ASIEN/PAKISTAN - Caritas-Geschäftsführer nach Flutkatastrophe: "Menschliche und wirtschaftliche Kosten sind immens"

Donnerstag, 11 September 2025 naturkatastrophen   caritas  

Caritas Pakistan

Lahore (Fides) – „Man kann sagen, dass das ganze Land überflutet ist. Keine Provinz ist von den starken Regenfällen und Überschwemmungen verschont geblieben. Es gibt etwa vier Millionen Vertriebene, und der Bedarf an Hilfe ist immens. Hinzu kommen schwere Schäden für die Wirtschaft der Familien und des Landes: Die Überschwemmungen haben beispielsweise die Provinz Punjab, das landwirtschaftliche Herz Pakistans, verwüstet und über 60 % der Reis-, Zuckerrohr- und Baumwollernte zerstört. In den letzten 15 Tagen hat sich die Lage verschlechtert und das Land in die Knie gezwungen", sagt der Katholik Amjad Gulzar, Geschäftsführer von Caritas Pakistan, gegenüber Fides. Das Hilfswerk der katholischen Kirche hat unterdessen personelle und materielle Ressourcen für die Hilfe für Vertriebene und Notleidende bereitgestellt
„Die menschlichen Kosten der Katastrophe sind enorm. Über 900 Menschen sind ums Leben gekommen, Tausende befinden sich in Notunterkünften, viele andere haben kein Dach über dem Kopf und benötigen dringend Hilfe. Ältere und kranke Menschen sind in Lebensgefahr. Wir sehen jeden Tag großes Leid. Es gibt Familien, die seit nunmehr 15 Tagen im Wasser stehen. Es zeichnet sich eine Krise der Ernährungssicherheit ab. Und es besteht eine große Gefahr von Krankheiten und Epidemien, da sich die Lage seit Ende Juni bis heute verschlimmert hat“, berichtet der Caritas-Geschäftsführer.
„Unsere Priorität als Caritas ist es, Leben zu retten“, betont er, „Wir verteilen Fertiggerichte, die nur noch verzehrt werden müssen, und Trinkwasser an Menschen in den überschwemmten Gebieten. In den Flüchtlingslagern, insbesondere in der Provinz Punjab, verteilen wir Lebensmittel zum Kochen, Zelte und Moskitonetze.“ „Die Menschen sind verzweifelt, und die Freiwilligen der Caritas vermitteln ihnen ohne Diskriminierung eine einzige Botschaft: Wir kümmern uns um euch, ihr seid uns wichtig. Das gibt ihnen neben materieller auch psychologische und moralische Unterstützung“, fährt er fort.
Zu den menschlichen Schäden kommen hohe materielle und wirtschaftliche Kosten hinzu, da „die Produktion für die nächste Saison beeinträchtigt ist und dies die ohnehin schon fragile Wirtschaft stark belastet: Die Schäden an Gebäuden und Infrastruktur und die Zerstörung der Landwirtschaft sind ein schwerer Schlag.“
Unterdessen steht das „Ravi Riverfront Urban Development Project”, das von der pakistanischen Regierung im August 2020 ins Leben gerufen wurde, um die zahlreichen Probleme der Stadt Lahore wie Umweltverschmutzung, Kanalisation, Wasserversorgung und Wohnraumknappheit anzugehen, im Mittelpunkt einer öffentlichen Debatte. Analysten zufolge hat die Regierung die negativen Kommentare ignoriert, die das Projekt als „ökologisch nicht nachhaltig” bezeichneten, und behauptet, dass der Bau von Dämmen am Fluss und die Ersetzung von Ackerland durch bebaubare Wohngebiete den Wasserstand erhöhen und Überschwemmungen verursachen würden. Heute ist der größte Teil des für das Projekt vorgesehenen Gebiets überflutet, ebenso wie Teile der Stadt Lahore selbst.
Die öffentliche Debatte dreht sich auch um die Dringlichkeit, künftig vorbeugende Maßnahmen zum Schutz gefährdeter Gruppen und der am stärksten gefährdeten Gebiete zu ergreifen. Ohne wirksame Umweltschutzmaßnahmen, die die Auswirkungen des Klimawandels abmildern könnten, würden die am stärksten gefährdeten Gemeinschaften Pakistans weiterhin der Gefahr von Vertreibung und Verlust ihres Eigentums ausgesetzt sein, heißt es.
(PA) (Fides 11/9/2025)


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