AFRIKA/MADAGASKAR - Präsidentschaftswahl: Korruption und Illegalität weit verbreitet

Mittwoch, 19 September 2018 politik   wahlen   korruption  

Atananarivo (Fides) - „Politiker kämpfen oft nur für ihre eigenen Interessen: Sie stellen sich nicht in den Dienst des Landes oder der Menschen, weil ihnen der Sinn für das Gemeinwohl fehlt", so Pater Prospere Ratovomananarivo, Leiter der katholischen Zeitung "Lakroa", im Gespräch mit Fides zur politischen Situation in Madagaskar mit Blick auf die Präsidentschaftswahlen vom 26. November.
"Unsere Probleme können sowohl in wirtschaftlicher als auch in politischer Hinsicht", so Pater Prospère, "unter dem Begriff ‚Egoismus’ zusammen fassen. Die weit verbreitete Gesetzlosigkeit, das Missmanagement öffentlicher Angelegenheiten und die starke Abhängigkeit von externer Hilfe sind das Ergebnis dieser Selbstsucht. Dies führt zu einer kontinuierlichen Verschlechterung in fast allen Bereichen: Infrastruktur, Wirtschaft, Politik, gemeinsame Mentalität, also alles ist unstrukturiert und dysfunktional".
Angesichts der bevorstehenden Wahlen ist die politische Situation chaotisch. "Die Zukunft“, so Pater Prospère, „ist unsicher und wenig hoffnungsvoll: Wir haben viel Zeit in sich wiederholenden und zyklischen politischen Krisen verloren, die uns tief getroffen haben. Diese Krisen belasten die Wirtschaft und damit das Leben der Menschen. Das Land ist unfähig diese Situation zu überwinden".
Es gibt 36 Kandidaten bei den Wahlen, aber die Entscheidung wird voraussichtlich zwischen drei ehemaligen Präsidenten Andry Rajoelina, Marc Ravalomanana, Hery Rajaonarimampianina stattfinden.
Äußere Einflüsse werden die Wahl ebenfalls belasten. Besonders Frankreich, eine ehemalige Kolonialmacht, hat immer noch Gewicht im politischen, wirtschaftlichen und sozialen Leben der Insel. "Frankreich spielt eine wesentliche, ich würde sogar sagen, ursprüngliche Rolle in Madagaskars Außen- und internationaler Politik", fährt Pater Prospère fort. Frankreich gibt bei der Politik der Europäischen Union gegenüber Madagaskar die Richtung an. Die internationale Gemeinschaft, Frankreich und die Europäische Union an der Spitze, unterstützen und fördern den Wahlprozess".
In diesem Rahmen behält die katholische Kirche durch Kardinal Odon Marie Arsène Razanakolona und die Bischofskonferenz eine neutrale, aber deshalb nicht passive Position. "Man darf sich nicht von skrupellosen Politikern manipulieren lassen", heißt es in der Botschaft, die am Ende der Vollversammlung der Bischöfe von Madagaskar im Mai veröffentlicht wurde. "Wir müssen wachsam sein im Hinblick auf ihre schönen Wahlversprechen und jeder Form von Einschüchterung widerstehen", schreiben die Bischöfe.
Nach Ansicht der Bischöfe "muss ein gutes Staatsoberhaupt sein Leben dem Wohl seines Landes widmen, an Gott glauben und weise sein, auf nationale Souveränität bedacht sein, vor allem Gemeinwohl suchen, ehrlich und respektvoll sein gegenüber dem gegebenen Wort. Er muss auch wissen auch, wie man zuhört und Meinungen austauscht und offen für Diskussionen ist. Er muss die madagassische Kultur kennen, alle Madagassen auf die gleiche Stufe stellen und es schließlich vermeiden, die Staatsangelegenheiten mit denen seiner politischen Partei, seiner Religion oder seinen privaten Investitionen zu vermischen" .
(EC) (Fides 19/9/2018)


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