Agenzia Fides
Von Paolo Affatato
Vatikanstadt (Fides) – „Heute wie gestern besteht unsere Mission in Asien darin, präsent zu sein, um auf die Bedürfnisse der jungen Kirchen einzugehen“, erklärt P. Vincent Sénéchal, Generaloberer der Gesellschaft für Auslandsmissionen in Paris (MEP), im Interview mit Fides, während sich die Missionare der Gesellschaft zu einer Jubiläumswallfahrt in Rom aufhalten. Im Rahmen des Monats der Weltmission im Oktober präsentierte die Gesellschaft der Auslandsmissionen in Paris unter anderem einen Dokumentarfilm über ihre Missionen mit dem Titel „Baroudeur du Christ“ („Abenteurer Christi“) (vgl. Fides 21/10/2025). Seit 1658 haben die Pariser Auslandsmissionen zur Verkündigung des Evangeliums in vielen asiatischen Ländern beigetragen: Thailand, Vietnam, China, Kambodscha, Indien, Laos, Japan, Korea, Malaysia, Singapur, Myanmar. Im 20. Jahrhundert starben 23 Missionare als Märtyrer und wurden heiliggesprochen. Heute zählen die Pariser Auslandsmissionen etwa 150 Priester in 14 Ländern und beteiligen sich weiterhin an der Verkündigung der Frohen Botschaft, indem sie Missionspriester nach Asien und in den Indischen Ozean entsenden, insbesondere zur „Erstevangelisierung”.
Pater Sénéchal, können Sie uns etwas über die Ursprünge der Gesellschaft der Auslandsmissionen von Paris und Ihre heutige Mission erzählen?
Die Gesellschaft der Auslandsmissionen von Paris wurde 1658 auf Initiative eines Jesuiten, Alexandre de Rhodes, Missionar in Vietnam, gegründet. Er erkannte, dass die Wellen der Verfolgung und die aufgetretenen Probleme zur Vertreibung der ausländischen Missionare und zum Zusammenbruch der Kirche führen würden. Daher hatte er die Idee, einen lokalen Klerus aufzubauen. Er wandte sich an den Papst, der ihn beauftragte, Personen zu suchen, die für dieses Werk zur Verfügung standen, insbesondere französische Priester. Er bereiste verschiedene Diözesen und Pfarreien auf der Suche nach Freiwilligen, die nach Asien, insbesondere nach Vietnam, Cochinchina und Tonkin, gehen wollten, um dort lokale Priester auszubilden. Einige folgten ihm und schlossen sich ihm an; alles entstand als Antwort auf einen Ruf und ein Bedürfnis der Ortskirche, damit es einen lokalen Klerus gab. Sie erhielten einen Auftrag von der vatikanischen Kongregation „de Propaganda Fide“. Die Priester wurden in Rom oder Frankreich geweiht und vom Dikasterium „de Propaganda Fide“ für die Mission nach Asien entsandt. So wurde das erste Seminar als Ausbildungsstätte für Auslandsmissionen gegründet. Das waren die Anfänge der Gesellschaft für die Auslandsmissionen von Paris.
Auch heute noch ist unsere Mission die Verkündung des Evangeliums in Asiens. Auch heute noch sind wir hauptsächlich französische Priester, 75 % unserer Mitglieder sind Franzosen, und wir sind in 14 Ländern Asiens und in Madagaskar tätig. Rechtlich gesehen sind wir eine Gesellschaft apostolischen Lebens, die dem Dikasterium für die Evangelisierung untersteht. Es sei darauf hingewiesen, dass nach dem Vorbild der Priester der Gesellschaft für die Auslandsmissionen von Pairs weitere Gesellschaften von Missionspriestern in anderen Ländern entstanden sind: zum Beispiel die das Päpstliche Institut für die Auslandsmissionen (PIME) in Italien, die Maryknoll Missionare und die Mill Hill Missionare in Amerika, die Auslandsmissionen von Quebec in Kanada, weitere Gesellschaften in Korea und Thailand. Jede dieser Gesellschaften geht ihren eigenen Weg und hat in gewisser Weise ein nationales Profil und eine nationale Kultur, die sie in den Dienst der universellen Mission der Kirche stellt.
