AFRIKA/NIGERIA - Nigerianische Auslandsgemeinde in London: “Adebolajo ist Engländer und kein Nigerianer”

Freitag, 24 Mai 2013

Abuja (Fidesdienst) – Die nigerianische Presse widmet dem Mord an einem britischen Soldaten, der am 22. Mai im Londoner Stadtviertel Woolwish von zwei mit Messen bewaffneten Tätern getötet wurde große Aufmerksamkeit. Einer der beiden bereits identifizierten Täter ist Michael Adebolajo, der als Sohn einer nigerianischen Familie in England geboren wurde. Wie das Digital Journal berichtet, stammt seine Familie aus dem Volk der Yoruba im Südwesten Nigerias. Der Sohn einer christlichen Familie konvertierte zum Islam und hatte Kontakte zu extremistischen Kreisen.
Die Tageszeitung „Nigerian Tribune“ berichtet über die Reaktion der Nigerianer sowohl in Nigeria als auch unter der nigerianischen Auslandsgemeinde in London. Dabei beklagen viele Interviewpartner, dass der Mörder als „Nigerianer“ bezeichnet wird und weisen darauf hin, dass er britischer Staatsbürger ist.
„Ist Barack Obama Kenianer oder Amerikaner?“, fragt sich ein Leser. „Wir möchten darum bitten, dass diese Etikettierung nicht stattfindet. Abdebolajo ist Engländer, er gehört nicht zu uns“. „Im letzten Sommer“, so ein anderer Leser, „hat ein Sportler die bei dem Olympischen Spielen für England die Goldmedaille gewonnen. Er wurde hoch gefeiert und viele von uns haben nicht sofort verstanden, dass es sich um einen Engländer nigerianischer Abstammung handelt. Philips Idowu gewann die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr, ebenso Christine Ohuruougu und andere, die für England gewonnen haben, und niemand hat sie als Nigerianer bezeichnet.“
„Der Killer von Woolwich hat keine Beziehungen zu unserem geliebten Land (…). Er wurde nicht als Muslim geboren. Er mag Verwandte haben, die keine Muslime sind. Er hat in England die Religion gewechselt. Wahrscheinlich besitzt er einen britischen Pass“. „Wenn man nun versucht für die Handlung weniger eine ganze Rasse, ein Land oder eine Religion verantwortlich zu machen, ist dies nicht nur kleinlich, sondern auch falsch und unmoralisch. Wir dürfen Völker, Rassen und Religionen nicht länger verteufeln. Es gibt überall gute und schlechte Menschen“, so ein Leser über das Empfinden der nigerianischen Auslandsgemeinde in London, die gewaltsame Reaktionen und unterschiedslose Kontrollen durch die Behörden befürchtet. (LM) (Fidesdienst, 24/05/2013)


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