und Krieg, die Verursacher von Zerstörung und Tod, verzichtet“, so der katholische Geistliche weiter.
Die Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) wurde 2002 als institutionelle Weiterentwicklung des Vertrags über kollektive Sicherheit, eines 1992 zwischen Russland und einer Reihe von Ländern der ehemaligen Sowjetunion (Armenien, Belarus, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan) geschlossenen militärischen Verteidigungsbündnisses, gegründet. Der Vertrag enthält die Verpflichtung seiner Mitglieder, bei der Beilegung von Streitigkeiten zwischen ihnen auf die Androhung oder Anwendung von Gewalt zu verzichten, und führt eine Solidaritätsklausel für mögliche äußere Aggressionshandlungen ein.
(PA) (Fides 31/5/2022)


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