Wie tragen Sie heute zur Sendung der Kirche bei?
Kurz gesagt, als Gesellschaft für die Auslandsmissionen von Paris sollten wir uns im Wesentlichen der Erstevangelisierung widmen, in Übereinstimmung mit den Ortskirchen, die uns einladen. Unser Ziel und unsere Aufgabe ist es immer, der Ortskirche zur Seite zu stehen und auf ihre Erfordernisse einzugehen, bedürftige Kirchen zu begleiten und zu unterstützen und auf die grundlegenden Bedürfnisse einer bestimmten Kirche einzugehen. Ein Bischof kann Missionare der Gesellschaft für die Auslandsnmissionen von Paris anfordern, dann wird ein Besuch vor Ort organisiert und anschließend kann beschlossen werden, Missionare zu entsenden, die sich in verschiedenen Bereichen engagieren: insbesondere für die Erstevangelisierung, auch in Pfarreien und sozialen Diensten, vor allem aber an Orten, an denen die Kirche noch in den Anfängen steckt, wie beispielsweise in Madagaskar, in Gebieten, in denen es keine Katholiken gab; oder in Kambodscha, wo nur 2 % der Bevölkerung katholisch sind und wo die lokale Gemeinschaft Ende des 20. Jahrhunderts eine sehr schwierige Zeit durchlebte und fast bei Null anfangen musste. Manchmal haben wir Missionare, die in der Ausbildung tätig sind und am Seminar unterrichten, wie in Japan oder auch in Thailand, Laos und Myanmar.
Die Missionare engagieren sich oft auch im sozialen Bereich. Mit welcher Perspektive?
Soziales Engagement, Entwicklungsarbeit, Bildungs- und Solidaritätsprojekte sind ein erster Schritt, um den Menschen vor Ort Gutes zu tun und ihnen die Liebe Gottes zu jedem Menschen zu vermitteln. In Thailand beispielsweise gibt es an der Grenze zu Myanmar Flüchtlinge der Volksgruppe der Karen, und die Missionare der Gesellschaft für Auslandsmissionen von Paris kümmern sich um sie. In Indien haben wir einen Priester in Kalkutta, der in den Slums arbeitet: Er ist ein lebendiges Zeugnis des Glaubens und der Menschlichkeit. Ein weiteres Tätigkeitsfeld sind Migranten oder Flüchtlinge, wie beispielsweise in Korea für nordkoreanische Flüchtlinge. Hinzu kommt der Bereich des interreligiösen Dialogs: Hier denke ich an Kambodscha und Indien, wo ein Missionar in Benares, einem heiligen Ort des Hinduismus, lebt und das internationale Zentrum für interreligiösen Dialog der Diözese leitet. Jeder Missionar, der sich in einem neuen Land wiederfindet, ist aufgerufen, Beziehungen aufzubauen, mit Menschen anderer Kultur oder anderen Glaubens in Kontakt zu treten, in diese Kultur einzutauchen und das Evangelium zu verkünden: Der Missionar bringt nicht sich selbst, sondern Christus, wie der heilige Paulus sagt: „ein Schatz in zerbrechlichen Gefäßen”.
Manchmal findet Mission in einem besonders schwierigen Kontext statt: Was können Sie uns über Myanmar sagen?
