AFRIKA/TSCHAD - Hinter dem versuchten Staatsstreich verbergen sich Machtkämpfe innerhalb des Clans des Präsidenten und externe Einflüsse

Donnerstag, 16 März 2006

N’Djamena (Fidesdienst) - „Die Situation ist ruhig, der Verkehr regulär, die Menschen gehen wie jeden Tag zur Arbeit. Doch hinter der scheinbaren Ruhe verbirgt sich eine tiefe Sorge um die Zukunft“, so Beobachter aus Kreisen der Ortskirche in N’Djamena, der Hauptstadt des Tschad, wo in der Nacht zwischen dem 14. und 15. März die Sicherheitskräfte einen Putschversuch und damit den Sturz des Präsidenten Idriss Déby abwenden konnten. Wie aus Kreisen der tschadischen Regierung mitgeteilt wird sollte das Flugzeug des Präsidenten bei seiner Rückkehr aus Eritrea abgeschossen werden, wo er an einem Gipfeltreffen der Zentralafrikanischen Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft teilgenommen hatte.
Nach Berichten der einheimischen Behöriden, handelt es sich bei den „Denkern“, die sich hinter den Komplott verbergen um die Zwillingsbrüder Tom und Timan Erdimi, zwei ehemalige Kabinettchefs des Präsidenten Deby, die sich im vergangenen Dezember der sich im Exil befindlichen Opposition angeschlossen haben und um den ehemaligen Oberstabsführer der tschadischen Armee, General Seby Aguid, der sich einer Rebellengruppe angeschlossen hat, die sich aus abtrünnigen Soldaten zusammensetzt.
„Es handelt sich also um ein Familienkomplott“, so die Beobachter. „Die Brüder und Cousins des Staatsoberhaupts, hegen Unmut ihm gegenüber, weil er ihnen nicht die geforderten Privilegien gewähren wollte. Der Clan des Präsidenten kritisiert auch dessen politische Linien in der Krise mit dem Sudan. Die sudanesischen Volksstämme, die unter dem Konflikt in der sudanesischen Region Darfur an der Grenze zum Tschad leiden, stehen dem Clan des Präsidenten nahe, weshalb eine rigiderer Politik gegenüber Khartum gefordert wird“.
Im Mai sollen im Tschad Parlaments- und Präsidentschaftswahlen stattfinden, bei denen Deby erneut für eine weitere Amtszeit kandidieren wird. „Die Spannung wird wahrscheinlich wachsen, weil die Regionen im Süden einen Präsidenten wollen, der sich auch ihrer Anliegen annimmt. Seit der zweiten Hälfte der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts kommen die Präsidenten des Landes aus dem Norden. Die südlichen Regionen fordern nun einen Ausgleich der Situation.“
„Ein weiterer Faktor, den man berücksichtigen sollte“, so der Bobachter weiter, „sind die Konflikte mit einigen Nachbarländern und mit verschiedenen nichtafrikanischen Ländern, die versuchten die Situation im Tschad zu ihren Gunsten zu beeinflussen“.
Der Tschad ist seit kurzem Erdölexportland. Im Aouou-Streifen an der Grenze zu Libyen gibt es zudem große Uranvorkommen. (LM) (Fidesdienst, 16/03/2006 - 34 Zeilen, 371 Worte)


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