ASIEN/INDONESIA - Offizielle Bezeichnung: Nicht mehr „Isa Al-Masih” sondern “Yesus Kristus”

Samstag, 7 Oktober 2023 islam   christentum   dialog  

Herald M.

Jakarta (Fides) - Die indonesische Regierung wird in Bahasa-Indonesisch, der Landessprache Indonesiens, den Begriff "Isa Al-Masih", ein Wort arabischen Ursprungs, nicht mehr als offizielle Bezeichnung für Jesus Christus und im Zusammenhang mit christlichen Feiertagen verwenden. Damit wird eine jahrzehntelange Praxis beendet, den Begriff zu übernehmen, der von Gläubigen der islamischen Religion verwendet wird, die sich auf die arabische Terminologie des Korans berufen. Ab 2024 werden öffentliche Einrichtungen sowohl in Dokumenten als auch in offiziellen Reden den Begriff "Yesus Kristus" verwenden, den indonesische Christen aller Konfessionen bereits in ihren Gebeten und Liturgien benutzen. So wurde bisher beispielsweise der Karfreitag in offiziellen staatlichen Dokumenten als "Wafatnya Isa Al-Masih" bezeichnet, während Christi Himmelfahrt als "Kenaikan Isa Al-Masih" gefeiert wurde. "Es wird eine Änderung der Nomenklatur geben, was die Namen der Feiertage betrifft, wie vom Minister für religiöse Angelegenheiten vorgeschlagen", sagte der koordinierende Minister für menschliche Entwicklung und Kultur, Muhadjir Effendy, in den letzten Tagen und bestätigte, dass "der Name ‚Isa Al-Masih‘ in ‚Yesus Kristus‘ geändert werden wird". Der stellvertretende Minister für religiöse Angelegenheiten, Saiful Rahmat, erklärte, die Änderung sei von Vertretern der indonesischen Christen beantragt worden.
Die Maßnahme hat in der Öffentlichkeit gemischte Reaktionen und Meinungen hervorgerufen, die sich auch in den indonesischen Medien niedergeschlagen haben. Einige Christen halten die Entscheidung für richtig, da in der christlichen Liturgie nie das Wort "Isa Al-Masih", sondern stets "Yesus Kristus" verwendet wird. Andere meinen, die Änderung sei unnötig, weil "die Menschen bereits wissen, dass man mit Isa Al-Masih Jesus Christus meint und der Name austauschbar ist".
Bisher verlief die öffentliche Debatte allerdings friedlich: In den islamisch-christlichen Beziehungen in Indonesien gibt es keine Spannungen, da der "Nusantara Islam", d.h. der indonesische Islam, der sich dank der Predigten der Händler seit dem 13. Jahrhundert verbreitet hat, traditionell sehr tolerant ist. Weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart gab es Probleme mit der religiösen Semantik. In der Vergangenheit wurde die Frage aufgeworfen, ob es für Muslime richtig sei - ob es im Sinne ihres Glaubens richtig sei - den Christen "Frohe Weihnachten" zu wünschen. Letztendlich haben jedoch auch die führenden muslimischen Religionsvertreter zugestimmt, da sie der Ansicht waren, dass es sich um eine reine Würdigung von religiösen Gefühlen handelte.
In Bahasa-Indonesisch, der indonesischen Landessprache, verwenden Muslime und Christen üblicherweise den arabischen Begriff "Allah" für Gott, was auch auf begrifflicher Ebene bezeugt, dass sie alle "Kinder Abrahams" sind und an die "Religionen des Buches" glauben.
Unterdessen hatte die Verwendung dieses Begriffs im benachbarten Malaysia zu Spannungen geführt, einem Land, das Indonesien kulturell und sprachlich so nahe steht, dass in beiden Ländern die Bahasa-Sprache, wenn auch mit einigen nationalen Nuancen, üblich ist. Die malaysische Regierung erließ 2008 eine Maßnahme, die es christlichen Bürgern verbot, in ihren Veröffentlichungen und Liturgien den Begriff "Allah" für Gott zu verwenden. Die Angelegenheit landete vor Gericht, wo die katholische Kirche Berufung einlegte. 2021 entschied der Oberste Gerichtshof Malaysias nach einem langen Rechtsstreit in drei Instanzen, dass die Maßnahme "verfassungswidrig" sei und dass auch nicht-muslimische Bürger das Wort Allah in ihren religiösen Veröffentlichungen und kulturellen Materialien verwenden dürften.
Bischof Vitus Rubianto Solichin, Xaverianer-Missionar und Bischof von Padang, einer Stadt auf Sumatra, einer indonesischen Insel, auf der es Gemeinschaften gibt, die einen strengen und traditionalistischen Islam praktizieren, erklärt abschließend gegenüber Fides: "Wir sind in der Frage des Namens Jesu in Indonesien wachsam: Wir möchten nicht, dass es so weit kommt wie in Malaysia, d.h. dass indonesischen Christen verboten wird, den Begriff Isa Al-Masih zu verwenden. Es geht darum, die Freiheit für alle zu erhalten und zu garantieren, auch in der Sprache. Es muss gesagt werden, dass indonesische Christen regelmäßig verschiedene arabische Wörter in ihrem religiösen Diskurs verwenden, wie "Al-kitab" für die Bibel, "Injil" für die Evangelien und "Jemaat" für Gemeinden. Wir hoffen und vertrauen darauf, dass die indonesische Regierung an den Grundsätzen der gleichen Würde, Rechte und Freiheiten aller Gläubigen in Indonesien ohne jegliche Diskriminierung festhalten kann".
(PA) (Fides 7/10/2023)


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