Wie bekannt ist, herrscht in Myanmar ein Konflikt, unter dem viele Menschen leiden: Über 3,5 Millionen sind Binnenflüchtlinge, andere fliehen aus dem Land. In diesem von Unsicherheit und Leid geprägten Umfeld haben wir vier Missionare, einige in der Region Chin, zwei weitere in Mandalay. Die lokale katholische Gemeinde leidet aufgrund des Bürgerkriegs mit der gesamten burmesischen Bevölkerung. Einer unserer Missionare ist in einer Pfarrei in Mandalay tätig, die zu einem Flüchtlingslager geworden ist. Ich habe sie in den letzten Monaten besucht: Dort leben viele Flüchtlinge, die aus niedergebrannten Dörfern geflohen sind und dort ein wenig Aufnahme und Trost finden. Ich habe auch viel Glauben gesehen und Menschen, die trotz Not und Leid nicht aufhören zu hoffen.
Wie ist die Beziehung zur chinesischen Welt?
China liegt uns sehr am Herzen. Wir sind in Hongkong und Taiwan vertreten. In unseren Beziehungen zu China haben wir uns stets um Treue bemüht. Vor Jahrhunderten waren unsere Missionare auf dem chinesischen Festland tätig. Im Jahr 1949 hatten wir 200 Missionare, die mit der Kulturrevolution ausgewiesen wurden, aber von dort aus zogen unsere Missionare in den Westen und gründeten eine Mission in Madagaskar, die bis heute besteht. Das ist Gottes Vorsehung. Wir erinnern uns daran, dass mehrere Diözesen im Süden Chinas, aber auch in der Mandschurei, von Missionaren der Gesellschaft für die Auslandsmissionen von Paris gegründet wurden. Jetzt hoffen und beten wir weiterhin, dass die Kirche in China vereint ist, vereint im Glauben und auch in der Beziehung zum Heiligen Stuhl. Unter den Missionaren der Gesellschaft für die Auslandsmissionen von Paris haben wir die Erfahrung und das Erbe des Missionars Jean Charbonnier (verstorben 2023 im Alter von 91 Jahren, Anm. d. Red.), der sich so sehr für die Mission in China eingesetzt hat. Wir glauben und hoffen, dass die guten Beziehungen zwischen China und dem Heiligen Stuhl Früchte tragen werden. Dafür beten wir.
Ihre Gesellschaft hat viele Märtyrer und ehrt sie. Sind sie heute eine Quelle der Inspiration?
Das Gedenken an unsere Märtyrer ist nicht nur eine Erinnerung an die Vergangenheit, sondern etwas, das heute lebendig ist. Ich denke, dass viele von uns ein Erbe von unseren Märtyrern erhalten haben. Wir haben 23 Heilige und fünf Missionare, die seliggesprochen wurden. Es laufen weitere zwölf Seligsprechungsverfahren, die von Ortskirchen auf den Weg gebracht wurden, wie zum Beispiel das von Barthélemy Bruguière, dem ersten Apostolischen Vikar Koreas, aber auch das von Henry Denis, bekannt als Benedict Thuan, einem Priester der Gesellschaft für die Auslandsmissionen, der ein Zisterzienserkloster gründete und Benediktinermönch wurde.
Ich selbst bin in einem Dorf geboren, aus dem ein Priester der Gesellschaft für die Auslandsmissionen von Paris stammte, Siméon-François Berneux (1814-1866), ein Märtyrer und Heiliger. Er wurde nach Vietnam geschickt, gefoltert, aufgefordert, seinem Glauben abzuschwören, was er jedoch nicht tat, und zum Tode verurteilt. Aufgrund bestimmter Umstände wurde er freigelassen, ausgewiesen und in die Mandschurei geschickt, wo er eine Druckerei eröffnete, um Bibeln zu drucken. Dann kam er nach Korea und wurde apostolischer Vikar von Seoul, wo er auch im Untergrund lebte und arbeitete und in Korea den Märtyrertod starb. Seine Person hat meine Berufung beeinflusst. Diese Märtyrer waren Menschen des Glaubens. Sie hatten Mut. Wie der Gute Hirte gaben sie ihr Leben für ihre Herde. Ich glaube, dass ihre Geschichten auch heute noch eine wertvolle Inspiration sind. Wir zeigen ihr Zeugnis in unserem Museum in Paris, der „Krypta der Märtyrer”, und feiern jedes Jahr mit der Weltkirche das Fest der Märtyrer aller Nationen, der vietnamesischen, chinesischen, koreanischen, laotischen und anderen Märtyrer.
