ASIEN/INDIEN - Internationaler Tag der menschlichen Geschwisterlichkeit: “Wir müssen der Politik des Hasses entgegenwirken“

Samstag, 4 Februar 2023 dialog   menschenrechte   geschwisterlichkeit   fratelli tutti  

Neu-Delhi (Fides) - "Der Internationale Tag der menschlichen Geschwisterlichkeit, den wir am heutigen 4. Februar, begehen, ist ein Aufruf, mutig zu sein und die Gerechtigkeit und die Rechte aller zu schützen und zu fördern, damit wir wirklich als Brüder und Schwestern in Würde, Frieden, Gerechtigkeit und Liebe in unserem gemeinsamen Haus leben können", so der indische Jesuitenpater Cedric Prakash, der daran erinnert, dass der von den Vereinten Nationen ausgerufene Internationale Tag durch die von Papst Franziskus und dem Großimam der Al-Azhar am 4. Februar 2019 in Abu Dhabi unterzeichnete Erklärung zur menschlichen Brüderlichkeit inspiriert wurde. "Dieses grundlegende Dokument ruft die Gläubigen in aller Welt dazu auf, in allen Schulen, Universitäten und Bildungseinrichtungen zu forschen und nachzudenken, um dazu beizutragen, dass neue Generationen entstehen, die das Gute und den Frieden bringen und die Rechte der Unterdrückten und der Geringsten überall verteidigen", so der Jesuit.
Im Rahmen dieser Initiative organisierte das Sekretariat für soziale Gerechtigkeit und Ökologie des Jesuitenordens unter der Leitung von Pater Xavier Jeyaraj am gestrigen 3. Februar, ein Webinar mit dem Titel "Fraternity@Frontiers" bei dem eine interaktive globale Karte der Einrichtungen der Gesellschaft Jesu, darunter auch Einrichtungen in Indien, vorgestellt wurden, die sich aktiv für Gerechtigkeit, Frieden und Geschwisterlichkeit zwischen verschiedenen Religionen einsetzen.
Pater Prakash stellt fest: "Wir haben den radikalen Aufruf zur Brüderlichkeit begrüßt, insbesondere mit denen, die an den Rändern unserer entmenschlichten Welt leben“. „Papst Franziskus hat kürzlich erklärt“, so der Jesuit weiter, „dass Brüderlichkeit bedeutet, auf andere zuzugehen, sie zu respektieren und ihnen mit einem offenen Herzen zuzuhören. Und er hoffte, dass die Christen gemeinsam mit den Gläubigen anderer Religionen und den Menschen guten Willens konkrete Schritte unternehmen würden, um zu bekräftigen, dass die heutige Zeit eine Zeit der Brüderlichkeit ist, und um zu vermeiden, dass Zusammenstöße, Spaltungen und Abschottung geschürt werden. Lasst uns beten und uns verpflichten, heute und in Zukunft jeden Tag dafür zu sorgen, dass wir alle in Indien in Frieden und in einer Atmosphäre der Harmonie und Geschwisterlichkeit leben können".
Der Jesuit erinnert daran, dass Papst Franziskus im Jahr nach der Erklärung von Abu Dhabi am 4. Oktober 2020 seine Enzyklika "Fratelli tutti" veröffentlichte: "Dies ist ein revolutionärer Text, der auch die grundlegenden Lehren aller großen Weltreligionen hervorhebt und herausfordert. Papst Franziskus appelliert eindringlich und leidenschaftlich für ein authentisches Zeugnis in der heutigen Welt. Er ruft zum Dialog zwischen allen Menschen guten Willens auf und gibt im Wesentlichen allen Frauen und Männern, unabhängig von ihren religiösen Überzeugungen, eine klare Richtung vor“. "Fratelli tutti", so der Pater Prakash weiter „ist der Weg, den wir gemeinsam gehen müssen“ und „bietet einen Fahrplan für uns alle, um in unserem Handeln brüderlicher zu werden, beginnend mit der Anerkennung der grundlegenden Würde eines jeden Menschen". Pater Prakash nennt die Enzyklika eine „Magna Charta“, „ein Weg in die Zukunft für die gesamte Menschheit und auch für das heutige Indien, vorausgesetzt, es besteht der politische Wille, dies zu gewährleisten und Hass, Spaltung und Gewalt zu überwinden".
In einer Zeit, in der Intoleranz in der indischen Gesellschaft zu spüren sei, bedeute Geschwisterlichkeit, so Pater Prakash weiter, "die Anerkennung und Umarmung jedes einzelnen Menschen in friedlicher Koexistenz“. Geschwisterlichkeit sei aber auch „eine nicht verhandelbare Dimension der indischen Verfassung, die in ihrer Präambel steht. Sie ist ein Grundpfeiler unserer Demokratie und steht für das Gefühl der Zugehörigkeit zum Land. In der Präambel der indischen Verfassung heißt es, dass die Brüderlichkeit zwei Dinge gewährleisten muss: die Würde des Einzelnen und die Einheit und Integrität der Nation. Von hier aus können wir heute neu beginnen".
"Heute", so der Jesuit abschließend, "besteht unser gemeinsames Bestreben mit Hindus und Moslems in Indien darin, der Politik des Hasses entgegenzuwirken und sie zum Verschwinden zu bringen“.
(PA) (Fides 4/2/2023)


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