ASIEN/VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE - Fünf Jahre Dokument von Abu Dhabi: Bischof Martinelli unterstreicht prophetische Bedeutung

Sonntag, 4 Februar 2024 dialog   geschwisterlichkeit   islam  

Vatican Media

Abu Dhabi (Agenzia Fides) - Abu Dhabi (Fides) - In diesem "dramatischen Moment in der Geschichte der Menschheit, der von so vielen Konflikten geprägt ist", erscheine das in Abu Dhabi von Papst Franziskus und dem Großimam von Al-Azhar Ahmed Al-Tayyeb unterzeichnete Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen mehr und mehr wie ein "prophetisches Dokument", das neu gelesen, verbreitet und bekannt gemacht werden muüsse, um seinen Geist und seine Werte an die neuen Generationen weiterzugeben. Bischof Paolo Martinelli, Apostolischer Vikar des südlichen Arabien, fordert dies mit Leidenschaft und Entschlossenheit in einem Brief, anlässlich des fünften Jahrestages des Besuchs von Papst Franziskus in den Vereinigten Arabischen Emiraten (3.-5. Februar 2019).
In dem Brief, der am Samstag, den 3. Februar, veröffentlicht wurde, lädt Bischof Martinelli die Brüder und Schwestern ein, "sich an den fünften Jahrestag dieses Ereignisses, das unser Apostolisches Vikariat und unser Land zutiefst geprägt und dem interreligiösen Dialog einen entscheidenden Impuls gegeben hat, zu erinnern und es zu feiern".
Der Besuch von Papst Franziskus in Abu Dhabi im Jahr 2019 war der erste Besuch eines Bischofs von Rom auf der arabischen Halbinsel. Am 5. Februar feierte der Nachfolger Petri in der „Zayed Sport City“-Stadion von Abu Dhabi den Gottesdienst mit den meisten Besuchern, den es jemals auf der Halbinsel, der Wiege des Islams, stattgefunden hat. Rund 40.000 Christen waren im Stadion anwesend und weitere 90.000 versammelten sich, um die Messe außerhalb der Sportanlage zu verfolgen (siehe Foto). "Die Erinnerung an diese Tage", so der Apostolische Vikar Martinelli (ofmCap), der dem Orden der Kapuziner angehört, "erfüllt unsere Herzen noch immer mit Dankbarkeit und weckt in uns ein tiefes Gefühl der Verantwortung für die Kirche und die ganze Welt". Der Besuch des Papstes in der örtlichen katholischen Gemeinde "war eine Gelegenheit, uns als Teil der einen Kirche Christi zu erkennen und unser Engagement für ein demütiges und treues christliches Zeugnis im Kontext der arabischen Halbinsel zu erneuern".
Allein in den Vereinigten Arabischen Emiraten leben etwa 900.000 Katholiken, allesamt Gastarbeiter, die größtenteils aus anderen asiatischen Ländern stammen, angefangen von den Philippinen und Indien. Vor fünf Jahren verwies Papst Franziskus in der Predigt bei der im Stadion gefeierten Messe direkt auf den Zustand und das einzigartige Profil der katholischen Gemeinschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten und auf der gesamten arabischen Halbinsel, die sich aus Einwanderern zusammensetzt, die auf der Suche nach Arbeit aus Dutzenden von verschiedenen Nationen gekommen sind. „Ihr“, so der Papst, „seid ein Chor, der eine Vielfalt von Nationen, Sprachen und Riten umfasst; eine Verschiedenartigkeit, die der Heilige Geist liebt und immer mehr in Harmonie bringen will, um daraus eine Sinfonie zu machen. Diese freudige Polyphonie des Glaubens ist ein Zeugnis, das ihr allen gebt und das die Kirche aufbaut“. „Mit diesen Worten", so Bischof Martinelli fünf Jahre später, "erkennt Papst Franziskus die Einzigartigkeit unserer Kirche an, zu der Menschen aus mehr als hundert verschiedenen Ländern gehören, die Träger verschiedener Kulturen, Sprachen, Traditionen und Riten sind. Die Polyphonie, zu der wir berufen sind, gilt nicht nur für uns, sondern ist eine Verantwortung für die ganze Kirche. Die Vielfalt in der Einheit zu leben, ist unsere Hauptaufgabe. Wir sind eine Kirche der Migranten, eine ‚pilgernde Kirche‘. Und deshalb haben wir die einmalige Chance, uns gegenseitig zu bereichern, indem wir unsere Gaben, Talente, Kulturen und Traditionen miteinander teilen“. „Die Kirche und die Welt", so der Bischof weiter, "müssen in uns erkennen, dass Vielfalt kein Problem oder Hindernis ist, sondern ein Reichtum“.
In Bezug auf das von Papst Franziskus und Scheich Ahmed al Tayyeb am 4. Februar 2019 in Abu Dhabi unterzeichnete Dokument bekräftigt Bischof Martinelli dessen prophetische Bedeutung und bezeichnet es als "Meilenstein für den interreligiösen Dialog" und lädt dazu ein, es in christlichen Bildungsprogrammen und bei Veranstaltungen zu verwenden. "Wir", so fügt er hinzu, "erkennen an, dass wir unterschiedlich sind, und wir sind aufgerufen, uns gegenseitig anzuerkennen, zu respektieren und gemeinsam für Frieden und Gerechtigkeit, menschliche Brüderlichkeit und friedliche Koexistenz, die Rolle der Frau in der Gesellschaft und die Bewahrung der Schöpfung als Geschenk Gottes zum Wohle aller einzutreten."
Das Abu Dhabi Dokument inspirierte auch die Gründung des "Abrahamic Family House", das am 16. Februar letzten Jahres in Abu Dhabi eröffnet wurde. An demselben Ort stehen eine Moschee, eine Kirche und eine Synagoge nebeneinander. „Und die Kirche", erinnert Bischof Martinelli in seinem Brief, "ist ein Geschenk Seiner Hoheit Scheich Mohamed Bin Zayed Al-Nahyan, des Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, an Papst Franziskus und ist dem Heiligen Franz von Assisi, dem Mann des Friedens und der universellen Brüderlichkeit, gewidmet“. „Ich lade nach wie vor alle unsere Gläubigen ein", betont der Apostolische Vikar von Südarabien, "sich an den Initiativen des ‚Abrahamic Family House‘ zu beteiligen, die wir mit Überzeugung unterstützen. Wir wollen der Welt verkünden, dass es möglich ist, mit Menschen verschiedener Religionen zusammenzuarbeiten, sich für den Frieden einzusetzen und eine brüderlichere Welt zu fördern".
(GV) (Fides 4/2/2019)


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