AMERIKA/BRASILIEN - Indigener Priester über die Bischofssynode für das Amazonas-Gebiet: "Die Kirche spielt eine wichtige Rolle beim Schutz der Vielfalt der Völker“

Mittwoch, 8 November 2017 eingeborene   tribalismus   ortskirchen   bischofssynode   synodalität   priester   mission   entwicklung   umwelt  

Cachoeira (Fides) - „Eines der Ziele der Sondersynode für die Amazonas-Region, ist es, neue Wege für die Evangelisierung der indigenen Völker in allen Regionen des Amazonasgebiets zu finden. Aber viele indigene Völker wissen aus einem bestimmten Grund nichts von dieser Synode: viele indigene Gemeinden sind von den städtischen Zentren weit entfernt, daher haben sie keinen Zugang zu Informationen. Das ist besorgniserregend. Mit dieser Synode übernimmt die Kirche eine wichtige Rolle auf religiöser, politischer, ethischer und moralischer Ebene beim Schutz der Artenvielfalt, Biome, Wälder, Berge, Seen, der Lebewesen und der Vielfalt der Völker“, so in der in Pari-Cachoeira an der Grenze zwischen Brasilien und Kolumbien geborene Pfarrer Justino Sarmento Rezende aus dem Volk der Tuyuka im Interview mit Fides. Pfarrer Justin ist der erste einheimische Salesianer, der vor 23 Jahren zum Priester geweiht wurde. Dank seiner Arbeit in verschiedenen Gemeinden und wegen seines besonderen Engagements für indigene Bildung, ist er nicht nur beliebt bei den Menschen in Rio Negro, sondern er ist auch einer der größten Experten des Landes, was indigene Völker anbelangt. Über die Einstellung der indigenen Völker zu der von Papst Franziskus für Oktober 2019 einberufenen Sondersynode sprach Fides im Interview mit Pfarrer Sarmento interviewt.

Was sollten Ihrer Meinung nach die Ziele der Bischofssynode sein?

Eines der Ziele ist es, neue Wege für die Evangelisierung indigener Völker zu finden. In allen panamazonischen Regionen gibt es bereits viele gute, innovative und erfolgreiche Erfahrungen. Aber es handelt sich um lokale Initiativen kleiner Gruppen und sie haben keine regionale, nationale oder globale Reichweite. In Diözesen werden sie zwar erfolgreich umgesetzt, doch sie sind nicht für alle Gemeinschaften gleichsam geeignet.
Die indigenen Völker sind reich an kultureller und sprachlicher Vielfalt. Ich glaube, dass diejenigen, die direkt an der Vorbereitung der Synode beteiligt sind, bereits auf den Weg gebrachte Initiativen berücksichtigen sollten, die gute Ergebnisse liefern, denn sie könnten einen wertvollen Beitrag zu den Synodenarbeiten leisten.

Wissen die indigenen Völker von dieser Synode?

Das ist ein Punkt, der uns Sorge bereitet. Ich denke, dass viele indigene Völker aus einem bestimmten Grund nichts über diese Synode wissen: viele Gemeinden sind weit von städtischen Zentren entfernt, daher haben sie keinen Zugang zu Informationen.
Priester und Missionare, die über die Veranstaltung Bescheid wissen, müssen die Menschen über die Synodenversammlung informieren. Sie müssen Gemeinschaften einbeziehen, damit diese sich intensiv beteiligen. Es ist wichtig, dass führende Vertreter der indigenen Völker, Kommunionhelfer Lehrer, und indigene Priester und Ordensleute an Veranstaltungen teilnehmen, bei denen über die Themen gesprochen wird, die bei der Synode berücksichtigt werden sollten.
Ich weiß nicht, wie viele einheimische Priester wir im Amazonasgebiet genau sind, doch ich hoffe, dass die Bischöfe von Diözesen, in denen indigene Völker leben, das Gespräch mit ihnen suchen.

Was bedeutet diese Entscheidung des Papstes für Sie?

Für mich bedeutet dies, dass die Kirche eine wichtige Rolle übernimmt und zwar unter religiösen, politischen, ethischen und moralischen Gesichtspunkten, wenn es um den Schutz der biologischen Vielfalt, der Biome, Wälder, Berge, Seen, Lebewesen und der Vielfalt der Völker geht. Indigene Völker benötigen so wie dem Rest des Planeten die Kontinuität dieser Realitäten, damit das Leben weitergeht. Wenn wir diese Natur nicht respektieren, wird sie sich gegen den Menschen wenden. Für die indigen Völker steht das Leben in einer engen Beziehungen zu anderen Lebewesen und zur Natur. Wir schützen diese Lebensformen, wir respektieren sie, ohne sie zu zerstören, indem wir nur das auf ausgewogene Weise nutzen, was wirklich notwendig ist. Wenn man sie zerstört, hat das negative Folgen für alle Menschen. Deshalb glaube ich, dass die Synode wichtige Debatten in verschiedenen Ländern der panamazonischen Region anstoßen wird.

Welche Themen sollten nicht aus der Synodaldebatte herausgelassen werden?

Ein wichtiges Thema ist es, Instrumente zu erörtern, zu vertiefen und zu schaffen, damit Gottesdienste in indigenen Sprachen offiziell anerkannt werden. Wo es dies bereits gibt, sollten diejenigen, indigenen Völkern zusammenarbeiten, dazu angeregt werden, die Richtlinien der Synode in die Praxis umzusetzen. Dazu gehören das Erlernen der einheimischen Sprachen und das Kennenlernen der Kulturen. Das Thema der Weiheämter und des Diakonats für Verheiratete darf nicht ausgelassen werden. Es gibt unterschiedliche Meinungen zu diesem Thema bei Eingeborenen und Bischöfen, aber ich denke, es ist wichtig, dass das Thema angesprochen wird.

Was erwarten Sie von dieser Sondersynode?

Ich hoffe, es ist eine neue Erfahrung für die Kirche im Amazonasgebiet. Wenn ich Kirche sage, meine ich alle Getauften, indigenen und nicht-indigene Gläubige, Ordensleute, Diakone, Priester und Bischöfe, Katechisten und Kommunionhelfer sowie führende Vertreter der indigenen Gemeinden. Ich die Veranstaltung trägt dazu bei, dass die Realität im Amazonasgebiet und die dort lebenden Völker besser verstanden werden. Diese Synode sollte dazu beitragen, dass eine neue Sichtweise der Welt auf den Weg gebracht wird und dabei Einfluss auf politische Maßnahmen in der Region nehmen. Ich arbeite daran, dass es für uns indigene Völker ein besonderer Moment werden wird.
(LG) (Fides, 8/11/2017)


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