AFRIKA/UGANDA - „Wir müssen das Klima der Angst beseitigen, damit die Menschen in ihre eigenen Dörfer zurückkehren“, so ein Missionar aus Norduganda zur Nachricht von der möglichen Flucht des Anführers der Rebellen, die die Region in Angst und Schrecken versetzen, in den Kongo

Dienstag, 7 Februar 2006

Gulu (Fidesdienst) - „Es geht weniger darum, ob Kony in den Kongo geflüchtet ist oder nicht, das wahre Problem ist das Klima der Angst, das in der Region herrscht und das wahrscheinlich noch lange anhalten wird“, so ein Missionar aus Gulu, im Norden Ugandas in einem Kommentar zur möglichen Flucht des Anführers der Lord’s Resistance Army (LRA), Joseph Kony, in die Demokratische Republik Kongo. Die LRA treibt seit Jahren in Norduganda ihr Unwesen und zwang damit 2 Millionen Menschen zu einem Leben in Aufnahmelagern für Binnenflüchtlinge.
Wie der Sprecher er ugandischen Armee für den Norden des Landes, Leutnant Chris Magezi berichtet, soll Kony mit einigen wenigen treuen Anhängern aus seiner historischen Hochburg im Südsudan in den Demokratische Republik Kongo geflüchtet sein. „Es wurde uns nicht bestätigt, dass Kony in den Kongo geflüchtet ist“, so der Missionar, der darauf hinweist, dass „ein Klima der Zuversicht unter den Menschen in den Aufnahmelagern geschaffen werden muss.“ „Es ist ein Teufelskreis entstanden: das Klima der Angst führt dazu, dass die Menschen in den Aufnahmelagern Zuflucht suchen“, so der Missionar weiter, „Dadurch sind die Heimatdörfer sich selbst überlassen und die einfachen Hütten dieser Menschen werden von den Guerillakämpfern oder von den Soldaten der Armee niedergebrannt.“
„Es gibt deshalb für viele keinen Anlass zur Rückkehr in die Dörfer“, so der Missionar, „um so mehr als wegen der Verbreitung von Aids und Malaria viele ältere Menschen sterben, die sich noch an die Heimat erinnern, während die jungen bereits in den Camps geboren wurden und keinerlei Interesse daran haben, sich an einem Ort niederzulassen, der ihnen vollkommen fremd ist. Außerdem wird bald die Regenzeit beginnen und die Menschen werden ihr Saatgut in den Feldern in der Nähe der Camps aussähen. Deshalb wird die Rückkehr in die Dörfer auch auf das Warten auf die Erne verzögert.“
Internationale Beobachter scheinen unsicher, was das Manöver des ungreifbaren Anführers der LRA anbelangt. Im ersten Moment schien es als ob Kony sich wieder mit seinem ehemaligen engsten Gefährten, Vincent Otti, zusammentun wollte, der mit rund 400 Männern im Nationalpark in Garamba im Nordosten des Kongo Unterschlupf gefunden hat, wo diese für das Massaker an 8 UN-Soldaten vor zwei Wochen verantwortlich gemacht werden.
Doch es ist auch bekannt, dass es zwischen Kony und Otti zu einem totalen Bruch kam. Deshalb wird auch vermutet, dass der „oberste Anführer“ mit seinen treuen Gefährten Richtung Westen in die Zentralafrikanische Republik geflüchtet sein könnte. Deshalb ist sein gegenwärtiger Aufenthaltsort sehr ungewiss. Es scheint möglich, dass die LRA zu einem regionalen Problem werden könnte, das sich über die ugandischen Staatsgrenzen hinaus ausdehnt.
Die größtenteils aus Mitgliedern des Acholi-Volkes bestehende Miliz kämpft seit 1989 gegen den gegenwärtigen Präsidenten Yoweri Museveni, der 1986 durch einen Staatsstreich an die Macht gelangte, bei dem ein größtenteils aus Acholi-Offizieren bestehendes Regime gestürzt wurde. Die ehemaligen Militärs des Acholi-Volkes flüchteten in den Sudan und gründeten dort verschiedene Rebellenbewegungen, unter anderem die LRA.
Im Norden Ugandas führt die LRA (Lord’s Resistance Army) seit über 18 Jahren einen Bürgerkrieg. Ein Großteil der rund 1,6 Millionen Einwohner des Landes mussten ihre Heimatdörfer infolge der ständigen Ausschreitungen verlassen und leben deshalb in Flüchtlingslagern, wo es ihnen am Notwendigsten fehlt. (LM) (Fidesdienst, 07/02/2006 - 45 Zeilen, 559 Worte)


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