ASIEN/IRAK - Mar Yakoob III. Danil ist neuer Patriarch der Antiken Kirche des Ostens

Dienstag, 7 Juni 2022 mittlerer osten   ostkirchen   ortskirchen   Ökumene   liturgie  

Bagdad (Fides) - Die Alte Kirche des Ostens hat einen neuen Patriarchen: Es ist der bisherige Metropolit von Australien und Neuseeland Mar Yakoob Danil. Die Bischofssynode der Alten Kirche des Ostens, die einberufen wurde, um den Nachfolger des am 11. Februar im Alter von 74 Jahren verstorbenen Patriarchen Mar Addai II. zu wählen, fand vom 30. Mai bis 1. Juni in der St. Odisho's Church (Chicago, Illinois) statt. Der neue Patriarch wird den Namen Mar Yacoob III. tragen. Die Patriarchenweihe wird am 19. August, dem Tag, an dem die Alte Kirche des Ostens das Fest der Verklärung feiert, in der Marienkathedrale in Bagdad stattfinden.
Die Alte Kirche des Ostens ist eine kleine Kirche der syrisch-orientalischen Tradition, die etwa 70.000 Mitglieder zählt und ihre Wurzeln im frühen Christentum hat, das aus einer Spaltung innerhalb der Assyrischen Kirche des Ostens hervorgegangen ist. Zusammen mit der Chaldäischen Kirche und der Assyrischen Kirche des Ostens schöpft die künftig von Mar Yakoob III. geleitete Kirche aus dem Erbe der ersten alten Kirche des Ostens, die das Christentum zuerst nach Persien, Indien und China brachte.
Das Schisma, das zur Gründung der „Alten Kirche des Ostens“ führte, erfolgte 1964 als Reaktion auf die liturgischen Reformen, die von Patriarch Schimun XXII., dem damaligen Oberhaupt der Assyrischen Kirche des Ostens, eingeführt wurden. Zu dieser Zeit lebte Patriarch Schimun im Exil in den Vereinigten Staaten, nachdem er 1933 aus dem Irak vertrieben worden war. Als Jugendlicher hatte er eine britische Ausbildung unter der Schirmherrschaft des Primas der Kirche von England erhalten. Seine Entscheidung, die Fastenzeit zu verkürzen und den gregorianischen Kalender zu übernehmen, rief im Irak eine Reaktion der kirchlichen Kreise hervor, die seit langem die damals geltende Praxis der erblichen patriarchalischen Sukzession (bei der das Amt des Patriarchen von Onkel zu Neffe weitergegeben wurde) anfechten und sich gegen weitere "Neuerungen" wehren, die aus dem Ausland auferlegt wurden.
Der Teil des Klerus, der dadurch in einen Konflikt mit Patriarch Shimun XXII. Geriet, stellte sich fortan unter die Jurisdiktion von Bischof Thoma Darmo, der 1969 zum Patriarchen geweiht wurde, seinen Sitz in Bagdad einrichtete und begann, die neue kirchliche Struktur, die so genannte Alte Kirche des Ostens, zu leiten. Nach dem Tod von Thoma Darmo im Jahr 1970 wurde Mar Addai II. zu seinem Nachfolger gewählt, der das Amt bis zu seinem Tod innehatte.
Kurz vor der Wahl des neuen Patriarchen war der Versuch erneut gescheitert das Schisma beizulegen (vgl. Fides 10/05/2022). In Chicago in den Vereinigten Staaten hatten Gespräche zwischen Vertretern der Assyrische Kirche des Ostens und der Alten Kirche des Ostens statt. Die Bischöfe wollten versuchen im Rahmen der Zusammenkunft, die Einheit zwischen den beiden alten Ostkirchen, die 1967 getrennt wurden, zu fördern und wiederherzustellen. Die Arbeitssitzungen der beiden Delegationen begannen am Montag, den 9. Mai, und werden in den nächsten Tagen fortgesetzt. Im Laufe des Monats Mai fanden mehrere Arbeitssitzungen zwischen den beiden Delegationen statt, ohne dass konkrete Ergebnisse erzielt wurden. Verschiedenen Quellen zufolge konnte bei den Treffen keine Einigung über eine Reihe von strittigen Punkten erzielt werden, die gelöst werden müssen, um die vollständige Wiedervereinigung der beiden kirchlichen Strukturen zu erleichtern. Wie die Website „BaghdadHope“ berichtet, gelang es den Delegationen unter anderem nicht, einen Kompromiss über die Definition eines gemeinsamen liturgischen Kalenders und über Fragen der Zusammensetzung der jeweiligen Hierarchien in einem einzigen bischöflichen Gremium zu erzielen.
(GV) (Fides 7/6/2022)


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