AMERIKA/HAITI - Zwei Millionen Menschen leben auf der Straße, 600.000 sind obdachlos

Samstag, 10 Juli 2010

Port au Prince (Fidesdienst) – Sechs Monate nach dem Erdbeben leben auf Haiti immer noch rund 2 Millionen Menschen auf der Straße. Rund 1.300 Zeltstädte sind heute ihr Zuhause. Über obdachlose 600.000 Menschen sind weiterhin von humanitären Hilfen abhängig. Alle kämpfen um das eigene Überleben. Kinder sind unterernährt, die Hygiene mangelhaft und die medizinische Versorgung unzureichend. Es gibt weder elektrischen Strom noch Trinkwasser. Ein verheerendes Bild von der Situation entsteht aus den Berichten der internationalen Hilfswerke, die vor Ort nach dem Erdebeben tätig sind, bei dem über 230.000 Haitianer starben. Die Hilfswerke versorgen weiterhin Hunderttausende Vertriebene mit Trinkwasser und sanitären Diensten.
Wie aus einer Mitteilung von Caritas Haiti hervorgeht, die dem Fidesdienst vorliegt, gab der Präsident des katholischen Hilfswerks, Bischof Pierre André Dumas, zusammen mit dem Netzwerk Caritas Internationalis bekannt, dass man insgesamt über 2,3 Millionen Haitianern helfen konnte. „Caritas“, so Bischof Dumas, „konnte die Menschen mit Wasser, Notunterkünften, erster medizinischer Hilfe und dringend notwendigen Hilfsgütern im Umfang von rund 46,8 Millionen US Dollar versorgen. Etwa 1,5 Millionen Menschen werden im Rahmen von Hilfsprogrammen betreut und 400.000 Menschen sind beim Programm für medizinische Versorgung gemeldet.“
Der Verantwortliche des Roten Kreuzes auf Haiti, Alastair Burnett, bekräftigt: „Was wir heute tun, werden wir nicht für immer tun können. Unsere Ressourcen sind nicht unendlich.“ Burnett betont auch, dass die Hygiene ein weitaus größeres Problem darstelle als der Weideraufbau, weil das die Kapazität und die Kompetenz humanitärer Hilfswerke überschreite.
Der Vorsitzende der US-amerikanischen Kommission für die Beziehungen zum Ausland, John Kerry, weist in seinem Bericht auf das Fehlen von Führungskräften und auf Uneinigkeiten zwischen den Gebern sowie mangelnde Organisationsfähigkeit hin. Dies seien die grundlegenden Gründe dafür, weshalb viele Haitianer die versprochene Hilfe noch nicht erhalten haben. „Der Wiederaufbau wird dadurch in Frage gestellt. Die Trümmer liegen immer noch überall auf den Straßen, die meisten Gebäude sind beschädigt oder eingestürzt und über all wurden Zelte augestellt – oft in einem sehr schlechten Zustand. Beispielhaft dafür ist der Präsidentenpalast, der immer noch eine Ruine ist, wobei man keinerlei Anzeichen für den Beginn eines Wiederaufbaus sieht“, so der Bericht des US-amerikanischen Senats.
Das katholische Hilfswerk Caritas entwickelt unterdessen Pläne für den Wiederaufbau in den kommenden fünf Jahren. Der Vorsitzende von Caritas Internationalis, Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga (sdb) bittet in einem Beitrag mit dem Titel „Möglichkeiten zum Aufbau eines besseren Haiti“, der im Rahmen des Caritas-Berichts „Neue Hoffnung für Haiti sechs Monate nach dem Erdbeben“ veröffentlicht wurde, um die Unterstützung für Initiativen des Wiederaufbaus in dem Land, in dem es noch an Schulen, Wohnungen und vielem anderem fehlt. „Auch heute noch brauchen viele Menschen in der Hauptstadt und in den Dörfern im Inneren des Landes viel Hilfe: wir müssen uns um ihre Gesundheit, ihre Ernährung und ihre Bildung kümmern. Wir dürfen Haiti nicht vergessen!“, mahnt der Kardinal. (CE) (Fidesdienst, 10/07/2010)


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