AFRIKA/SUDAN - „Wir müssen die Kirche und die Bevölkerung des Südsudan in einem historisch entscheidenden Moment unterstützen“. Appell der Ordensoberen

Dienstag, 13 Juni 2006

Khartum (Fidesdienst) - Im März dieses Jahres besuchte eine Delegation der Union of Superiors General und der International Union of Superiors General (USG/UISG) auf Einladung der Ortsbischöfe den Südsudan und die Nuba-Berge. Der Besuch sollte vor allem der Prüfung der Lebensbedingungen der Menschen und der Kirche vor Ort als Grundlage für die Planung konkreter Hilfsmaßnahmen dienen. Zum Abschluss ihrer Reise veröffentlichten die Ordensoberen einen Bericht.
Neben der formellen Einladung der Bischöfe gab es auch andere Gründe für die Entsendung einer Mission der Ordensoberen. Insbesondere die Unterzeichung des Friedensabkommens im Januar 2005 und das Ende eines 21jährigen Bürgerkriegs zwischen der Regierung in Khartum und den Rebellen der Sudanesischen Beifreiungsarmee, das für die Menschen eine wichtig Wende mit sich brachte: 2011 werden sie sich im Rahmen eines Referendums darüber abstimmen, ob sie die Einheit mit dem Sudan (mit einer gewissen Autonomie für die südlichen Staaten) oder die Unabhängigkeit wünschen. „Nach 21 Bürgerkriegsjahren, während denen die Kirche und die Zivilbevölkerung großes Leid erfahren mussten, ist die Kirche immer noch sehr angeschlagen“, heißt es im Bericht der Delegation der Ordensleute. „Die Bischöfe in der Region sind sich der Bedeutung dieses besonderen historischen Moments bewusst und bitten internationale religiöse Institutionen um Unterstützung“.
Die Herausforderungen, denen die Ortskirche gegenüber steht, sind im Wesentlichen fünf: Versöhnung, Rehabilitation, Wiederaufbau, Flüchtlingsrückführung und Erziehung. In diesem bieten sich der christlichen Gemeinde auch Möglichkeiten, die genutzt werden sollten. „Dies ist eine Zeit des Wandels und der Veränderungen“, heißt es in dem Papier. „Der Kirche bietet sich die Möglichkeit, sich von einer Kirche in der Offensive in eine evangelisierende Kirche zu verwandeln mit der Leidenschaft für Christus und der Leidenschaft für den Menschen.“
Nach Ansicht der Vertreter der Orden sollte die Kirche auch dazu beitragen, dass unter der Zivilbevölkerung ein Bewusstsein für die Bedeutung des Referendums von 2011 entsteht, damit sie bei dem Urnengang eine freie und bewusste Entscheidung treffen.
Was die religiöse Situation anbelangt, stellen die Ordensleute fest, dass sich „während der Zeit des Krieges, vor allem dank der Katechisten, der Glaube rasch ausbreitete. Doch nun in Zeiten des Friedens ist es notwendig, dass dieser Glauben genährt wird, der sonst zerbrechlich bleibt“. Aus diesem Grund müsse die Präsenz der Ordensleute im Land gestärkt werden. „Die Orden können eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, das Erziehungs- und Gesundheitswesen und die sozialen Einrichtungen im neuen Sudan zu entwickeln“, heißt es im Bericht.
Im Südsudan herrscht weiterhin extreme Armut und die Region braucht internationale Unterstützung. Die von den internationalen Hilfswerken verbreiteten Daten sind beeindruckend: 80% der Einwohner des Südsudan wurden mindestens einmal im Laufe der vergangenen 15 Jahre aus ihrer Heimat vertrieben; 92% der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze; die Rate der Analphabeten liegt unter 15%, während 88% der Frauen Analphabetinnen sind; jedes zehnte Kind stirbt im Alter unter 5 Jahren.
Angesichts der gegenwärtigen Lage fordern die Ordensleute zur Hoffnung auf: „Die Geschichte des Christentums im Sudan war stets sowohl vom Leid als auch von der Treue zum Glauben gekennzeichnet. Trotz der Schwierigkeiten blicken die Menschen optimistische in die Zukunft“. (LM) (Fidesdienst, 13/06/2006 - 45 Zeilen, 515 Worte)


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