ASIEN/SRI LANKA - „Vergesst Sri Lanka nicht!“: Appell der christlichen Kirchen an die internationale Staatengemeinschaft im Hinblick auf die Unruhen auf der Insel

Dienstag, 11 September 2007

Colombo (Fidesdienst) - Christliche Kirchen in Sri Lanka bitten die internationale Staatengemeinschaft darum, die Insel auf dem indischen Subkontinent nicht zu vergessen, wo immer wieder Menschen infolge des dort herrschenden Bürgerkriegs unsagbares Leid erfahren und viele Unschuldige sterben müssen. Eine Delegation des Weltkirchenrates besuchte vor kurzem das Land und insbesondere die Konfliktgebiete. Dabei standen Treffen mit Vertretern der zivilen und religiösen Behörden auf dem Programm. Bei den Gesprächen wurden vor allem die schwierigen Überlebensbedingungen für die Bevölkerung, die verheerende Lage der Kinder und die nunmehr chronische Armut unter den Flüchtlingen deutliche.
„Wir freuen uns, dass ihr gekommen seid, um euch der Lage bewusst zu werden“, so Bischof Ryappu Joseph, der die Delegation in seinem Bistum empfing. Mannar wird mehrheitlich von Tamilen bewohnt und zur Hälfte von den „Liberation Tigers of Tamil Eelam“ kontrolliert, die gegen die regulären Streitkräfte kämpfen. Deshalb befindet sich hier sozusagen die „Frontlinie“ des Bürgerkriegs und infolge der zahlreichen militärischen Operationen kommt es zur Vertreibung oder es fehlt an lebensnotwendigen Gütern. Die zivilen Behörden betonten, dass man „alles Mögliche tue, um unschuldige Zivilisten zu schützen“, doch es gibt zahlreiche Opfer und ein Großteil der Bevölkerung kann kein normales Leben führen oder musste sogar die eigene Heimat verlassen. Auf den Grundstücken und in den Einrichtungen der Kirche in Mannar hat der Bischof Aufnahmemöglichkeiten für über 400 vertriebene Familien bereitgestellt.
Ein weiterer Brennpunkt des Konflikts ist Batticaloa an der Ostküste, wo es mindestens 300.000 Binnenflüchtlinge gibt, und die humanitäre Versorgung sehr prekär ist. Deshalb fragt sich der Interreligiöse Verband für den Frieden, dem Katholiken, Anglikaner, Protestanten und Hindus angehören: „Wie viele Morde, wie viele Verschleppungen muss es noch geben, damit endlich etwas unternommen wird?“.
Im Norden des Landes besuchte die Delegation Jaffna, im Zentrum der von den Tamilen kontrollierten Gebiete, wo ein Militärkontingent mit insgesamt 40.000 Soldaten stationiert ist. Gegenwärtig sind die Verbindungen zwischen Jaffna und dem Süden unterbrochen und die Versorgung mit Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten ist unzureichend. Die Bevölkerung ist erschöpft und kann kaum noch überleben, und lebt unter „erniedrigenden und demütigenden Bedingungen“.
Die christlichen Kirchen Sri Lankas versuchen den Menschen in dieser schwierigen Kriegszeit zu helfen und bieten sanitäre und humanitäre Unterstützung an, wobei Ressourcen, Strukturen und Personal zum Schutz der Schwächsten (Kinder, Senioren und Witwen) zur Verfügung gestellt werden. Sie helfen auch durch Friedensarbeit zur Aussöhnung zwischen den verschiedenen Volksstämmen und Initiativen des interreligiösen Dialogs, was der Verbreitung einer Kultur des Friedens und der Solidarität dienen soll. Solche Programme werden insbesondere auch in den Schulen durchgeführt. Der Schutz der Menschenrechte soll vor allem den Ärmsten und Ausgegrenzten zugute kommen. Trotzdem appellieren die Kirchen an die internationale Staatengemeinschaft: „Vergesst Sri Lanka nicht!“. (PA) (Fidesdienst, 11/09/2007 - 41 Zeilen, 456 Worte)


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