MONGOLEI - Eine “noch in den Kinderschuhen steckende” Kirche wartet auf den Papst

Montag, 28 August 2023 evangelisierung   mission   ortskirchen   papst franziskus  



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von Gianni Valente
Ulaanbaatar (Fides) - Warum reist der Papst in die Mongolei? Wenige Tage vor der Abreise von Papst Franziskus nach Ulaanbaatar fragen sich viele, was den 87-jährigen Papst zu einer so langen Reise in ein Land drängt, in dem weniger als zweitausend Katholiken leben. Es beginnen Analysen zu kursieren, die auf die strategische Bedeutung der päpstlichen Reise in das zwischen Russland und China gelegene Land verweisen, mit oft interessanten Einsichten. Diese gewinnen an Bedeutung, wenn man die apostolische Dynamik, die jede päpstliche Reise von Natur aus kennzeichnet, berücksichtigt.
Die siebte und letzte Videoreportage, die Teresa Tseng Kuang yi für die Agentur Fides im Vorfeld der Reise von Papst Franziskus in die Mongolei (31. August bis 4. September) produziert hat, erzählt vom Warten auf den Papst in dem großen zentralasiatischen Land und in seiner kleinen Kirche. Anhand von Bildern, Geschichten und Zeugnissen, die in der Mongolei gesammelt wurden, gibt die Reportage auch einen Einblick in die Gründe für die Reise.
Der Nachfolger Petri reist - wie der erste Bischof von Rom - durch die Welt, „um die Brüder im Glauben zu bestärken". In der Begegnung mit seinen Brüdern und Schwestern genießt er es aber auch, seinerseits im Glauben der Apostel bestätigt zu werden. Papst Franziskus bezeugt dies immer wieder auf seinen Reisen. Wir haben schon in den Petrus- und Paulusbriefen davon gelesen. "Der Besuch des Papstes in der Mongolei", so auch Pfarrer Pietron Tserenkhand Sanjaajav, ein mongolischer Priester, in dem Videointerview, "ist ein Geschenk Gottes, damit die Gläubigen im Glauben wachsen“.
Den Glauben der Apostel beschreibt der Apostolische Präfekt von Ulaanbaatar, Kardinal Giorgio Marengo, mit gezielten Worten in einer Passage der Videoreportage, in der er auf die Besonderheiten der kleinen katholischen Kirche der Mongolei eingeht. Der Apostolische Präfekt von Ulaanbaatar spricht dabei von einem Glauben, "der sich nicht auf große äußere Kräfte oder Zeichen stützt, sondern auf die lebendige Gegenwart des auferstandenen Herrn, auf den Dialog und auf die Sorge um die Kleinen".
Ein Glaube, der auch mit der Erfahrung verbunden sei, "katholisch zu sein in einem Zustand der Minderheit, manchmal der Marginalität". „Die kleine kirchliche Gemeinschaft in der Mongolei", so Kardinal Marengo weiter, "kann vielleicht auch dem Rest der Kirche das Geschenk der Frische eines Glaubens machen, der sich selbst in Frage stellt und sich von der Wirklichkeit in Frage stellen lässt". Ein freies Geschenk, das Kardinal Marengo mit der von Papst Franziskus immer wieder beschworenen Dimension der "Peripherie" in Verbindung bringt, die auch diejenigen erfahren können, die in Kontexten leben, in denen sie "mit einer Mehrheit konfrontiert sind, die andere Bezugspunkte hat".
Worte und Bilder des Videoberichts legen nahe, den Besuch von Papst Franziskus in der Mongolei als „Zeichen der Zeit“ zu sehen und zu begreifen. Die kleine Kirche der Mongolei mit ihrem "peripheren" Charakter "hat dem Rest der Weltkirche etwas zu sagen" (Kardinal Marengo).
