AFRIKA/ÄTHIOPIEN - In einem kürzlich veröffentlichten Dokument bekräftigen die katholischen Bischöfe ihr Engagement und fordern den Respekt der demokratischen Regeln

Freitag, 25 November 2005

Addis Abeba (Fidesdienst) - „Wir möchten unsere tiefe Sorge hinsichtlich der Situation in unserem Land äußern und dabei zu den Bemühungen um Befriedung beitragen“, so die katholischen Bischöfe Äthiopiens, in einer Botschaft an die Katholiken und an alle Menschen guten Willens in Äthiopien.
„Was uns Sorge bereitet“, so die Verantwortlichen der katholischen Kirche in Äthiopien, „ist die Tatsache, dass die Ereignisse in der ersten Novemberwoche nicht als etwas Zufälliges oder Isoliertes betrachtet werden können. Wir haben bereits im Juni dieses Jahres in Addis Abeba Ähnliches gesehen. Wie das Fieber nicht der Grund, sondern nur ein Symptom irgendeiner Krankheit ist, so sind auch die sozialen Unruhen nur das Symptom einer kranken politischen und sozialen Lage“.
Nach den Wahlen im Frühjahr dieses Jahres, bei der die Regierungspartei gewann, kam es zu einer Reihe von Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten, die wegen angeblichen Wahlbetrugs und Unregelmäßigkeiten bei der Stimmabgabe protestieren.
„Obschon der Wahltag friedlich verlief und viel mehr Bürger teilnahmen, als man erwartet hatte, kam es im Zusammenhang mit der Stimmauszählung zu Zweifeln unter Teilen der Wählerschaft“, heißt es in der Botschaft. „Unsere Sorge ist nun, dass es sehr schwierig sein wird, die Meinung jener zu ändern, die weiterhin davon überzeugt sind, dass es bei der Wahl zu Unregelmäßigkeiten kam, obschon die Wahl an einigen Orten sogar wiederholt wurde“.
Der Grund für die gegenwärtige Lage besteht nach Ansicht der Bischöfe darin, dass „trotz mehrerer Versuche kein angemessener politischen Dialog zwischen den Oppositionsparteien und der regierenden Parte zustande kam“.
„Es ist normal, dass in jeder Demokratie in aller Welt eine Opposition zur gewählten Regierung existiert. Eine solche Opposition darf nicht als gesellschaftliches Übel oder als Mangel an Vaterlandsliebe betrachtet werden“, so die Bischöfe. Im Gegenteil, die Opposition sollte eine positive Kontrollfunktion übernehmen und für das politische und soziale Gleichgewicht sorgen.“
Aus diesem Grund wird in dem Verlautbarung auch betont, dass „in einer wahren Demokratie vor allem zwei Gefahren vermieden werden sollten: eine Opposition, deren einziges Ziel es ist, zu behindern und nicht mit der regierenden Partei zusammen zu arbeiten, und eine regierende Partei, die der Opposition jede Möglichkeit der Mitarbeit verwehrt. Ein Parlament ohne korrekte Opposition ist nicht notewendiger Weise eine Quelle für Harmonie und Einklang. Politik muss als edler Beruf zur Förderung des Gemeinwohls betrachtet werden. und nicht als Schlachtfeld der Interessen und des Machtstrebens.“
Was die jüngsten Ereignisse anbelangt, fordern die Bischöfe alle, Demonstranten und Polizei auf, „unter Achtung der Menschenrechte“ zur Rückkehr des Friedens beizutragen.
„Im Namen Gottes, appellieren wir an alle, an Behörden, Oppositionsparteien und an alle äthiopischen Bürger durch eine konstruktive Einstellung zur Lösung des gegenwärtigen Konflikts durch den Dialog und die gegenseitige Achtung beizutragen. Wir fordern alle Männer und Frauen guten Willens auf, im Geist der Versöhnung wieder ein Klima des gegenseitigen Vertrauens, der Gerechtigkeit und des Friedens beizutragen“, so die Bischöfe abschließend. (LM) (Fidesdienst, 25/11/2005 - 42 Zeilen, 483 Worte)


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