AMERIKA/HAITI - Der Wiederaufbau kommt nur schleppend voran und die Menschen leiden unter Lebensmittelunsicherheit

Freitag, 18 Februar 2011

Port-au-Prince (Fidesdienst) – Haiti braucht rund 1 Milliarde Dollar für die Finanzierung der von der Interims-Kommission für den Wiederaufbau Haitis (CIRH) gebilligten Projekte. Dies gab der haitianische Premierminister Jean Max Bellerive im Rahmen einer Pressekonferenz im Anschluss an ein Treffen mit dem ehemaligen US-amerikanischen Präsidenten Bill Clinton bekannt, der die Insel als Sondergesandter der Vereinigten Staaten besucht hatte. Die Projekte betreffen Wiederaufbauvorhaben im Bereich der Bildung, des Gesundheitswesens, des Wohnungsbaus, der Energieversorgung, der Abfallbeseitigung, der Arbeitsplatzbeschaffung und der Landwirtschaft.
Wie aus Informationen hervorgeht, die dem Fidesdienst vorliegen, bleibt die Situation im Land jedoch weiterhin sehr prekär: den zahlreichen im Land tätigen Nichtregierungsorganisationen gelinge es nicht, die Arbeit zu koordinieren. So beklagt zum Beispiel Evel Fanfan, die Vorsitzende der Organisation „Action des Unite’s Motive’es pour une Haiti de Droit“ (AUMOHOD), in der sich verschiedene Anwälte zusammenschließen und die sich seit 2002 für den Schutz der Menschenrechter auf der Karibikinsel einsetzt: „Es ist nicht möglich, dass obschon eine Milliarde Dollar für Haiti zur Verfügung gestellt wurden, die Situation immer noch die ist, die wir hier sehen, und dass es nicht gelingt, die Choleraepidemie in Schach zu halten“. Nach Angaben des haitianischen Gesundheitsministeriums sind 225.668 Personen Infiziert, davon baten 121.883 um die Aufnahme in ein Krankenhaus. Bisher starben 4.452 Menschen durch die Choleraepidemie, die sich seit Oktober vergangenen Jahres auf der Insel verbreitet. Die Zahlen steigen stetig und die letzten offiziellen Angaben sind vom 3. Februar.
Am meisten von der Epidemie betroffen ist Artibonite, wo der erste Cholerafall aufgetreten war. Hier starben bisher 683 Menschen. Trotz der Bemühungen, die Epidemie unter Kontrolle zu bringen, dehnte sie sich auch auf die benachbarte Dominikanische Republik aus. Dort wurden bereits 325 Fälle registriert, die in drei Fällen tödlich verliefen: bei den Toten handelt es sich um einen Mann und zwei Kinder, alle Haitianer.
Über drei Millionen Haitianer, fast ein Drittel der Bevölkerung, leiden zudem unter einer Lebensmittelknappheit. Die gab das haitische Büro für die Koordinierung der Lebensmittelsicherheit (CNSA) bekannt, Dabei seien nicht nur die Obdachlosen und Opfer des Erdbebens betroffen sondern auch die Menschen im Nordwesten und im Süden des Landes. Nach Angaben des CNSA stiegen die Preise für Reis in den vergangenen Monaten um 25%. Doch nicht nur die Reispreise sind gestiegen. Zum einen handele es sich dabei um die Auswirkungen der Choleraepidemie (viele Geschäfte verkaufen Produkte aus den am meisten betroffenen Regionen um Artibonite nicht mehr), Grund dafür sei aber auch die Tatsache, dass weite Teile des Landes von ausländischen Konsortien bewirtschaftet werden, die Produkte anbauen, die für den Export bestimmt sind. (CE) (Fidesdienst, 18/02/2011)


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