AFRIKA/NIGERIA - „Armut und Hunger machen junge Menschen gewaltbereit“

Mittwoch, 24 Oktober 2018 terrorismus  

Abuja (Fides) - Es sei notwendig, die Erzählweise im Hinblick auf die Ursachen der Ausbreitung des Terrorismus in Nigeria zu ändern, so Pfarrer Cornelius Afebu Omonokhua, Leiter des Büros für Mission und Dialog der Nigerianischen Bischofskonferenz.
Im Allgemeinen wird die Rolle der Religion bei der Radikalisierung junger Menschen durch gewaltbereite Gruppen wie zum Beispiel Boko Haram oder bei der Lieferung von Waffen für den Dschihad aus dem Ausland betont.
Doch nach Ansicht von Pfarrer Omonokhua muss man den Blickwinkel erweitern und fragen, ob wirtschaftliche und soziale Faktoren nicht die Hauptgründe dafür sind, dass junge Nigerianer sich terroristischen Gruppen anschließen.
Wir müssen die psychologische und anthropologische Aspekte der Handlungsweise der Nigerianer untersuchen“ im Hinblick auf die wirtschaftlichen Situation, in der sie leben, so der Priester. "Wie ist die Einstellung eines durchschnittlichen Nigerianers, der sich um sein tägliches Essen bemüht? Warum ist es für ausländische Organisationen so einfach, unsere jungen Leute zu rekrutieren? Welche Rolle spielen Armut und Hunger dabei? Haben Hunger und Armut eine Religion oder gehören sie einem Stamm an? Manche Leute kümmern sich nicht darum, woher das Essen kommt. Sie wollen nur essen, auch wenn das Essen vom Teufel kommt, wenn die Regierung nicht in der Lage ist, die Grundbedürfnisse der Bürger zu erfüllen“.
"Es hat den Anschein, als habe das Land den Traum und den Ehrgeiz junger Menschen getötet", so Pfarrer Omonokhua. "Während die Mädchen ihren Körper benutzen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, benutzen die jungen Männer ihre Muskeln, und werden kriminell". Die weit verbreitete Unsicherheit treffe manchmal auch wohlhabende Familien, die sich gezwungen sehen, Lösegelder führ ihrer Angehörigen zu bezahlen, die von kriminellen Banden entführt wurden, doch die normalen Bürger sehen sich jeden Tag mit dem Sicherheitsproblem konfrontiert, "das in nigerianischen Gemeinden zu einem Gespenst geworden ist", bis zu dem Punkt, dass "man in manchen Gegenden nicht mit geschlossenen Augen schlafen kann." "Die Armen werden getötet, vergewaltigt und aus ihren Häusern vertrieben", beklagt der Priester, der daran erinnert, dass die Armen bereit sind, ihre Stimmen an "machtgierige" Politiker zu verkaufen. "Aber die Nigerianer glauben immer noch an ethnische und religiöse Erzählungen", so Pfarrer Omonokhua.
Die Zahl der jungen Nigerianer im Alter zwischen 15 und 35 Jahren, so der Priester liege bei etwa 64 Millionen, davon 51,6% Frauen und 48,4% Männer. "Aber diese wichtigen menschlichen Ressourcen sind verschwendet, weil, in Nigeria nicht Fähigkeiten oder Professionalität zählen, wenn es um einen Arbeitsplatz geht, sondern die Empfehlungsschreiben dieses oder jenes Politikers", so der Priester. Junge Menschen werden dann leicht Opfer von Unmoral, Konsumstreben, Gewalt und Drogenabhängigkeit.
Doch es sei notwendig, in diese jungen Menschen zu investieren, um diesen Zustand zu ändern.
(L.M.) (Fides 24/10/2018)



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