AMERIKA/PARAGUAY - Paraguay im Zentrum eines Waffenhandelsnetzes der brasilianischen organisierten Kriminalität

Samstag, 9 März 2024 waffen   kriminalität  

Asunción (Fides) - "Die Bande war sehr gut organisiert, hatte Sturmgewehre und Militärpistolen, aber auch Maschinengewehre und Flugabwehrmunition, gepanzerte Fahrzeuge, Handgranaten und kugelsichere Westen; alles, was eine reguläre Armee eines Landes hat", so Jalil Rachid Segovia, Exekutivsekretär des paraguayischen „Secretaría Nacional Antidrogas“ (SENAD), bei der Bekanntgabe der Zerschlagung einer kriminellen Organisation, die zwischen Paraguay und Brasilien operierte.
Die zerschlagene Organisation war für den Drogenhandel und die Ermordung von paraguayischen und brasilianischen Polizeibeamten und Mitgliedern rivalisierender Banden bei der Abwicklung des illegalen Handels verantwortlich.
Paraguay ist seit langem eine wichtiger Umschlagplatz für den Handel mit Drogen aus Argentinien, Bolivien, Peru und Kolumbien in den Rest der Welt und mit Waffen aus den Vereinigten Staaten und europäischen und asiatischen Ländern nach Brasilien und anderen lateinamerikanischen Staaten.
Der Drogenhandel wird hauptsächlich von brasilianischen Banden betrieben, wie dem „Primeiro Comando da Capital“ (PCC) und dem „Comando Vermelho“, die seit langem in Paraguay Fuß gefasst haben.
Was den Waffenhandel anbelangt, so werden diese mehr oder weniger legal von Paraguay importiert und dann von der Dreiländergrenze, wo die Grenzen von Paraguay, Argentinien und Brasilien in den Städten Ciudad del Este, Puerto Iguazú und Foz do Iguaçu zusammenlaufen, in die Nachbarländer geschmuggelt.
Die „Operation Dakovo“, die am 5. Dezember 2023 mit 20 Razzien im brasilianischen Bundesstaat Paraná, 20 Razzien in ganz Brasilien (in sechs weiteren Bundesstaaten) und einer Razzia im US-amerikanischen Bundesstaat Kansas begann, führte zu dem Unternehmen „International Auto Supply S.A.“ (IAS) mit Sitz in Paraguay), das Schusswaffen, Gewehre, Maschinengewehre und Munition im Wert von rund 242 Mio. USD von Unternehmen in Kroatien, der Tschechischen Republik, Slowenien und der Türkei erworben haben soll. Weitere Ermittlungen der Behörden in Asunción ergaben, dass das Unternehmen zwischen 2014 und 2023 mehr als 45.000 Waffen nach Paraguay eingeführt hat. Davon wurden mindestens 25.000 an die PCC und das „Comando Vermelho“ verkauft. Im Rahmen der Operation wurden insgesamt 611 Langwaffen und 1.212 Pistolen beschlagnahmt, insgesamt also 1.823 Schusswaffen im Wert von rund 5.200.000 US-Dollar, die der Polizei übergeben wurden.
An der Spitze der Gruppe, die den Waffenhandel betreibt, steht der Argentinier Diego Hernán Dirísio, Eigentümer der IAS, zusammen mit seiner Frau, dem ehemaligen paraguayischen Model Julieta Vanessa Nardi Aranda, Vizepräsidentin des Unternehmens. Die Ermittlungen führten zum Aufspüren der Lieferkette und interner Verwicklungen innerhalb der paraguayischen Aufsichtsbehörde für Waffeneinfuhren und -verkäufe (Dirección de Material Bélico - DIMABEL) sowie der Mittelsmänner, die als Verbindungsleute zu brasilianischen kriminellen Strukturen fungierten. Nardi wird beschuldigt, Geld aus Waffenverkäufen in Kroatien gewaschen und Verhandlungen mit in Ciudad del Este ansässigen Mittelsmännern geführt zu haben, um Waffen an brasilianische kriminelle Vereinigungen zu verkaufen.
Die Organisation bestand aus einem zentralen Kern unter der Leitung von Dirísio und Nardi, die die IAS leiteten und die anderen Mitwirkende kontrollierten: Verkäufer: Angestellte des Unternehmens, die für den Verkauf von Waffen an brasilianische Zwischenhändler und Käufer zuständig waren; Mitarbeiter der DIMABRL: der innerhalb der für die Kontrolle der Waffenverkäufe in Paraguay zuständigen Stelle für den rechtlichen Schutz sorgte; Zwischenhändler: Personen in Paraguay, die als Verbindungsleute zu den Käufern in Brasilien fungierten; Käufer: brasilianische Mitglieder der PCC und des Comando Vermelho, die die Waffen kaufen; Mitwirkende der Geldwäsche: verantwortlich für das Verbergen und Verschleiern der Herkunft und des Bestimmungsortes des Geldes, das für Dirísio und die Waffenhersteller in Europa und der Türkei bestimmt war.
Dirísio und seine Frau wurden Anfang Februar in Argentinien verhaftet und warten auf ihre Auslieferung nach Brasilien.
(L.M.) (Fides 9/3/2024)


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