AFRIKA/SÜDSUDAN - Trotz anhaltend ungewisser Lage ist ein Besuch von Papst Franziskus im Laufe des Jahres 2022 nicht ausgeschlossen

Dienstag, 4 Januar 2022 menschenrechte   gewalt  

Juba (Fides) - Die Lage im jüngsten Land der Welt (der Südsudan wurde erst 2011 nach der Unabhängigkeit vom Sudan gegründet, Anm. d. Red.) bleibt ungewiss. Zu den noch nicht umgesetzten Herausforderungen des „Abkommens zur Lösung des Konflikts im Südsudan" vom September 2018 kommen neue Probleme hinzu, darunter die anhaltenden Spannungen in vielen Teilen des Landes, wo die Bevölkerung in ständiger Angst um ihr Leben und das ihrer Angehörigen lebt. "In einigen Gebieten“, so die italienische Comboni Missionsschwester Elena Balatti, „gibt es Situationen weit verbreiteter Gewalt, die zum Tod von Zivilisten sowie zu fortgesetztem Missbrauch und Missachtung der Menschenrechte aber auch zur willkürlichen Abschlachtung von Vieh führen. Es gibt Episoden interkommunaler Gewalt mit Angriffen zwischen benachbarten Bevölkerungsgruppen, die so zu Feinden werden. Der Südsudan muss unbedingt zuerst seine alten Probleme, die Ansammlung von Hass und Ressentiments, lösen. Der Südsudan braucht Frieden".
Vor diesem Hintergrund ist es eine Erleichterung, dass die Behörden des Verwaltungsgebiets Pibor beschlossen haben, Hunderte von Rindern, die den Viehbauern in Akobo gestohlen wurden, als Geste des guten Willens und zur Deeskalation der Spannungen zurückzugeben. Diese Nachricht ist ein Zeichen des Friedens nach monatelangen schweren Zusammenstößen zwischen den ethnischen Gruppen der Nuer in Akobo und der Murle in Pibor. "Die Rückgabe", erklärt Schwester Elena Balatti, "ist ein konkreter Akt der ausgleichenden Gerechtigkeit, von dem wir hoffen, dass er den Kreislauf der Gewalt durchbricht, und eine gute Gelegenheit, allen ein gutes neues Jahr zu wünschen".
In diesem Zusammenhang unterstrich der vatikanische Sekretär für die Beziehungen zu den Staaten, Erzbischof Paul Richard Gallagher, am Rande seines Besuchs 21. bis 23. Dezember in Juba, der Hauptstadt des Südsudan, die "große Unterstützung für einen eventuellen Besuch des Heiligen Vaters" im Südsudan und schloss nicht aus, dass Papst Franziskus noch im Jahr 2022 dorthin reisen könnte. "Es gibt sicherlich keinen perfekten Moment", fügte er angesichts der Unsicherheit und Instabilität, die das Land seit vielen Jahren erlebt, hinzu, "aber wir müssen in dem gesamten Prozess der Unterscheidung vorankommen".
Während seines Besuchs traf Erzbischof Gallagher mit den politischen und religiösen Autoritäten des Landes zusammen und führte Gespräche mit dem Präsidenten der Republik, Salva Kiir, dem er das anhaltende Interesse und die Nähe des Heiligen Vaters zum sudanesischen Volk bekundete, der sich wünscht dass bald Frieden und Stabilität einkehren möge. Der südsudanesische Präsident versicherte seinerseits, dass "ich das Land nie wieder in einen Krieg führen werde".
Unterdessen spitzt sich die allgemeine Lage im Südsudan auch durch eine Reihe beispielloser Überschwemmungen zu. Im dritten Jahr in Folge seit 2019 erlebt das Land seit Mai letzten Jahres wiederkehrende Überschwemmungen, von denen über 620.000 Menschen in zehn verschiedenen Bundesstaaten betroffen sind. Die Überschwemmungen haben landwirtschaftliche Betriebe und Viehbestände zerstört, Schulgebäude und Gesundheitszentren überflutet und viele Familien zur Flucht gezwungen. Die Ernährungsunsicherheit der Bevölkerung wird dadurch verschärft, dass sich die Lieferung von Hilfsgütern aufgrund der durch die Überschwemmungen schwer beschädigten Infrastruktur stark verzögert hat.
Wie die italienische Missionsschwestern Elena Balatti abschließend berichtet, ist vor diesem Hintergrund auch das genaue Datum für die offizielle Amtseinführung von Bischof Christian Carlassare, MCCJ, von Rumbek, die nach dem schweren Anschlag bei seiner Weihe im Laufe des Jahres stattfinden soll, noch nicht bekannt.
(LA) (Fides 4/1/2021)


Teilen: