ASIEN/SÜDKOREA - Der “Koch Gottes”: Als Missionar unter Armen und Obdachlosen

Samstag, 21 Oktober 2023 missionarische Öffentlichkeitsarbeit   weltmissionssonntag   missionare   missionsinstitute   mission   evangelisierung  


Seoul (Fides) - Pater Vincenzo Bordo von den Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria (omi) zog vor 30 Jahren die Schürze an und ist heute in Südkorea und darüber hinaus als "Koch Gottes" bekannt. Seit 1993 lebt und arbeitet er als Missionar in Südkorea und die wichtigste Einrichtung, die er 1998 gründete, das "Anna’s House", feiert 2023 das 25jährige Gründungsjubiläum.
"Dieses Jubiläum", so sagte er anlässlich des Weltmissionssonntages gegenüber Fides, "möchte ich zum Anlass nehmen, die koreanische Gesellschaft an die Realität der Armen zu erinnern und den Freiwilligen zu helfen, in dieser Dimension des Dienstes am Nächsten zu wachsen. Ich möchte auch, dass es ein Anlass ist, um Spenden zu sammeln: Wir leben zu 50 % von staatlichen Subventionen und zu 50 % von freien Spenden, gemäß der Vorsehung Gottes".
Mit dem Ziel, die Unterstützung für die Arbeit von "Anna's House" in Seong-nam, am Stadtrand von Seoul, zu erweitern, hat Pater Bordo die Übersetzung ins Italienische und den Druck des von ihm 2021 in Korea veröffentlichten Buches mit dem Titel "Die Liebe, die nährt" (vgl. Fides 18.11.2021) betreut. Angesichts des Erfolgs des Buches in dem asiatischen Land - 10.000 verkaufte Exemplare und 5 Nachdrucke - unterstützte die italienische Botschaft in Korea die Übersetzung und der Herausgabe des in Italien mit dem Titel "Chef per amore" (Koch aus Liebe).
Von Anfang verstand Pater Bordo seine Mission als ein "Werk der Barmherzigkeit", um die Armen zu ernähren, zu trösten und ihnen nahe zu sein. Von 1998 bis März 2022 wurden in den Einrichtungen des „Anna’s House“ der mehr als 3 Millionen Mahlzeiten ausgegeben, 21.000 medizinische Eingriffe begleitet, 1.000 zahnärztliche Behandlungen durchgeführt, 6.000 psychiatrische Beratungen und Behandlungen angeboten, 700 Rechtsberatungen durchgeführt sowie Möglichkeiten der Körperpflege, Verteilung von Kleidung, aber vor allem "viel Respekt und Liebe für die Menschen, die auf den Straßen einer reichen, aber oft nachlässigen Stadt leben", angeboten.
Die Armen müssen gesehen werden, sagt er. Auf die Frage, warum die OMI-Missionare nach Südkorea gekommen seien, einem wirtschaftlich entwickelten Land, das reich an Geistlichen ist, antwortete Pater Bordo: "Weil wir die Missionare der Armen sind". "Aber hier gibt es keine Armen", hörte er daraufhin oft sagen. „Es ist nicht so, dass die Armen nicht da wären", schreibt der koreanische Kardinal Lazarus You Heung-sik, heute Präfekt des Dikasteriums für den Klerus, im Vorwort zu Pater Bordos Buch, "es ist so, dass man sie nicht sehen wollte. Um die Ausgeschlossenen zu sehen, bedarf es eines Blicks des Glaubens und der Liebe. Das ist die Art und Weise, wie unsere Oblaten auf unser Land blicken".
Ausgehend von den in der Region festgestellten Bedürfnissen konzentrierte sich die Arbeit von Pater Vicenzo unter anderem auch auf die Bekämpfung des Analphabetismus: Der Missionar gründete eine Abendschule für Erwachsene, die dort Lesen und Schreiben lernten. Auch in der Stadt Seong-Nam behauptete die Gemeinde, es gäbe keine Obdachlosen oder Menschen, die auf der Straße leben. Pater Vincent begann, sich auf eigene Initiative mit einigen von ihnen zu treffen und nahm bald über zweihundert auf, darunter viele Jugendliche und begann 2002 mit einem Legasthenie-Förderprogramm. Die Behörden behaupteten, ein Heim für Straßenkinder sei eine nutzlose Einrichtung, weil es keine Straßenkinder gäbe. Bereits 1998 nahm der Missionar mehr als zwanzig Jungen und Mädchen in seinem Heim auf, die er zur Schule schickte und ihnen bei der Arbeitssuche half und mit Hilfe eines Teams von Freiwilligen und Psychologen bemühte er sich um ihre vollständige Wiedereingliederung in die Gesellschaft.
"Die beredteste Evangelisierung geschieht, wenn wir die Nächstenliebe leben", bemerkt Kardinal Lazarus You Heung-sik, "denn das Evangelium wird nicht nur durch die Predigt verkündet, sondern vor allem durch ein Leben, das durch Gesten der Nähe, des Mitgefühls und der Liebe einen Blick auf das Antlitz Gottes und die Schönheit seines Rufes ermöglicht“. "Wenn wir die Urgemeinde von Jerusalem betrachten“, so der Kardinal weiter, „können wir drei Hauptpfeiler erkennen: Sie alle leben das Wort Gottes; sie setzen alles gemeinsam ein, bis sie ein Herz und eine Seele sind; sie unterstützen die Ärmsten, die in Schwierigkeiten sind. Ich habe diese lebendige Kirche in den Initiativen gesehen, die Pater Vincenzo Bordo in meinem Heimatland Korea ins Leben gerufen hat. Es scheint eine ferne Welt zu sein, aber das Zeugnis der Nächstenliebe, das dort gelebt wird, kann ein Beispiel für alle christlichen Gemeinschaften sein".
Der Missionar konnte viele Freiwillige einzubeziehen, die ihn bei seinen Werken der Nächstenliebe unterstützten, und heute haben sich viele Koreaner der ehrenamtlich der Arbeit für die Geringsten verschrieben und nutzen die Gelegenheit, sich für ihren Mitmenschen einzusetzen. Wie er in dem Buch erklärt, liegt die Motivation für sein Handeln darin, in jedem armen Menschen Jesus Christus selbst zu erkennen: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan (Mt 25,40)", sagt Jesus im Evangelium. "Jeder Bedürftige ist nicht nur ein armer Mensch, der Unterstützung braucht, sondern eine Schwester und ein Bruder, denen geholfen werden muss. Jeder Mensch ist einzigartig und muss willkommen geheißen, umsorgt und geliebt werden. Jeder Mensch ist Jesus", erklärt der Missionar.
Das Buch, das soeben in italienischer Sprache erschienen ist und die missionarische Arbeit des italienischen Priesters schildert, ist also "ein außergewöhnliches Zeugnis des Glaubens und der Liebe. Es ist nicht nur ein Bericht über die tätige Nächstenliebe, sondern auch über das Geheimnis, das die Nächstenliebe nährt: stilles und langes Gebet, ständiges Lesen und Meditieren des Wortes Gottes. Das Zeugnis eines lebendigen und aktiven Glaubens, der es versteht, sich um die anderen zu kümmern, ist der Königsweg der Evangelisierung auch in der heutigen Welt", schließt Kardinal You Heung-sik in seinem Vorwort.
(PA) (Fides 21/10/2023)


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