Der Nachfolger Petri besucht die Mongolei, um diese kleine Kirche zu umarmen und von ihr umarmt zu werden, und vielleicht auch, um darauf hinzuweisen und alle daran zu erinnern, dass die Kirche immer und überall eine "im Entstehen begriffene" Kirche ist. Sie bittet auf Schritt und Tritt um die wirksame Gabe der Gnade, d.h. um das, was die "lebendige Gegenwart des Herrn" bewirkt.
Doch die Kirche kann sich auch in Ländern, in denen mächtige kirchliche Strukturen der Versuchung der Selbstbezogenheit Vorschub leisten, wieder als „im Entstehen begriffene“ Kirche erkennen. Selbst in Städten, in denen gewaltige, tausend Jahre alte Kathedralen in den Himmel ragen, die heute vielleicht nur noch wenig besucht werden, damit auch dort diese Kathedralen nicht zu grandiosen Relikten der Vergangenheit werden.
Die Anerkennung der „entstehenden“ Kirche, die um die lebendige Gegenwart Christi bittet, verleugnet nicht die Vergangenheit. Das gesamte Mysterium der Kirche auf ihrem Weg durch die Geschichte wird mit dankbarem Gedenken aufgenommen. In der Videoreportage verbindet der Apostolische Präfekt von Ulaanbaatar den bevorstehenden Besuch von Papst Franziskus auch mit der überraschenden Geschichte der Kontakte zwischen der Mongolei und der Kirche von Rom, die vor fast 800 Jahren begann, als Papst Innozenz IV. im Jahr 1246 den Franziskanermönch Giovanni di Pian del Carpine mit einem Brief an den Mongolenkaiser, der damals auch über China herrschte, in dieses ferne Land schickte.
Kardinal Marengo erwähnt auch die besonderen Anliegen, mit der die gegenwärtigen mongolischen Behörden im Juli 2022 eine offizielle Delegation nach Rom schickten, um Papst Franziskus eine Einladung zu einem Besuch in ihrem Land zu überbringen. Der neue Spross zeigt, dass der ganze tausendjährige Stamm, der ihn trägt, lebendig ist. Und der Nachfolger Petri erfüllt das Amt, zu dem er von Christus berufen wurde, im Dienste einer Einheit, die Vergangenheit und Gegenwart verbindet und heute verschiedene und weit entfernte Völker zusammenführt.
Mit seiner Reise in die Mongolei führt der Bischof von Rom allen vor Augen, dass die wahre Quelle der Einheit unter den Christen der Glaube ist, der sich "auf die lebendige Gegenwart des Herrn" stützt. Und sein Besuch bei den Brüdern und Schwestern in der Mongolei wird zu einem Zeichen und Spiegelbild der Liebe Christi zu allen Menschen, entsprechend dem Geheimnis seiner Option für die Kleinen und Armen. „Dank des Besuchs des 87-jährigen Papstes", bemerkt Kardinal Marengo, "rückt die Mongolei, die vielen weit entfernt erscheint, in die Nähe, nahe an jedem christlichen Herzen“. Denn "das Interesse des Nachfolgers des heiligen Petrus an dieser kleinen Herde zeigt uns, wie sehr sich unser Herr um alle kümmert, auch um die Menschen, die geographisch gesehen in Gegenden leben, die in der Welt vielleicht weniger bekannt sind".
So beten der Präfekt von Ulaanbaatar und alle Katholiken der Apostolischen Präfektur mit Blick auf den päpstlichen Besuch dafür, dass die Reise "dieses Geschenk der Gnade, der Freundschaft zwischen den verschiedensten Völkern, aber auch des Zeugnisses, der Solidarität und der Hoffnung für dieses Volk der Mongolei" bringen möge. Ein Anliegen und eine Bitte, die auch in der Frage zum Ausdruck kommen, die der Pater Leung Kon-Chiu von den Salesianern Don Boscos zu Beginn der Videoreportage ausspricht: "Wer weiß, was für ein Baum aus diesem kleinen Samen wachsen wird?".
(Fides 28/8/2023)


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