AMERIKA/HAITI - Appell des Apostolischen Nuntius: „Unsere Seminare und Seminaristen haben alles verloren. Die Rückkehr unserer Seminaristen zur Normalität ist deshalb heute Priorität“

Mittwoch, 24 Februar 2010

Port-au-Prince (Fidesdienst) – Der Apostolische Nuntius auf Haiti, Erzbischof Bernardito Auza, berichtet im Rahmen eines Spendenaufrufs an Missio England über die gegenwärtige Lage der Seminaristen:
„Die Situation: Das Großen Seminare (Philosophie und Theologie) ist bei dem Erdbeben eingestürzt und es starben 15 Seminaristen und ein Professor und mehrere Mitarbeiter. Mehrer Seminaristen wurden verletzt und mussten sich zum Teil einer Amputation unterziehen. Viele, die unter den Trümmern begraben wurden konnten noch nach einigen Tagen von Hilfstrupps gerettet werden, anderen gelang es, sich selbst zu befreien. Vor dem Erdbeben gab es 159 Seminaristen und 8 Ausbilder und Dozenten an der Fakultät für Theologie und 97 Seminaristen und zwei Ausbilder an der Fakultät für Philosophie.
Die Bischofskonferenz hat beschlossen, dass die 28 Seminaristen des vierten Studienjahres der theologischen Fakultät ihr Studienjahr beenden dürfen. Sie werden in Zelten untergebracht und im Sommer die Diakonweihe erhalten.
Da es an funktionierenden Strukturen fehlt, werden die anderen Theologieseminaristen in die eigenen Diözesen zurück geschickt. Die jeweiligen Bischöfe werden mit entsprechenden Lehrkräften zwar hin und wieder Unterrichtsstunden veranstalten, doch die Studenten werden voraussichtlich das Jahr nachholen müssen. Dies könnte vielleicht vermieden werden, je nach dem welche finanziellen Mittel zur Verfügung stehen und wie sich die Lage entwickelt. Die 97 Philosophiestudenten werden ebenfalls in ihre Diözesen zurück geschickt und voraussichtlich ebenfalls das Studienjahr nachholen müssen.
Die Studenten des Vorseminars für Philosophie (rund 15 Studenten) aus der Diözese Port-au-Prince werden in noch festzulegenden Einrichtungen untergebracht werden.
Was wir brauchen: Die Seminare und Seminaristen haben alles verloren. Es konnte, abgesehen von einigen Büchern aus der Bibliothek im dritten Stock nichts gerettet werden. Die meisten Seminaristen brauchen Kleidung, Unterwäsche, Zelte, in denen sie schlafen können. Viele Seminaristen wurden zwar in die Heimatdiözesen zurück geschickt, doch auch diese Diözesen sind arm und brauchen Hilfe.
Wir müssen einen Platz vorbereiten, wo die Zelte für die 28 Theologieseminaristen des vierten Studienjahres stehen sollen, damit Klassenzimmer, Küchen und hygienische Einrichtungen zur Verfügung stehen.
Es muss auch die Versorgung und Unterkunft der verschiedenen Seminaristen gewährleistet sein und dies gilt auch für diejenigen, die in die eigene Diözese zurückkehren mussten. Ein Kostenvoranschlag wurde noch nicht vorgelegt. Die meisten Pfarreien auf Haiti sind nicht in der Lage, Seminaristen aufzunehmen und für deren Versorgung aufzukommen. Haiti war bereits vor dem Erdbeben sehr arm und ist es heute umso mehr.
Es müssen Bibeln und Lehrdokumente (Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils, Katechismus der Katholischen Kirche, neu gekauft werden, usw.), da auch diese unter den Trümmern begraben wurden.
Am schnellsten kann diesen Seminaristen durch finanzielle Unterstützung geholfen werden, die wir je nach den dringlichsten Bedürfnissen verwenden können.
Wir danken für die Hilfe für unsere traumatisierten Seminaristen, denn die Rückkehr zu einem „normalen“ Leben für diese Studenten ist für uns heute eine Priorität. Niemand unter uns (abgesehen von ganz wenigen) gelingt es im Inneren der Gebäude zu schlafen. Dies müssen wir berücksichtigen, wenn es um den Wiederaufbau geht.“
Auf den Appell des Apostolischen Nuntius auf Haiti antwortet der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke – Missio – in England: „Missio wird die Kirche auf Haiti beim Bemühen um eine Rückkehr zur Normalität nicht alleine lassen. Wir werden Erzbischof Auza und alle, die sich für die Ausbildung der zukünftigen Priester einsetzen, unterstützen. Missio wird so lange helfen, wie die Menschen auf Haiti Hilfe brauchen und dies gilt auch für die kommenden Jahre“. (CE) (Fidesdienst, 24/02/2010)


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