ASIEN/SRI LANKA - Bischof von Kandy: "Unsere Katholiken sind arm an materiellen Mitteln aber reich im Glauben“

Samstag, 18 November 2023 evangelisierung   glaube  

Kandy (Fides) - "Angesichts der Schwierigkeiten, die die Menschen erleben, und der Herausforderungen, mit denen sich unser Land konfrontiert sieht, hält uns die Kraft, die von oben kommt, die einzige, die wahre Hoffnung gibt, aufrecht und gibt uns Mut. In diesen Momenten wenden wir dank unseres Glaubens und mit Gewissheit dem Kreuz Christi zu, wir schauen auf ihn. Jesus sagte: Wer mir nachfolgen will, der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Mit ihm können wir die Wüste der Armut, der Angst, der Ungerechtigkeit durchqueren, weil wir wissen, dass dieser Weg zur Freude führt, zum Licht der Auferstehung. Ein Wort des Trostes, das aus dem Evangelium kommt, ist heute für so viele Menschen, die zerstreut, niedergeschlagen, orientierungslos und erschöpft sind, von großer Bedeutung, es heilt das Herz, denn Jesus ist ein Heiler“. Im Gespräch mit Fides beschreibt der Bischof von Kandy, Valence Mendis, über die Schwierigkeiten und Hoffnungen, die die katholische Gemeinschaft Sri Lankas in dieser historischen Phase begleiten, während das Land von einer politischen und wirtschaftlichen Krise erschüttert wird, von der es sich nur schwer wieder erholt. Diese Krise, so der Bischof, habe im letzten Jahr schwerwiegende sozioökonomische Auswirkungen auf die Bevölkerung gehabt und die Zahl der armen und mittellosen Menschen deutlich erhöht. "Wir sind arm an Ressourcen, an materiellen Mitteln, die Familien kämpfen ums Überleben, viele essen nur einmal am Tag. Aber ich sehe Menschen, die reich im Glauben sind, die zum Herrn beten, die nicht verzweifeln, die zur Kirche kommen und die Unterstützung einer Gemeinschaft von Brüdern finden, die das Wenige, das sie haben, in gegenseitiger Hilfe teilen", betont der Bischof.
"Ich muss sagen, dass ich durch die Gnade Gottes eine Gemeinschaft des Glaubens sehe, die immer eifrig ist, die Teilnahme an den Gottesdiensten und am Leben der Kirche ist immer sehr groß“, so Bischof Mendis weiter, „In einigen Gemeinden nehmen über 80 % der Getauften regelmäßig an den Sonntagsgottesdiensten teil und empfangen die Sakramente, in anderen Gegenden sinkt der Prozentsatz ein wenig, aber, wie wir auch dem Papst während des jüngsten Ad-Limina-Besuchs gesagt haben, liegt der nationale Durchschnitt bei 50-60 %. Das heilige Volk Gottes kennt, glaubt und liebt Jesus, den Guten Hirten, und vertraut ihm".
Mit Blick auf die Dynamik der Gemeinschaft und das Zusammenwirken zwischen Priestern und Laien "kann man mit Freude sagen, dass die Priester, die Pfarrer und die Personen des geweihten Lebens dem Volk nahe sind. Ich sehe die Erfüllung dessen, was Papst Franziskus uns so oft gesagt hat, dass 'die Hirten den Geruch der Schafe haben', und ich glaube, dass dies einer der Gründe ist, warum die Gläubigen sich als aktive Glieder des Leibes, der die Kirche ist, fühlen: Sie sehen Priester, die sich mit Leib und Seele hingeben, die ihr Herz, ihren Geist und ihre Kraft in den Dienst der ihnen anvertrauten Gemeinschaft stellen. Die Pfarrer hören zu, zeigen Barmherzigkeit, helfen. Sie sind ganz nah bei den Menschen, auch und gerade in der Phase des akuten Leids und der Not der Familien: das wird sehr geschätzt und stärkt die Gemeinschaften", betont Bischof Mendis.
