EUROPA/RUSSLAND - Katholische Bischöfe: “Krieg ist nie ein Weg zu Lösung von Problemen”

Donnerstag, 29 September 2022 ortskirchen   kriege  

Moskau (Fides) - "Die harte Konfrontation in der Ukraine ist zu einem groß angelegten militärischen Konflikt ausgeartet, der bereits Tausende von Opfern gefordert, das Vertrauen und die Einheit zwischen Ländern und Völkern untergraben und die Existenz der gesamten Welt bedroht hat. (...) Wir wollen der Lehre der Kirche gemäß dem Evangelium und der Überlieferung der Kirche folgen: Der Krieg war nie ein Mittel zur Lösung der Probleme zwischen den Völkern und wird es auch nie sein; ' „Nichts ist verloren durch den Frieden, alles kann verloren werden durch den Krieg‘ (Pius XII., 1939)", so beginnt der Appell der katholischen Bischöfe Russlands im Zusammenhang mit der in der Russischen Föderation erklärten Teilmobilisierung. Der gestern veröffentlichte und vom Moskauer Erzbischof Paolo Pezzi im Namen der Konferenz der katholischen Bischöfe in Russland unterzeichnete Appell enthält einige Leitlinien für katholische Laien und Ordensleute russischer Nationalität, die heute vor schwierigen Entscheidungen stehen. In dem Aufruf wird unter anderem daran erinnert, dass die Verfassung der Föderation diejenigen schützt, die den Waffengebrauch aus Gewissensgründen ablehnen.
Die Bischöfe sind sich bewusst, dass es wahrscheinlich nicht gelingen wird, den Lauf der Dinge zu ändern, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, erinnern aber in diesem Zusammenhang auch an, die Worte von Papst Franziskus im Anschluss an den Gottesdienst anlässlich des jüngsten Besuchs in Nur-Sultan (Kasachstan): "Wir dürfen uns nicht an den Krieg gewöhnen, wir dürfen uns nicht mit seiner Unvermeidlichkeit abfinden. Lasst uns denen helfen, die leiden, und lasst uns darauf bestehen, dass wirklich versucht wird, Frieden zu schaffen. Was muss noch geschehen, wie viele Tote muss es erst noch geben, bevor die Konflikte dem Dialog zum Wohle der Menschen, der Völker und der Menschheit weichen? Der einzige Ausweg ist der Frieden, und der einzige Weg dorthin ist der Dialog“. Man sei sich der Notwendigkeit bewusst, so die katholischen Bischöfe, dass die Regierungen in bestimmten Situationen zu den Waffen greifen und die Bürger auffordern müssen, ihre Pflicht für das Vaterland und das Gemeinwohl zu erfüllen, und präzisiert, jedoch nur „wenn die militärische Aktion darauf abzielt, den Konflikt so schnell wie möglich zu beenden und die Vervielfachung der Opfer zu vermeiden". Das Dokument verweist in diesem Zusammenhang auf den Katechismus der Katholischen Kirche (2302-2317) als Referenztext für das Verständnis dieser Passage, die den Rückgriff auf den Krieg nur zur legitimen Verteidigung und nur bei Vorliegen weiterer bestimmter Bedingungen zulässt.
In diesem Zusammenhang betont die Bischofskonferenz, dass die endgültige Entscheidung darüber, ob ein einzelner Bürger an einem Krieg teilnimmt oder nicht, eine Angelegenheit seines eigenen Gewissens ist. Sie erinnert auch daran, dass sowohl die Lehre der katholischen Kirche (Katechismus, 2311) als auch der dritte Absatz von Artikel 59 der Verfassung der Russischen Föderation diejenigen schützen, die aus Gewissensgründen und religiöser Überzeugung den Gebrauch von Waffen ablehnen. Damit beziehen sich die Bischöfe auch auf die offizielle Ankündigung vom 25. September auf dem Internetportal der russischen Regierung, das auch die am häufigsten gestellten Fragen russischer Bürger beantwortet. Hier wird ausdrücklich erklärt, dass es während der Mobilisierung für Kriegsdienstverweigerer nicht möglich sei, einen Zivildienst abzuleisten, womit den zu den Waffen Berufenen in der derzeitigen Phase der Teilmobilisierung faktisch eine andere rechtliche Möglichkeit als die Entsendung an die Front verweigert wird.
Hingegen sei es katholischen Ordensleuten und Geistlichen, so Bischofskonferenz, kategorisch untersagt sich an der Kriegsführung zu beteiligen. Dabei beziehen sich die Bischöfe auf die Überlieferung der Kirche der ersten Jahrhunderte und die geltenden internationalen Konventionen. Nach Informationen, die Fides vorliegen, sollen in den letzten Tagen mehrere russisch-orthodoxe Priester zu Militärkommissariaten vorgeladen worden sein. Als Motiv für die bisherige Nicht-Einberufung wurde jedoch nicht ihr Status als Geistlicher angeführt, sondern die Tatsache, dass sie anderen Anforderungen nicht entsprechen, die mit den bisherigen Weisungen der Rekrutierungsbüros nicht vereinbar sind. Das Dokument schließt mit einem Appell an alle Katholiken in Russland, "für einen gerechten und sicheren Frieden" zu beten und zu fasten, und an die Priester, die Gläubigen zu diesem Zweck zur Feier von Messen mit besonderen Gebeten für diese Anliegen einzuladen.
(CD) (Fides 29/9/2022)


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