AFRIKA/TSCHAD - Eine Woche nach Tod von Oppositionellem: Ruhe in N’Djamena scheinbar wieder hergestellt

Dienstag, 5 März 2024 soldaten   gewalt  

N'Djamena (Fides) - In N'Djamena, der Hauptstadt des Tschad, herrscht wenige Tage nach der Ermordung von Yaya Dillo, dem Führer der Oppositionspartei PSF (Sozialistische Partei ohne Grenzen) scheinbare Ruhe. Dillo kam am 28. Februar bei einem Angriff der Armee auf das Hauptquartier der Partei, deren Vorsitzender er war, ums Leben (vgl. Fides 29/2/2024)
"Die Stadt scheint ruhig zu sein, wird aber von Militär- und Polizeipatrouillen bewacht", berichten lokale Quellen gegenüber Fides. "Die Kontrollpunkte sind besonders nachts verstärkt. Auf einer Strecke von 7 km sind wir letzte Nacht auf nicht weniger als sechs Kontrollpunkte gestoßen". "Selbst Telefon- und Internetverbindungen werden manchmal unterbrochen und dann wiederhergestellt, wie gestern geschehen. Die Internetverbindungen wurden reaktiviert, aber wir stellen fest, dass ihre Geschwindigkeit im Vergleich zu früher nachgelassen hat", so die Quellen weiter. "All dies geschieht, während die Bevölkerung in einer Mischung aus Angst und Verbitterung über die Geschehnisse lebt."
Die Regierung behauptet, Dillo sei bei dem Angriff der Armee auf das PSF-Hauptquartier getötet worden, weil er sich geweigert habe, sich zu ergeben und sich den Behörden auszuliefern, die ihn beschuldigten, an dem Angriff auf das Hauptquartier der Sicherheitsdienste beteiligt gewesen zu sein, um ein hochrangiges Parteimitglied zu befreien, das seinerseits beschuldigt wurde, versucht zu haben, den Präsidenten des Obersten Gerichtshofs zu ermorden (vgl. Fides 28/2/2024).
Stattdessen behauptet der PSF-Sprecher, Dillo sei bei einer willkürlichen Hinrichtung durch einen Kopfschuss aus nächster Nähe getötet worden.
Übergangspremierminister Succès Masra, der sich im Ausland aufhält, versprach unterdessen eine internationale Untersuchung im Zusammenhang mit der Ermordung von Dillo.
Das Hauptquartier der Partei wurde inzwischen dem Erdboden gleichgemacht, was die Vermutung aufwirft, dass verheimlicht werden soll, wie es zu den Zusammenstößen kam.
"Das Schicksal des Onkels des derzeitigen Präsidenten Mahamat Idriss Déby Itno, General Saleh Déby Itno, der sich den Reihen der PSF angeschlossen hatte und am 28. Februar verhaftet wurde, bleibt ungewiss", so die Quellen. Unabhängige Analysten haben unterdessen festgestellt, dass der Konflikt zwischen dem Clan des Präsidenten (Yaya Dillo war ein Cousin des derzeitigen Präsidenten) und der ethnischen Gruppe der Zaghawa besteht. Letztere lebt zwischen dem östlichen Tschad und dem sudanesischen Darfur, und es ist kein Zufall, dass nach Angaben der Beobachter "unmittelbar nach dem Angriff auf das PSF-Hauptquartier Gerüchte über eine bewaffnete Kolonne aus dem östlichen Tschad auf dem Weg nach N'Djamena kursierten, die sich später als falsch herausstellten". Eine "Fake News", die aber bezeichnend für das Klima ist, in dem sich das Land im Vorfeld des Wahlkampfs für die erste Runde der Präsidentschaftswahlen am 6. Mai befindet.
(L.M.) (Fides 5/3/2024)


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