Vor diesem Hintergrund, so der Bischof, "möchte ich anmerken, dass zehn Jahre nach seiner Veröffentlichung das apostolische Schreiben ‚Evangelii Gaudium‘, ein Dokument, das im pastoralen Leben vollständig umgesetzt wurde, wichtig war. Wir haben uns eingehend damit befasst, und nach dem Besuch des Papstes in unserem Land im Jahr 2015 ist es in die alltägliche Seelsorge der Gemeinden eingeflossen. Ein Ansatz der Nähe, der Brüderlichkeit, der Barmherzigkeit und der Fürsorge für den anderen prägt unsere pastorale Arbeit und hat Eingang in die Praxis des kirchlichen Lebens gefunden".
In einem Land, in dem von 22 Millionen Einwohnern, die mehrheitlich Buddhisten sind, die Katholiken etwa 7 % der Bevölkerung ausmachen, mangelt es nicht an Problemen, auch nicht auf kultureller und geistlicher Ebene. "Wir sind von dem Phänomen des Säkularismus nicht ausgenommen, der in der Gesellschaft, bei Jugendlichen und Erwachsenen, immer mehr Raum einnimmt“, stellt Bischof Mendis fest, „Wir beobachten die Tendenz, sich von Gott zu entfernen und die transzendente Dimension zugunsten von Materialismus und Konsum in den Hintergrund zu stellen. Dies geschieht in Gemeinschaften aller Glaubensrichtungen und ist auch bei uns, in unseren 12 katholischen Diözesen, zu spüren".
Aus diesem Grund, so der Bischof, habe die Kirche in Sri Lanka die Bildung von kleinen christlichen Gemeinschaften, den "Basusgemeinshaften“, gefördert, denn "geistliches und materielles Teilen wird in der kleinen Gruppe besser erfahren; außerdem sind diese Gemeinschaften nützlich, um diejenigen zusammenzubringen, die vom Glauben abgekommen sind, oder um diejenigen einzubeziehen, die Christus nicht kennen. Die Betonung liegt auf der gemeinsamen Verantwortung aller Mitglieder der Gemeinschaft - nicht nur eines Priesters oder eines Ordensmannes - und vor allem in den größten Pfarreien mit mehr als 5.000 katholischen Familien funktioniert dieses Modell der Basisoganisation dank des pastoralen und missionarischen Engagements von Laien und Katecheten".
In diesem Zusammenhang betont Bischof Mendis den besonderen Wert des Laienamtes der Katecheten: "Sie sind sehr wichtig für uns. Es gibt landesweit 25.000 Katecheten, sie sind eine entscheidende Hilfe, ihr Beitrag ist ein Reichtum, die Kirche in Sri Lanka hat das verstanden und organisiert weiterhin Ausbildungsseminare für sie, insbesondere um junge Menschen in diesen Dienst einzubinden, der Ausdruck der Mitverantwortung in der kirchlichen Gemeinschaft ist".
Die Anwesenheit der Katecheten sei vor allem in den letzten zwei Jahren der sozialen und politischen Krise wichtig gewesen: "Wir befanden uns in der Situation eines Staates, der aufgrund schlechter Regierungsführung gescheitert ist. Das Land hat nur dank externer Hilfen wie denen des Internationalen Währungsfonds überlebt. Die Krise hat das Leben der Menschen stark beeinträchtigt. Die Lebenshaltungskosten sind sehr hoch, sie haben sich in kurzer Zeit verdoppelt, und Millionen von Familien sind von Armut betroffen. Die Kirche begleitet in dieser Phase, in der sie so viel Leid erfährt, die Familien durch Priester, Ordensleute und vor allem Katecheten und wird dafür sehr geschätzt. Auch weil sie sich nicht nur für die Katholiken einsetzt oder ihnen hilft, sondern sich in der Gesellschaft engagiert, oft durch die Caritas, um die Menschenwürde aller zu schützen. Wir sind durch den Anschlag von Ostern 2019 verwundet worden und haben im Interesse des Gemeinwohls die Forderung nach Gerechtigkeit und Wahrheit für alle in allen Gremien weiterverfolgt. Jetzt braucht es eine Wiederbelebung auf allen Ebenen. Und die Christen sind da, bereit, sich mit dem Erbe des Evangeliums einzubringen, das ein Gewinn und ein Geschenk für die ganze Nation und die ganze Menschheit ist."
(PA) (Agenzia Fides 16/11/2023)


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