AFRIKA/ÄGYPTEN - Christen aus Untersuchungshaft entlassen: Amnesty International hatte “willkürliche” Festnahme beklagt

Montag, 25 April 2022 ostkirchen   ortskirchen   sektierertum   gesetze   politik   ostern  

coptstoday

Samalut (Fides) - Die neun koptischen Christen, die sich seit dem 30. Januar dieses Jahres in Untersuchungshaft befanden, weil sie an einer Kundgebung christlicher Einwohner des Dorfes Ezbet Faragalá in der ägyptischen Provinz Minya teilgenommen hatten, um gegen die Verzögerungen beim Wiederaufbau ihrer 2016 durch einen Brand zerstörten Kirche zu protestieren wurden am Samstag, den 23. April freigelassen. Die neun Verhafteten konnten ihre Angehörigen wiedersehen und mit ihnen an den orthodoxen Osterfeierlichkeiten teilnehmen, die von den koptischen Kirchen am Sonntag, dem 24. April, begangen werden.
Am 30. März hatte Amnesty International die ägyptische Regierung aufgefordert, die neun inhaftierten Christen freizulassen, die zwei Monate lang "willkürlich" festgehalten worden waren.
Die Frage der Errichtung und des Wiederaufbaus christlicher Gotteshäuser verursacht immer wieder Spannungen und Konflikte zwischen den christlichen Gemeinschaften Ägyptens und den örtlichen Behörden.
Bis 2016 wurde der Bau neuer christlicher Gotteshäuser durch die so genannten "10 Regeln", die 1934 vom Innenministerium in die osmanische Gesetzgebung aufgenommen wurden, eingeschränkt und sogar behindert. In vielen Fällen hatte die strikte Anwendung dieser Vorschriften den Bau von Kirchen in von Christen bewohnten Städten und Dörfern verhindert, insbesondere in den ländlichen Gebieten Oberägyptens.
In den Jahrzehnten nach der Verhängung der "Zehn Regeln" wurden in ganz Ägypten viele Kirchen und Kapellen spontan und ohne die erforderlichen Genehmigungen gebaut. Auch heute noch werden solche Gebäude, die von lokalen christlichen Gemeinschaften ohne gesetzliche Genehmigung errichtet wurden, immer wieder als Vorwand benutzt, um sektiererische Gewalt zu schüren.
Das neue Gesetz über Gebetsstätten, das im August 2016 vom ägyptischen Parlament ratifiziert wurde, hat es auch ermöglicht, einen offiziellen Prozess der "Legalisierung" christlicher Gebetsstätten einzuleiten, die in der Vergangenheit ohne die erforderlichen Genehmigungen errichtet wurden. Der zu diesem Zweck eingesetzte Regierungsausschuss ist unterdessen bereits 20 Mal zusammengetreten und hat jedes Mal seine Zustimmung zur Legalisierung von Kirchen und Kirchengebäuden gegeben, die zuvor ganz oder teilweise als gesetzlich nicht genehmigt galten. Erst kürzlich hat der ägyptische Präsident Abdel Fattah al Sisi bei der Erläuterung der Leitkriterien für die Urbanisierungspläne der ägyptischen Führung (vgl. Fides 7.3.2022) bekräftigt, dass neu errichtete Städte den Bau einer Kirche in ihren Stadt- und Regulierungsplänen vorsehen müssen, selbst wenn dieses christliche Gotteshaus nur von einer kleinen Zahl von Christen besucht und genutzt wird.
(GV) (Fides 25/4/2022)


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