AMERIKA/HAITI - „Am 6. April wird das Priesterseminar wieder eröffnet und wir müssen nun die 243 überlebenden Seminaristen unterbringen“, so der Apostolische Nuntius zum Fidesdienst; die Spenden der heiligen Abendmahlsmesse am Gründonnerstag sind für das Priesterseminar in Port-au-Prince bestimmt

Dienstag, 30 März 2010

Port-au-Prince (Fidesdienst) – „Nach einigem Zögern und verschiedenen Zweifeln haben die Bischöfe die Entscheidung getroffen, die Seminaristen zur Wiedereröffnung des Studienjahres am 6. April einzuberufen. Nachdem das ganze Seminar zerstört wurde, brauchen wir nun eine Unterkunft für die 243 überlebenden Seminaristen“, so der Apostolische Nuntius auf Haiti, Erzbischof Bernardito Auzo zum Fidesdienst, der dabei seine Freude über die angekündigte Geste der Verbundenheit des Papstes mit der Ortskirche zum Ausdruck bringt, die am 12. Januar so hart geprüft wurde. Die Spenden bei der heiligen Abendmahlsmesse mit dem Papst in der Lateranbasilika am Gründonnerstag werden für den Wiederaufbau des Priesterseminars in Port-au-Prince zur Verfügung gestellt.
„Es gibt auf Haiti nur ein einziges Priesterseminar, unsere Seminar „Notre Dame d’Haiti“ in Port-au-Prince“, so der Apostolische Nuntius. „Die beiden Abteilungen für Theologie und Philosophie sind getrennt, die eine befindet sich im zentral gelegenen Stadtviertel Turgeau und die andere in Cazeau in der Nähe des internationalen Flughafens Louverture. Beide Abteilungen werden von einem Rektor geleitet. Die Räumlichkeiten beider Abteilungen wurden beim Erd beben zerstört. Vier von fünf Gebäuden der theologischen Abteilung sind eingestürzt. Insbesondere das Gebäude in den sich der Speisesaal (Erdgeschoss), die Kapelle (erster Stock) und die Bibliothek (zweiter Stock) befanden, wurden dem Erdbeben gleichgemacht. Die Kappelle existiert nicht mehr, so dass der Speisesaal und die Bibliothek ineinander gefallen sind. Wenn ich daran denke, dass die ganze Gemeinschaft zum Zeitpunkt des Erdbebens in der Kapelle hätte sein können, dann bekomme ich eine Gänsehaut. Das wäre wirklich ein enormer Verlust gewesen“.
Vor dem Erdbeben waren 159 Theologiestudenten und 98 Philosophiestudenten im Seminar untergebracht. Sechs Theologiestudenten und ein Professor sowie acht Philosophiestudenten starben bei dem Erdbeben. „Diejenigen, die unter den Trümmern begraben waren, konnten größtenteils selbst befreien“, so der Erzbischof, „Der Rektor hielt sich in seinem Büro im Erdgeschoss in einem der Gebäude auf. Das Büro gibt es nicht mehr, aber der Rektor blieb unverletzt und kann sich heute nicht mehr erinnern, wie und auf welchem Weg es ihm gelungen ist, herauszukommen. Er sagt, die Muttergottes habe ihn geführt.“
Auf Beschluss der Bischöfe wird das Heilige Jahr nun am 6. April wieder eröffnet. Beide Abteilungen des Seminars werden in den Räumlichkeiten der Bischofskonferenz von Haiti (CEH) untergebracht sein. Die Studenten des Philosophats werden auf dem Gelände der Scalabrini Patres neben der Bischofskonferenz wohnen und die Theologiestudenten sollen im Haus der „Madonna von Guadalupe“ auf dem Geländes der Bischofskonferenz untergebracht werden.
„Neun große Zelte (20x32 Fuß) werden als Klassenzimmer dienen und in 21 Zelten werden die Studenten schlafen. Alles wird insgesamt rund 400.000 US Dollar kosten. Die Zelte sind wasserdicht und halten einer Windgeschwindigkeit von bis zu 240 Stundenkilometer stand. Die Dozenten werden in den freien Zimmern des Seminars der Scalabrini Missionare und im Haus der „Madonna von Guadalupe“ wohnen. Sowohl die Philosophiestudenten als auch die Theologiestudenten werden die Kappelle der CEH benutzen können. Alle Priesteramtkandidaten können so das akademische Jahr abschließen und das neue Studienjahr gelassen beginnen“.
Im Hinblick auf den Wiederaufbau des Seminars haben die Bischöfe noch keine endgültige Entscheidung über den Standort getroffen. Derzeit werden verschiedene Möglichkeiten geprüft, wobei vor allem die Kosten für den Kauf des Grundstücks und ein geeigneter Standort berücksichtigt werden müssen. Zur Finanzierung des Wiederaufbaus sagt Erzbischof Auza: „Zum jetzigen Zeitpunkt liegen noch keine genauen Kriterien vor, doch meiner Ansicht nach wird ein solches Projekt, das für die Kirche von enormer Bedeutung ist, von allen gemeinsam finanziert werden.“ (CE/SL) (Fidesdienst, 30/03/2010)


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