AFRIKA/SOMALIA - Bischof Bertin zur Wahl des neuen Präsidenten: „Neue Regierung verdient eine Chance“

Mittwoch, 1 Juni 2022

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Mogadischu (Fides) - Die Wahl von Hassan Sceikh Mahamud, ehemaliger Präsident und Gründer einer Privatuniversität, wurde von internationalen und regionalen Führungskräften begrüßt und hat bereits für erste Veränderungen und neue Hoffnung am Horn von Afrika gesorgt (vgl. Fides 20/5/2022).
Über den möglichen neuen Kurs in Somalia sprach Fides mit Bischof Giorgio Bertin von Dschibuti, der auch Apostolischer Administrator von Mogadischu ist.
Herr Bischof, ist mit der Wahl von Hassan Sceikh Mahamud bereits von einem neuen Kurs in Somalia die Rede?
Es ist schwierig, von einem neuen Kurs in Somalia zu sprechen: Ich habe in diesem Land schon verschiedene "neue Kurse" gesehen. Mit der Wahl eines neuen Präsidenten keimt immer wieder die Hoffnung auf, die ich dann im Laufe der Jahre auch wieder schwinden sah, und das war auch bei der Wahl von Mohamed Abdullahi Mohamed Farmajo der Fall. Wir hatten viel Hoffnung, die dann aber leider schwand. Ich betrachte die Ergebnisse dieser Wahlen mit großer Vorsicht und stelle mich und meine Gläubigen auf die Seite derer, die hoffen, und nicht derer, die verzweifeln und die Hoffnung aufgeben: Wir müssen der neuen Regierung, die im Entstehen begriffen ist, immer eine Chance geben, aber unter Berücksichtigung der Hindernisse wie Clan-Strukturen, internationale Akteure, die Einfluss nehmen.
Wie erleben Sie aktuelle Zeit der großen Trockenheit?
In Dschibuti ist die Dürre in gewissem Maße endemisch, während die Situation in Somalia auch deshalb dramatisch ist, weil es keine staatlichen Institutionen gibt, die das gesamte Gebiet verwalten können. Außerdem sind die al-Shabāb, die keine Normalisierung in Somalia wollen, in ländlichen Gebieten aktiv. Doch in diesem Land gibt es nicht nur eine Naturkatastrophe, sondern auch eine institutionelle Katastrophe. Auch Äthiopien befindet sich hier auf einem sehr gefährlichen Weg.
Caritas Somalia hat im somalischen Puntland 2012 das Dryland-Projekt finanziert, das 2015 mit dem Bau von 103 Brunnen abgeschlossen werden konnte, von denen derzeit 18.000 Menschen profitieren. Wie sieht nun Ihr Engagement für diesen neun Notfall aus?
Es gibt Möglichkeiten zu helfen, wir haben es in der Vergangenheit getan und wir tun es immer noch. Wir reagieren aktuell auf diese schreckliche Notlage mit Soforthilfe für die Vertriebenen und Engagement für die Entwicklung. Wir haben gesehen, dass es möglich ist, Projekte zu realisieren. Es besteht immer die Möglichkeit, in Somalia zu arbeiten (vgl. Fides 23/5/2022)
(GF/AP) (Fides 01/06/2022)


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