ASIEN/SRI LANKA - Radikale Buddhisten: Kirche setzt sich mit neuem Elan für religiöse Harmonie ein

Dienstag, 30 April 2013

Colombo (Fidesdienst) – Das Auftreten radikaler und gewaltbereiter buddhistischer Mönche bereitet religiösen Minderheiten in Sri Lanka sorge. Dies betont Bischof Raymond Wickramasinghe von Galle im Süden Sri Lanka, der sich in einem Schreiben an den Fidesdienst angesichts der jüngsten Ereignisse sehr besorgt äußert: es handelt sich um das Auftreten des Phänomen der so genannten „buddhistischen Taliban“, wie sie von der Presse bezeichnet werden, die eine Welle der Gewalt gegen muslimische und christliche Minderheiten auslösten. Neben der von Bischof Wickramasinghe genannten Gruppe „Bodu Bala Sana“ (BBS) gibt es auch andere Bewegungen dieser Art.
Der katholische Bischof befürchtet, dass sich kurz nach Ende des Bürgerkriegs in Sri Lanka neue Gewalt in der Gesellschaft großen Schaden anrichtet. Deshalb will er sich mit neuem Elan für den Dialog und das harmonische Zusammenleben zwischen den Religionsgemeinschaften einsetzen. Dies soll im Rahmen der Kommission für „Gerechtigkeit, Frieden und menschliche Entwicklung“ geschehen. Die Kirche soll „eine prophetische Rolle spielen, so der Bischof, auch wenn diese falsch verstanden werden könnte. Der Bischof bittet deshalb um das Gebet der Christen in aller Welt für sein Anliegen.
Traditionelle buddhistische Organisationen lehnen jede Art von Fundamentalismus und Gewalt ab. Von den rund 20,8 Millionen Einwohnern Sri Lankas sind 70% Buddhisten. Bei der ethnischen Minderheit der Tamilen handelt es sich vorwiegend um Hinduisten. Daneben gibt es eine christliche (8,8%) und muslimische (9,5%) Minderheit.
In den vergangenen zwei Monaten nahmen die gewaltsamen Handlungen zu: vor zwei Wochen zerstörten Milizionäre der „Bodu Bala Sena“ die Textilfabrik eines muslimischen Unternehmers am Stadtrand von Colombo. Zunehmend sind Manifeste und Plakate zu sehen, die den Islam lächerlich machen.
Vor kurzem wurden Anschläge auf zwei Kirchen verübt, zwei weitere Kirchen mussten auf Druck buddhistischer Fundamentalisten schließen. Am 9. März steckten Mitglieder der BBS in Batticaloa eine Kirche in Brand. In Polonnaruwa wurde ein Pastor der „Fellowchip Church“ aufgefordert seine Tätigkeit einzustellen, nachdem buddhistische Mönche ihn des „Proselytismus“ beschuldigten. Am 17. März drangen aufgebrachte Mönche in eine Kirche in Agalawatte ein. Mit ähnlichen Drohgebärden wurden auch die Mitglieder pfingstkirchlicher Gemeinde in Kottawa und Galle eingeschüchtert. Wie aus Informationen hervorgeht, die dem Fidesdienst vorliegen verübten buddhistische Mönche allein im Jahr 2012 insgesamt 50 Übergriffe auf christliche Kirchen. Im September 2012 wurde auch Bischof Rayyappu Joseph von Mannar bei einem Übergriff auf die katholische Kirche in Karusal leicht verletzt (vgl. Fidesdienst, 15/12/2012).
Unterdessen unterstützt auch Staatspräsident Mahinda Rajapaksa derart nationalistische und religiöse Forderungen der Buddhisten, was ihm politische Zustimmung verschafft. Doch, so Beobachter zum Fidesdienst, „sollte der BBS nicht Einhalt geboten werden, könnte dies zu einem Religionskrieg führen“. Auf der politischen Bühne in Sri Lanka gibt es bereits eine Partei der buddhistischen Mönche, die „Jathika Hela Urumaya“ („Nationale Front der Freiheit“), die dem Regierungsbündnis angehört. Die Partei hat in der Vergangenheit bereits die eigene Gewaltbereitschaft unter Beweis gestellt. Ein Milizionäre der Partei ermordete 1958 den Premierminister S. Bandaranaike. (PA) (Fidesdienst, 30/04/2013)


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