ASIEN/KAMBODSCHA - Interreligiöses Forum gegen Menschenhandel: Regierung will Kräfte bündeln

Freitag, 30 September 2022 dialog   menschenhandel   religiöse minderheiten   ordensgemeinschaften  

Phnom Penh (Fides) – Auf Einladung der kambodschanischen Regierung waren am gestrigen 29. September in Phnom Penh neben buddhistischen Mönchen auch katholische Priester, Ordensschwestern und Laien zusammengekommen um eine fruchtbare und umfassende Zusammenarbeit zwischen der katholischen Kirche, anderen Religionsgemeinschaften, Verbänden und der Regierung im Kampf gegen das Phänomen des Menschenhandels auf den Weg zu bringen. Anwesend waren auch der Apostolischer Präfekt von Battambang, Bischof Enrique Figaredo Alvargonzález (SJ) und der kambodschanische Premierminister Hun Sen.
Der Premierminister rief alle Religionsgemeinschaften dazu auf, die religiöse Harmonie in Kambodscha zu stärken, um Frieden und Sicherheit für die Bevölkerung zu gewährleisten. Dabei sei es wichtig zu verhindern, dass Kambodscha zu einem Zufluchtsort für organisierte kriminelle Gruppen werde, die in den Menschenhandel verwickelt seien. In Anbetracht der Tatsache, dass das Phänomen des Menschenhandels in Kambodscha in den letzten Jahren zunimmt, fügte Premierminister Hun Sen hinzu, dass das Land eine kollektive Anstrengung unternehmen müsse, die staatliche Apparate und lokale Verwaltungen, aber auch alle sozialen und religiösen Kräfte vereinen, wenn es um die Verhinderung des Menschenhandels geht. Dabei bedürfe es auch einer Beobachtung der Situation auf lokaler Ebene, insbesondere in ärmeren Gebieten, um Menschenhändler zu identifizieren und der Polizei zu melden. "Eine gute interreligiöse Zusammenarbeit in Kambodscha wird Erfolge bei der Bekämpfung des Menschenhandels ermöglichen", betonte der Regierungschef.
Seit 2017 arbeitet der Nationale Ausschuss zur Bekämpfung des Menschenhandels unter dem Vorsitz des stellvertretenden Premierministers und Innenministers Hom Sar Kheng aktiv mit den wichtigsten religiösen Führern Kambodschas bei der Organisation dieses interreligiösen Forums zusammen, das dieses Jahr zum sechsten Mal stattfindet. In einer gemeinsamen Erklärung verpflichten sich die Teilmehmer vereinbarte Maßnahmen zur Beendigung des Missbrauchs der Menschenwürde und des Menschenhandels umzusetzen, von dem vor allem junge Frauen und Kinder betroffen sind. „Im Rahmen dieser Versammlung", so die Versammlungsteilnehmer, "wird die religiöse Harmonie in Kambodscha unter Beweis gestellt und gestärkt. Es entsteht das Bild einer Nation, in der sich jede religiöse Gruppe verpflichtet hat, zusammenzuarbeiten und sich gegenseitig zu unterstützen, um Konflikte, Spaltungen und Schäden in der Gesellschaft zu vermeiden“. Religiöse Harmonie, heißt es im Arbeitspapier, spiele eine wichtige Rolle bei der Förderung des individuellen Wohlbefindens und der sozialen Sicherheit sowie bei der Stärkung des Zusammenhalts zur Bekämpfung eines kriminellen Phänomens wie des Menschenhandels.
Bischof Alvargonzález betont gegenüber Fides: "Wir alle brauchen die unermüdliche Arbeit der kambodschanischen Regierung und der religiösen Führer, um den Opfern des Menschenhandels zu helfen; gemeinsam müssen wir Wege finden, um Menschenrechte, Würde, Bildung und soziales und wirtschaftliches Wohlergehen in Familien und Gesellschaften zu fördern. In jedem geretteten Kind oder Jugendlichen sehen wir das Gesicht Christi".
Ab dem kommenden Jahr soll das Forum am 20. August eines jeden Jahres beginnen. Mit Blick auf dieses Datum sin Religionsgemeinschaften aufzufordern, sich in Provinzen, Bezirken, Städten oder Dörfern zu versammeln, um im Vorfeld ihre Ressourcen zu bündeln und ihre Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des Menschenhandels sowie gemeinsame Vorgehensweisen und erzielte Ergebnisse zu erörtern.
Nach den auf dem diesjährigen Forum veröffentlichten Daten erhielt die Regierung allein im vergangenen Monat (18. August bis heute) insgesamt 368 Beschwerden von Opfern im Zusammenhang mit Menschenhandel, die zur Verhaftung von 41 Verdächtigen führten. Allein im August wurden 241 Indonesier aus Kambodscha in ihr Heimatland zurückgeführt, nachdem sie Opfer von Menschenhändlern geworden waren.
Kambodscha ist ein Herkunfts-, Transit- und Zielland des Menschenhandels. Obwohl Menschenhandel in Kambodscha als Verbrechen geahndet wird und gesetzlich verboten ist, hat das Land ein schwerwiegendes Problem insbesondere mit dem Sextourismus mit Minderjährigen, die zur Prostitution gezwungen werden. Nach Angaben des Kinderhilfswerks UNICEF sind über 35 Prozent der 15.000 Prostituierten in Kambodscha Mädchen unter 16 Jahren.
Das Phänomen des Menschenhandels betrifft auch Nachbarländer wie Thailand, Indonesien, China und Taiwan und hat somit eine länderübergreifende Dimension, die sich heute weitgehend die neuen Technologien zunutze macht. Nach Angaben der tawanesischen Stiftung „Migrants for Garden of Hope Foundation“, die Programme zur Unterstützung von Opfern des Menschenhandels fördert, sind die meisten taiwanesischen Opfer, die nach Kambodscha gelockt werden, zwischen 24 und 29 Jahre alt. Im Jahr 2022 wurden insgesamt 629 Fälle von taiwanesischen Staatsangehörigen gemeldet.
Kambodscha hat 16,9 Millionen Einwohner, die zu 95 % Buddhisten sind. Die restlichen 5 % der Bevölkerung sind Christen (darunter 20 000 Katholiken), Muslime, Animisten, Baha'i, Juden und Cao Dai-Anhänger.
(PA-SD) (Fides 30/9/2022)


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