Sie sind französische Priester, Sie sehen den europäischen Kontext und Gesellschaften, die säkularisiert sind und sich in einer Glaubenskrise befinden: Leben Sie Ihre Mission auch hier?
Wir sehen, dass die Kirchen in Europa im Allgemeinen ziemlich leer sind, und mit unserer Präsenz versuchen wir, zur Evangelisierung beizutragen. In Frankreich beispielsweise helfen wir jungen Menschen, ihren Glauben zu stärken und sich für ihre Mitmenschen zur Verfügung zu stellen, indem wir ihnen Erfahrungen an Missionsorten anbieten. Wenn sie in ein anderes Land gehen, um eine missionarische Erfahrung zu machen, kommen die jungen Menschen verändert zurück. Wir haben auch eine Schule in einem Kulturzentrum namens „France-Asie” für Asiaten in Paris. Dort haben wir 350 Schüler, asiatische Einwanderer aus vielen Ländern, die Französisch lernen, um in die Arbeitswelt einzusteigen. Rund 90 % von ihnen sind keine Christen. Alle Lehrer sind Freiwillige. Zahlreiche Menschen haben sich in diesem Zentrum weitergebildet. Es ist eine Arbeit der Vor-Evangelisierung. Wir laden die Absolventen weiterhin zu kulturellen Veranstaltungen wie Konzerten und Konferenzen ein. Wir beziehen Freiwillige und Familien ein, die sich unserer Missionsfamilie anschließen und in ihr aktiv werden können. Einige haben Vereine gegründet, die mit unserer Gesellschaft verbunden sind. Wir haben auch ein Studieninstitut, das Forschungsinstitut Frankreich-Asien (Institut de Recherche France-Asie, IRFA), das Forschern und Akademikern offensteht. Wir stellen unsere Präsenz in den Dienst der Mission der Kirche in Frankreich.
Fühlen Sie sich heute dazu berufen, „Missionare der Hoffnung unter den Völkern“ zu sein? Und wie?
Papst Leo XIV., der selbst Missionar war, hat uns ermutigt, „Missionare der Hoffnung unter allen Völkern” zu sein: Diese Aufforderung entspricht ganz unserem ursprünglichen Geist, nämlich über Grenzen hinweg zu gehen, um die Frohe Botschaft der Erlösung zu verkünden, die Hoffnung bringt. Missionare der Hoffnung zu sein bedeutet heute, entgegen jeder verzweifelten Haltung zu glauben, dass Gott weiterhin in der Geschichte wirkt, oft auf verborgene, zerbrechliche und geheimnisvolle Weise. Hoffnung ist kein naiver Optimismus: Sie ist die Frucht des Glaubens an die Auferstehung. Wir Missionare der Gesellschaft für die Auslandsmission von Paris leben diese Hoffnung insbesondere, indem wir den Völkern, denen wir dienen, in Zeiten der Freude wie auch in Zeiten der Trauer zur Seite stehen. Die Hoffnung drückt sich in Treue aus: indem wir dort bleiben, wohin der Herr uns sendet, auch wenn die Früchte auf sich warten lassen. Wir versuchen, diese Hoffnung in Einfachheit zu leben, durch Gebet, Geschwisterlichkeit und Dienst. In diesem Sinne ist es weniger eine Frage der Worte, „Missionare der Hoffnung” zu sein, als vielmehr Tag für Tag ein demütiges Zeichen der Gegenwart Gottes dort zu sein, wohin der Herr uns ruft.
(PA) (Fides 23/10/2025)
MEP