EUROPA/ITALIEN - Ordensleute sind berufen, auf den Ozean des Internet „hinauszufahren“

Donnerstag, 9 März 2006

Roma (Fidesdienst) - Professor Vincenzo Comodo ist Doktor in Soziologie und Kommunikationswissenschaft und Dozent am Päpstlichen Athenäum „Regina Apostolorum“ und am „Claretianum“. Vor kurzem veröffentlichte er ein Buch mit dem Titel Cons@crati on line. Rotte per la naviganzione dei religiosi in internet (Ordensleute online. Navigationskurse für Ordensleute im Internet), in dem er sich mit der interessanten und vielschichtigen Beziehung zwischen dem Internet und dem gottgeweihten Leben befasst. Es folgt ein Beitrag des von Prof. Dr. Comodo zu diesem Thema:
„Immer mehr Ordensleute nutzen das Internet und die Zahl der von ihnen veröffentlichten Websites nimmt stetig zu. Es sollen jedoch nicht nur Trends untersucht werden, sondern es ist nützlich auch die „Verbindung“ zu untersuchen, die zwischen dem Internet und dem gottgeweihten Leben entstanden sind. Es gibt viele Gründe, zu den wichtigsten gehören: die Erläuterung der potentiellen Möglichkeiten, die das Internet für Ordensleute bei der Ausübung ihre apostolischen Sendung bietet; die wichtige Gelegenheit, als religiöser Orden in aller Welt bekannt zu werden.
Es könnte banal erscheinen, doch damit wir unsere „Untersuchung“ fortführen können ist es notwendig, zu wissen, was Internet ist. Und zwar aus einem einfachen Grund: Internet ist kein einfaches Massenmedium, wie zum Beispiel das Fernsehen, der Rundfunk, der Kinofilm oder die Presse, sondern es ist mehr. Viel mehr: es ist ein kulturelles Umfeld. Denn hier gibt es alles und man findet alles: Kulturen jeder Art, Angebote jeder Art, Menschen aus allen Ländern. Es ist nicht schwer zu verstehen, dass es dabei um einen Ort der globalen und interaktiven Begegnung geht. Hier finden bisher unbekannte Dynamiken der Sozialisierung von planetarischer Tragweite statt; hier werden neue Wege des Entstehens und Konsumierens der Kultur verbreitet.
Vor diesem Hintergrund darf die dringliche Notwendigkeit der Aktualisierung der Beziehungen zwischen den Ordensleuten und dem erneuerten System der Kommunikation nicht vernachlässigt werden. Es sollte dabei auch darauf hingewiesen werden, wie wichtig es ist, eine gewisse traditionelle (deshalb aber nicht überholte) Vision der Medien von ihrer Altlast zu befreien, die auf einer einfachen passiven Nutzung beruhte und damit der Unmöglichkeit, aktiv am Prozess der Kommunikation teilzunehmen - wie dies zum Beispiel geschieht, wenn man fernsieht oder eine Zeitung liest. Der Grund für diese Erneuerung besteht deshalb gerade im freien Zugang zum Internet. Jeder kann hier mitmachen; und jede Kultur kann hier präsent sein und Erfolg haben. Doch die Notwendigkeit rechtfertigt sich vor allem durch die negativen Folgen, die diese völlige Öffnung bei den „Surfern“, die schwach oder alleine sind, verursachen kann oder auch bei der Kirche, ihrer Mission, den Ordensleuten oder ihren Instituten. Es gibt viele, die das Netz mit unsittlichen und unanständigen Dingen beschmutzen. Und es sind nicht wenige, die Pseudoreligionen, vergängliche und antichristliche Kulturen verbreiten und damit das Gottesvolk, sein Heilswerk und insbesondere die Ordensleute gefährden. In diesem Zusammenhang sollte man sich zum Beispiel die vielen Internetseiten vor Augen führen, die Bilder oder Tonträger enthalten, die sich über Christus, die Heiligen, den Papst und die Ordensleute lustig machen. Was soll man also tun? Diese Beleidigungen über sich ergehen lassen, oder sie ignorieren? Die Surfer in den virtuellen Wogen sich selbst überlassen? Oder versuchen ihnen zu helfen? Es zulassen, dass die Kulturen, die mit der christlichen nicht vereinbar sind das Web erobern und es beherrschen?
Angesichts dieser Fragen ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass das Internet ein unendliches Terrain der interkulturellen und werte übergreifenden Herausforderungen darstellt. Doch es ist ebenso wichtig, dass unter den Ordensleute gerade auf die die Medienschaffenden und Kultursachverständigen hingewiesen wird, die aufgrund der eigenen Weihe die kirchliche Kultur fördern, das Evangelium verkünden und denjenigen helfen können, die in den aufgewühlten Gewässern des Internet um Hilfe bitten. Um als @postel im Internet und Seelsorger online tätig werden zu können ist es unverzichtbar, dass man das Internet gründlich kennt und um die Risiken und Gefahren weiß, die sich hier verbergen, doch auch um den Nutzen und um den Missbrauch der mit dem Internet verbunden ist.
Unter den Möglichkeiten, die sich den Kongregationen bieten, sollten vor allem jene „Anwendungen“ genannt werden, die der Förderung der Gründungscharismen und der Einführung neuer Initiativen dienlich sein können. Insbesondere geht es dabei auch um die Förderung neuer Ordensberufe. Man braucht dabei nur an die zahlreichen Berufe denken, die bereits im Internet „entdeckt“ oder geboren wurden. Dabei sollte auch die Möglichkeit neuer Kommunikations-„Programme“ in Betracht gezogen werden, die für die Ordensleute untereinander entstehen: sowohl in den einzelnen Instituten als auch zwischen den verschiedenen Orden. Auf diese Weise kann die Weihe gemeinsam erlebt und Wissen oder Erfahrungen ausgetauscht werden.
Dies ist kurz zusammengefasst auch der Inhalt des Buches, das von Schwester Enrica Rosanna, Untersekretärin des Päpstlichen Rates für die Ordensleute und die Gesellschaften des Apostolischen Lebens, vorgestellt wurde. Ohne den Anspruch zu erheben, alles zum Thema gesagt zu haben, hege ich trotzdem die Hoffnung, dass ich damit einen kleinen Beitrag dazu leisten konnte, dass die Ordensleute mit Hilfe dieses „Netzes“ zu „Menschenfischern“ werden können“. (Vincenzo Comodo) (Fidesdienst, 09/03/2006 - 67 Zeilen, 813 Worte)


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